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Blut Schatten

Titel: Blut Schatten
Autoren: Rebecca Abrantes
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dringend Urlaub. Das war der erste Gedanke, der beim Erwachen von mir Besitz ergriff. Eine Woche oder gar einen ganzen Monat lang bloß weg und abschalten. Nichts sehen und nichts hören. Vielleicht in der Sonne aalen, sich verwöhnen lassen und die Füße im Pool abkühlen, oder im Meer. Ich sah hohe Palmen und weißen Sand vor mir, ich hörte lieblich singende Vögel und das sanfte Rauschen der Wellen, die am Strand ausliefen. Was für eine herrliche Vorstellung. Dann erblickte ich den Poolboy, der direkt auf mich zukam, elegant ein Tablett balancierend, auf dem sich eisgekühlte Getränke befanden. Ein Gitarrenspieler klimperte vor sich hin. Oh friedvolle Ruhe, hier möchte ich bleiben.
    Als eine braungebrannte, männliche Hand an mir vorbeigriff und das Glas mit der roten Flüssigkeit und dem Strohhalm nebst Schirmchen entgegennahm, verstummten die Vögel, das Wellenrauschen und mit einem schiefen Laut auch die Gitarren. Mein traumhafter Traum war abrupt beendet.
    Verstimmt öffnete ich erst einmal ein Auge. Selbst in meinen Träumen konnte ich der Symbolik einer Bloody Mary nicht entgehen. Verflixt noch eins, das war mein Traum!
    »Habe ich dich geweckt?«
    Mein zweites Auge öffnete sich, und ich fuhr hoch. Zunächst erblickte ich ein Glas, flüssiger roter Inhalt, ohne Schirmchen. Gehalten wurde es von einer gepflegten Hand mit langen, kräftigen Fingern, die ich sehr gut kannte. Der zur Hand gehörende Mann hockte am Fußende meines Bettes und musterte mich mit einem liebevollen Blick.
    »Sommer, Sonne, Strand? Möchtest du mir damit etwas Bestimmtes sagen, Liebes?«
    »Du hast in meinem Traum gestöbert.«
    »Nein.« Ein gewinnendes Lächeln trat auf sein Gesicht. »Die Intensität deiner Fantasie wirkte wie ein Sog und zog mich hinein. Hattest du ein bestimmtes Ziel, oder hast du die Gedanken nur schweifen lassen?«
    »Barbados, Dominikanische, Hawaii. Egal, einfach nur weg«, gab ich bemüht locker zurück und war doch sehr überrascht, als er nachdenklich nickte. »Ja.« Dann sah er mich direkt an und nickte nochmals, bekräftigender. »Ja. Du hast recht. Ich fände Brasilien ganz angenehm. Wie lange brauchst du, um das Notwendigste zusammenzupacken?«
    »Darian, das war ein Scherz. Du willst nicht ernsthaft die Zelte abbrechen, oder? Und wie kommst du ausgerechnet auf Brasilien?«
    Katzengleich erhob er sich, reichte mir seine Hand und zog mich ebenfalls hinauf. Mit einem sanften Ruck lehnte ich an seiner Brust, und seine Arme umfingen mich. »Ein Geschäftspartner von mir besitzt eine kleine Insel in der Nähe von Rio. Ich bin sicher, er überlässt sie uns für eine Weile. Gleichzeitig könnte ich einige Angelegenheiten vor Ort regeln. Und mir scheint, du könntest ein paar Tage Erholung durchaus gebrauchen.«
    »Die könnten dir nach den Geschehnissen der letzten Tagen ebenfalls nicht schaden«, gab ich zurück, sah auf das geleerte Glas am Boden und lächelte. »Wie schön, dass einiges noch so ist, wie es war.« Dabei schob ich meine Hand über seinen Brustkorb und seufzte innerlich. Liebevoll drückte ich meine Lippen auf die Stelle über seinem klopfenden Herzen. Ja, es war wieder so, wie es sein sollte. Dennoch meldeten sich bei mir Bedenken an. »Können wir denn so einfach abhauen?«
    »Warum nicht? Alistair kann sich um den Umbau kümmern, er hat die Pläne vorliegen. Um Erni und Duncan müssen wir uns ohnehin keine Gedanken machen, und was Jason betrifft, so gehe ich davon aus, dass er es kaum erwarten kann, seine Frau wiederzusehen. Wir hätten also sturmfrei.«
    Das klang überaus verlockend. Keine Familie, keine Verpflichtungen. Fast himmlische Verhältnisse, wenn da bloß nicht die Schatten der vergangenen Stunden und Tage wären.
    »Das ist geklärt«, antwortete er sichtlich vergnügt auf meine Gedanken. »Lilith wird ein Gebot aussprechen und dich für unantastbar erklären. Sie hat es mir zugesagt, und ich weiß, dass sie ihr Wort halten wird. Niemand wird wagen, das zu missachten. Kahina hat Letavian mitgenommen und wird entscheiden, was mit ihm zu geschehen hat. Es handelt sich hierbei um eine alte Familienfehde, daher habe ich keinen Einspruch erhoben. Mein Erzeuger ist Geschichte und somit keine Bedrohung mehr. Wir haben frei. Einzig und allein ...« Er ließ mich kurz los, verließ den Raum und kam mit der schmalen Schachtel in der Hand zurück, »... wäre noch zu klären, was sie enthält und welche Bedeutung sie hat. Ich habe auf dich gewartet. Möchtest du sie öffnen?«
    Da
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