Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blut Schatten

Titel: Blut Schatten
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
Lächeln. »Er war ein Freund meines Mannes, ich habe ihn leider nur ein einziges Mal flüchtig gesehen.«
    »Er sagte uns, dass er Sie und Ihren Mann trauen wollte. Wie bedauerlich, dass er nicht mehr dazu kam. Ich bin Henry Miller, der Organist dieser Gemeinde, und das ist meine Frau Rose. Wir haben wegen des Nachlasses angerufen. Allerdings haben wir nicht damit gerechnet, dass Sie um diese Zeit kommen würden«, warf der Mann an mich gewandt leise ein.
    Ich nickte verstehend. »Wir hatten hier in der Nähe etwas zu erledigen, daher bot es sich an, Mr. Miller. Leider müssen wir noch heute Nacht wieder zurück nach New York.«
    »Das ist sehr schade«, kam seine Frau ihm zuvor. Dabei schielten beide vorsichtig in Kahinas Richtung. Eine Araberin war in diesem heiligen Haus sicherlich ein sehr ungewöhnlicher Anblick.
    Kahina hingegen sah fasziniert zu Darian, der an den Sarg getreten war und dessen Lippen sich in einem lautlosen Gebet bewegten. Dann legte er beide Hände auf die Brust des Toten und stimmte einen leisen Gesang an. Nur bruchstückhaft vernahm ich die lateinischen Worte und ahnte, eher als ich verstand, was sie bedeuteten.
    Mein Blick streifte Alistair, der das Geschehen mit ruhiger, berührter Miene beobachtete, und erst jetzt bemerkte ich, dass er seine Hände zum Gebet gefaltet hielt. Als die letzten Töne verklangen, murmelten wir zeitgleich: »Amen.«
    Darian sah auf und nickte uns zu. Wir traten nacheinander ebenfalls an den Sarg und hielten jeder eine stille, kurze Andacht. Nur Kahina sprach laut und klar in ihrer Muttersprache ein Gebet, ehe wir uns abwandten.
    Noch ein wenig über das aramäische Gebet verwundert, erhob sich Mr. Miller von der Bank. »Wenn Sie möchten, übergebe ich Ihnen das Päckchen. Ich muss es nur holen.«
    »Gewiss. Wir warten«, erwiderte Darian ruhig.
    Der Mann verschwand in einem kleinen Raum schräg hinter dem Altar und tauchte kurz darauf mit einer länglichen Schachtel in den Händen auf, die er sogleich an meinen Mann weitergab. Wir bedankten uns, und mit einem letzten Blick auf den Sarg verließen wir die Kirche.
    Steven und Kahinas Gefährten warteten außerhalb des Kirchengeländes, Letavian lag weiterhin verschnürt zu ihren Füßen und war inzwischen verstummt. Dennoch spürte ich sein inneres Zetern und die mentalen Nackenschläge, die Steven ihm mit offensichtlicher Schadenfreude verpasste. Darians dezentes Räuspern ließ ihn aufsehen und unschuldig grinsen. Als das auf wenig fruchtbaren Boden fiel, wies er anklagend auf den Verpackten: »Er hat angefangen.«
    Helle, die Straße entlangtanzende Scheinwerfer eines Wagens ersparten weitere Erörterungen über Schuld und Unschuld, und kurz darauf hielt ein bekannter Van direkt neben uns. The Cure dröhnten uns mit Love Cats entgegen, als Kim das Fenster öffnete und uns nacheinander finster anblickte.
    »Eigentlich wollte ich an euch vorbeifahren«, motzte sie und ließ die Zentralverriegelung aufspringen. »Aber ich bin ja nicht so. Du siehst ziemlich fertig aus, Tante Faye.«
    »Danke für das Kompliment. Ich will auch nur noch ins Bett.«
    »Wenn du mitfährst, wird es noch eine Weile dauern.« Sie blickte in die Runde. »Sagt mal, wollen die etwa alle mit? Dann hätte ich doch den Pick-up nehmen sollen. Der hat wenigstens eine Ladefläche.«
    Darians Blick huschte über die gesamte Mannschaft und blieb anschließend an mir hängen. »Glaubst du, dass du es noch einmal schaffst?«
    »Ich denke schon. An wen hast du gedacht?«
    »Kimberly, kannst du die Herrschaften zum Flughafen Newark bringen? Winzer, der Copilot, wird euch dort in drei Stunden erwarten und die Passagiere gleich an Bord bringen.«
    »Klar, kann ich machen.«
    »Ich fahre mit.« Energisch schob mein Bruder Steven von der Beifahrertür fort und stieg ein. »Nicht, dass es irgendwelche vorhersehbaren Verzögerungen gibt.«
    Der junge Vampir musterte ihn erbost. »Das ist wirklich überaus komisch.«
    Alistairs Daumen wies auf die Orientalen. »Maul nicht, hilf ihnen beim Gepäck und dann hüpf heimwärts. Schaffst du es wirklich, Schwesterherz?«
    Ja, ich schaffte es. Wie zuvor lieferte ich Steven ab und holte danach meinen Mann. Anschließend hatte ich nur noch Augen für das Bett und fiel in voller Montur hinein.
    »Ich bin gleich wieder da, ich rede nur noch kurz mit Jason.« Liebevoll deckte Darian mich zu und küsste mich sanft.
    Ich nickte noch schwach, dann gingen bei mir die Lichter aus.

- Kapitel Neunundvierzig -
    I ch benötige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher