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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke
Autoren: Carter Brown
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Seide gab auf. Eine reife, melonenförmige
Brust bot sich plötzlich in ihrer ganzen milchweißen Schönheit dar.
    »Entschuldigung«, sagte sie
unerschüttert und schob sie wieder an ihren Platz. »Was sagten Sie eben ?«
    »Ich suche die Shepleys«,
schrie ich sie an, und irgendein Idiot schaltete die Stereoanlage aus, als ich
noch mitten im Satz war.
    »Was brüllen Sie denn so ?« Die Brünette musterte mich kalt. »David und Marta sind
irgendwo im Haus. Am besten suchen Sie sie selbst .«
    »Soll ich Ihnen mal was sagen ?« fragte ich. »Mit dem Gesicht könnten Sie bestimmt tausend
Schiffe auf einmal versenken .«
    Im Wohnzimmer prallte ich
gleich beim Eintreten mit einem Riesengorilla zusammen, der einem süßen
Matrosenmädel nachstellte. Es befand sich etwa ein Dutzend Menschen im Raum,
einige in Maske, andere in Abendkleidung, und ein Pärchen in der Ecke praktisch
unbekleidet. Sie schienen sich die Zeit zwischen Trinken und Schmusen aufzuteilen.
Eine Individualistin war auch da; eine schlanke Rothaarige, die auf dem Tisch
stand und sich zu trägen Tanzbewegungen langsam entkleidete, ohne Rücksicht
darauf, daß die Musik längst verstummt war. Als sie sich bückte, um aus dem
Höschen zu steigen, kniff ein alternder Pirat sie brutal ins Gesäß. Die
Rothaarige quietschte schrill und tauchte im Hechtsprung in den Teppich aus
imitiertem Leopardenfell. Ich packte den Arm des Piraten gerade rechtzeitig, um
ihn daran zu hindern, ihr über den Tisch hinweg zu folgen.
    »Ich suche die Shepleys«, sagte
ich. »Ihn oder sie, das ist mir gleich .«
    »Ah, so einer sind Sie«, lallte
er. »Ich hab’s mehr mit den Frauen. Mit rothaarigen Frauen. Mit schlanken,
rothaarigen Frauen. Und die da gehört mir .«
    Er stieß mich weg, ließ einen
wilden Schlachtruf los, schoß über den Tisch hinweg und landete mit
knirschendem Aufprall auf der rothaarigen Schönen. Auf der Couch lag ein
Pärchen, das mir vielleicht hätte helfen können. Doch auf den zweiten Blick
sagte ich mir, daß jetzt nicht der Moment war, zu stören.
    Die griechische Brünette
tauchte wieder auf, bewegte sich langsam, aber zielsicher auf mich zu. Ich
wartete darauf, daß das Unvermeidliche geschehen würde — und es geschah.
Unmittelbar vor mir blieb sie plötzlich stehen und holte tief Atem. Die zarte
weiße Seide gab wieder nach.
    »Entschuldigung.« Mit
automatischer Bewegung schob sie die rechte Brust wieder unter den Stoff. »Sie
suchen doch die Shepleys, nicht wahr ?«
    »Richtig.« Ich nickte
ermutigend.
    »Mir ist eben was eingefallen .« Ihr Lächeln war noch vager als der Ausdruck auf ihrem
Gesicht. »Ich heiße Shepley .«
    »David ?« erkundigte ich mich.
    »Der ist im Arbeitszimmer«,
erwiderte sie. »Er mag Partys nicht. Das heißt, die hier mag er nicht, weil er
der kleinen Mellor zu nahe trat und ihr Mann ihn
erwischte und ihm eins auf die Nase gab. David hat es gar nicht gern, wenn
seine Nase blutet .«
    »Danke«, sagte ich. »Wo ist das
Arbeitszimmer ?«
    »Hinten im Haus.« Ihre dunklen
Augen bemühten sich angestrengt, mich schärfer ins Blickfeld zu bekommen.
    »Von hier aus können Sie es
nicht erreichen. Sie müssen wieder ins Foyer hinaus und von dort aus weiter .«
    Das lüsterne Gesicht des Gorilla tauchte hinter ihrer Schulter auf. Seine beiden
Pranken umklammerten ihre Brüste.
    »Da ist ja mein Mädchen«,
erklang eine Stimme hinter der Maske hervor. »Du Jane, ich Gorilla. Gorilla
viel besser als Tarzan. So gut wie zwei Tarzans auf einmal.«
    »Entschuldigung.« Die Brünette
lächelte mich höflich an. »Haben Sie Feuer ?«
    »Natürlich.« Ich reichte ihr ein
Heftchen Streichhölzer.
    »Danke. Ist gleich erledigt .«
    Sie riß ein Streichholz an und
hielt es unter eine der Pranken. Der synthetische Pelz fing mit erschreckender
Schnelligkeit Feuer. Hinter der Maske hervor drang ein entsetzter Aufschrei,
dann raste der Gorilla von einer Flammenwolke umhüllt zur Tür.
    »Er weiß, wo das Schwimmbecken
ist«, bemerkte die Brünette gelassen. »Ein wenig Abkühlung wird ihm guttun .«
    »Als ich ihn das letztemal sah, rannte er einem Matrosenmädchen nach«, sagte
ich. »Sie schien es gar nicht eilig zu haben, ihm zu entkommen. Er hätte sie
wahrscheinlich sogar fangen können, wenn er ganz gemächlich gewandert wäre .«
    »Er hat sie wahrscheinlich auch
gefangen«, erwiderte sie. »Nur ein kurzsichtiger Narr wie Paul kann auf den
Gedanken kommen, ein Kostüm mit Gesichtsmaske zu tragen, die so eng ist, daß
seine Brille
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