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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke
Autoren: Carter Brown
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Vielleicht haben sie diesmal
einen Maskenball steigen lassen .«
    »Ihre Frau war aber nicht
maskiert«, stellte ich fest.
    »Aber vielleicht einige der
anderen Gäste«, versetzte er hartnäckig. »Warum fahren Sie nicht hin und fragen
einmal nach, Leutnant ?«
    »Danke«, sagte ich. »Es stört
Sie doch hoffentlich nicht, wenn ich erst meinen Whisky austrinke ?«
    »Aber keineswegs.« Er grinste
plötzlich. »Eines ist sicher. Das Fest läuft noch auf vollen Touren. Vor
Tagesanbruch machen die Shepleys selten Schluß .«
    Ich spülte den Rest Whisky
hinunter, während er dabei war, sich einen frischen Drink zu mixen.
    »Morgen früh, wenn wir im
Leichenhaus waren, möchte ich mich gern mit Alton Chase unterhalten«, sagte
ich. »Es interessiert mich, wie die Sache mit Ihrem Wagen war .«
    »Alton?« Er hob den Kopf. »Sie
kennen ihn ?«
    »Nein, aber Ihre Frau erwähnte
ihn kurz«, antwortete ich.
    »Weshalb sollte sie über Alton
sprechen? Sie ist ihm doch höchstens zweimal begegnet .«
    »Wir glaubten beide, Sie wären
ermordet worden«, erinnerte ich ihn.
    Sein Gesicht verdunkelte sich.
    »Und sie meinte, Chase könnte
mich getötet haben ?«
    »Ich fragte sie, wer die
Geschäfte der Firma Janos jetzt nach Ihrem Tod weiterführen würde, und sie
sagte, wahrscheinlich Alton Chase .«
    »Wie viele Fragen haben Sie
meiner Frau eigentlich über mich und meine Geschäftspartner gestellt, Leutnant ?« erkundigte er sich mit leiser Stimme.
    »Hunderte«, erwiderte ich
vergnügt, »und sie gab mir einige sehr offene Antworten. Aber mit denen
brauchen wir uns wohl im Moment nicht zu befassen .«
    »Ob Sie nun bei der Polizei
sind oder nicht«, stellte er fest, »im Grund sind Sie nichts anderes als ein
aufgeblasener Schnösel .«
    »Danke für den Whisky«, sagte
ich zu ihm, »und für das Kompliment. Ich fahre jetzt los. Mal sehen, ob die
Party noch läuft .«
    »Sie brauchen nur der Straße
ins Tal hinein zu folgen«, bemerkte er. »Das erste Haus, das Sie sehen, ist das
der Shepleys .«
    »Das sagte mir Ihre Frau schon .«
    Ich hatte beinahe die Tür
erreicht, die ins Foyer führte, als er mich rief.
    »Leutnant?«
    »Ja?« Ich drehte mich um.
    »Ich habe nur eine Frage«,
sagte er langsam. »Sind Sie heute abend meiner Frau gegenüber zudringlich
geworden ?«
    »Ich mag ein aufgeblasener
Schnösel sein«, gab ich zurück, »aber so unverfroren bin ich nicht .«
    »Sicher?« Seine rechte Hand
ballte sich zur Faust und trommelte leise auf die Theke. »Vielleicht war es
umgekehrt, vielleicht ist sie zudringlich geworden ?«
    »Beantworten Sie mir nur eine
Frage, ehe ich darauf antworte«, sagte ich.
    »Was ?« bellte er.
    »Wer kam auf den Gedanken, daß
Ihre zweite Frau sich vom Balkon stürzen sollte ?« sagte ich. »Sie?«
    »Hinaus !« brüllte er. »Verschwinden Sie, ehe ich vergesse, daß Sie Polizeibeamter sind! «
    Ich marschierte zu meinem
Austin Healey, der in der Auffahrt stand, und setzte mich hinter das Steuer.
Meine Uhr stand auf kurz nach halb drei, und ich sagte mir, daß ich wohl eine
lange Nacht vor mir hätte.
    Ein paar Minuten später hörte
ich schon, daß das Fest bei den Shepleys noch in vollem Gang war. Der über
Verstärker pulsierende Klang harter Rockrhythmen übertönte das Brummen des
Sportwagenmotors, als ich noch fast einen halben
Kilometer entfernt war. Als ich dann vor dem einstöckigen Haus mit der
nachempfundenen Kolonialfassade parkte, wünschte ich, ich hätte Ohrenschützer
mitgebracht. Die Haustür stand weit offen. Ich ging also schnurstracks ins
Foyer.
    Ein Mädchen mit langem,
schimmerndem schwarzem Haar schwebte auf mich zu, einen Ausdruck unbestimmter
Neugier auf dem Gesicht. Sie trug eine weiße Tunika mit einem Ausschnitt, der
bis zur Taille reichte, und es sah sehr danach aus, als kämpfte die zarte Seide
vergeblich gegen den springlebendigen Übermut der vollen Brüste. Das Gewand
endete knapp unter dem Gesäß des Mädchens, und offene Sandalen, bis zu den
Knien geschnürt, vollendeten die griechische Impression.
    »Sie kommen zu spät«, rief sie
mir entgegen. »Und unhöflich sind Sie auch. Das ist doch ein Maskenball. Wie
können Sie da in diesem schäbigen, zerknautschten Anzug erscheinen ?«
    »Ich suche die Shepleys«, sagte
ich.
    »Sprechen Sie lauter«, schrie
sie. »Bei dieser verdammten Musik kann man ja sein eigenes Wort nicht verstehen .«
    »Die Shepleys !« schrie ich zurück.
    »Was?«
    Sie beugte sich vor, um mich
besser hören zu können, und die zarte
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