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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke
Autoren: Carter Brown
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regnete auf mich herab. Ich hob meine Pistole ein
kleines Stück und feuerte zweimal. Nina taumelte zwei Schritte rückwärts, dann
wölbte sich ihr Körper in einer übermenschlichen Anstrengung, aufrecht zu
bleiben. Ein feiner Blutregen strömte aus einer Wunde unter ihrer linken Brust,
als der Revolver aus ihrer Hand glitt. Dann knickten plötzlich die Knie unter
ihr ein, und der Körper schlug mit einem Aufprall zu Boden, der das ganze
Zimmer zu erschüttern schien.
    Ich
stand langsam wieder auf und steckte die Pistole ein. Shepley war tot, über der
Couch zusammengesunken, mit zerschossenem Gesicht. Ich hatte einen Mord
aufklären wollen, dachte ich müde, und am Ende waren aus einer Leiche vier
geworden. An Sheriff Lavers’ Reaktion wollte ich gar nicht denken.
     
    Es
folgten zwei Tage, in denen man mir das Leben zur Hölle machte, ehe Sheriff
Lavers sich soweit beruhigte, daß er mir befahl zu verschwinden und zwei Tage
Urlaub zu nehmen. Er erklärte, das wäre das mindeste an Zeit, was er brauchte,
um sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß er mein Gesicht würde Wiedersehen
müssen. Ich glaubte ihm. Ein gründlicher Sergeant entdeckte Andersons
Aufzeichnungen über seine Erfindung unter Ninas Dessous, derweil Gil Hyland sich wahrscheinlich in dem Bemühen, die Nachlässe zu
ordnen, die Haare raufte. Mich ließ das alles kalt. Ich wollte nur eine lange
Ruhepause mit viel nervenberuhigender Musik und genug Alkohol, um Wheeler für
zwei Tage ins Nirwana zu befördern.
    Es
war gegen acht am ersten Abend meines Urlaubs, als es bei mir läutete. Ich war
einigermaßen nervös, als ich öffnete, weil man nie weiß, wozu ein tobender
Sheriff fähig ist. Sie trug einen Hosenanzug — weiß mit schwarzen Besätzen, und
sie war gut zurechtgemacht und wirkte ausgesprochen appetitlich.
    »Ich
sagte, ich würde dich anrufen. Aber dann fand ich das ein wenig unpersönlich
und beschloß, dich lieber zu besuchen .«
    Sie
marschierte einfach an mir vorbei ins Wohnzimmer und ließ mich offenen Mundes
stehen. Als ich mich soweit gefaßt hatte, daß ich ihr folgte, hatte sie schon
die Stereoanlage eingeschaltet und war dabei, in der Küche die Drinks zu mixen.
    »Ich
glaube, eine Berichtigung ist nötig«, bemerkte sie.
    »Wie?«
    »Eine
Berichtigung meiner Maruman -Lusttabelle«, erklärte
sie. »Da trage ich jetzt schon seit Ewigkeiten lauter Nullen ein .«
    »Vielleicht
kann George dir helfen«, meinte ich.
    »Ha!«
Sie lachte verächtlich. »Mit George bin ich fertig. Das habe ich dir gesagt.
Hier!« Sie drückte mir eine Flasche in die Hand. »Mach’ die Drinks fertig, ja ?«
    »Wie
Sie wünschen, gnädige Frau«, erwiderte ich.
    »Du
scheinst nervös zu sein .« Ihr Lächeln war nicht
beruhigend. »Ich hätte nicht gedacht, daß ein Casanova wie du vor irgend etwas
Angst haben könnte .«
    »Sehr
witzig !« knurrte ich, doch sie war schon verschwunden.
    Ich
mixte die Drinks und trug sie ins Wohnzimmer. Ein paar Minuten später tauchte
sie aus dem Schlafzimmer auf. Ich hatte das Gefühl, die Temperatur wäre
plötzlich in die Höhe geschossen. Meine Körpertemperatur auf jeden Fall. Sie
trug nichts außer einem blauen Höschen, das so winzig war, daß es beinahe lächerlich
wirkte.
    »Ich
habe bei deiner Dienststelle angerufen«, sagte sie. »Da teilte man mir mit, du
wärst für ein paar Tage in Urlaub gegangen .«
    »Und
da bist du in dein Dreieckshöschen gehüpft, um mir die Zeit zu vertreiben ?«
    Ich
hätte noch länger gelacht, aber die geballte Faust, die auf meinen Kopf
niedersauste, brachte mich aus dem Konzept.
    »Das
gibt mir Gelegenheit, um meine Messungen zu berichtigen«, sagte sie. »Es wird
eine langwierige und anstrengende Arbeit werden, Wheeler, aber sie wird gewiß
auch große Befriedigung bringen .«
    »Das
glaube ich auch«, versetzte ich.
    »Wir
richten unser Labor im Schlafzimmer ein«, sagte sie sachlich. »Einer von uns
wird wahrscheinlich von Zeit zu Zeit aufstehen müssen, um die Vorräte zu
ergänzen .«
    »Wie
zum Beispiel die Alkoholbestände?«
    »Wie
schnell du verstehst .« Sie gönnte mir ein ermutigendes
Lächeln. »So, hast du jetzt noch irgendwelche Fragen, ehe wir anfangen ?«
    »Nur
eine«, erwiderte ich. »Warum, zum Teufel, verschwenden wir soviel Zeit mit diesem
Gerede ?«
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