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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke
Autoren: Carter Brown
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nicht das Einkommen aus dem Nachlaß meines Vaters
hätte, dann hätten wir das Haus schon vor einem Jahr aufgeben müssen .«
    Ich
trank noch den letzten Schluck und stellte das Glas auf den Beistelltisch neben
mir.
    »Nun,
vielen Dank, daß Sie mir soviel Zeit gewidmet haben, Mrs. Shepley, und danke
auch für den Drink.«
    »Sie
müssen schon wieder gehen, Leutnant ?«
    »Wenn
ich mich zu lange an ein und demselben Ort aufhalte, muß ich fürchten, daß der
Sheriff mir auf die Spur kommt, und dann bin ich ein toter Mann«, erklärte ich.
    »Wie
schade.« Sie stand auf. »Ich hatte gehofft, wir könnten einen netten, faulen
Nachmittag miteinander verbringen. Wollen Sie es sich nicht doch noch einmal
überlegen, Leutnant ?«
    »Ich
wünschte, ich könnte bleiben«, erwiderte ich, und es war nicht einmal eine
Lüge.
    »Ich
bringe Sie hinaus«, sagte sie.
    Sie
folgte mir auf die Veranda und blinzelte ins grelle Sonnenlicht.
    »Ich
trinke zuviel«, sagte sie mit plötzlich kühler Stimme. »Aber ich bin nicht
dumm, Leutnant .«
    »Das
habe ich auch nie gedacht«, erwiderte ich aufrichtig.
    »Und
Ihre Fragen waren auch nicht gerade verblümt. Ja, David kann es darauf angelegt
haben, diesen Schlag auf die Nase zu kassieren, um eine triftige Ausrede dafür
zu haben, daß er sich in sein Zimmer zurückzog. Sie haben recht, von dem
Zeitpunkt, als er mich aus dem Zimmer schickte, und bis zum Moment Ihres
Auftauchens verging eine ziemlich lange Zeit. Und wenn er ins Wohnzimmer hätte
zurückkehren wollen, dann hätte er durch denselben Flur kommen müssen. Er kann
es also durchaus gewesen sein, der dieses zweite Clownskostüm trug,
vorausgesetzt, meine Erinnerung und Ihre Theorie sind zutreffend .«
    »Wie
stehen Sie zu Ihrem Mann, Marta ?« fragte ich.
    »Er
nahm mich, weil er Nina nicht kriegen konnte«, antwortete sie. »Während des
ersten Monats unserer Ehe versuchte ich mir einzureden, daß wir vielleicht doch
glücklich werden könnten. Dann verlor ich allmählich das Interesse. Ich bin
überzeugt davon, daß er die Beziehung zu ihr nie abgebrochen hat. Wie ich zu
ihm stehe, fragten Sie ?« Sie kaute auf ihrer
Unterlippe, während sie überlegte. »Ich weiß es selbst nicht. Ich glaube, er
läßt mich einfach kalt. Wenn er plötzlich für immer verschwände, würde er mir
vielleicht eine kleine Weile fehlen — so wie einem ein Möbelstück fehlt, das
man lange besessen hat. Aber das ist auch alles. Halten Sie es für
wahrscheinlich, daß er für immer verschwinden wird, Leutnant ?«
    »Ich
halte es für möglich«, gab ich zurück.
     
     
     

10
     
    Die
Jalousien waren immer noch heruntergelassen, als ich vor der Villa parkte. Das
Haus wirkte tot und unheilvoll. Ich drückte auf die Klingel und wartete. Dann
läutete ich ein zweites Mal und wartete weiter. Erst als ich noch dreimal
geklingelt hatte, öffnete sich endlich die Tür.
    Nina
Janos stand vor mir und sah mich ausdruckslos an. Sie hatte mit großer Sorgfalt
ihr Haar so frisiert, daß es ihr in einer tiefen Welle in die Stirn fiel und
die violette Beule fast ganz verbarg. Sie trug einen Morgenrock aus weißem
Satin, der in der Taille eng gegürtet war, und der scharf umrissene Abdruck
ihrer Brustwarzen, die gegen den weichen Stoff drängten, war Beweis genug, daß
sie nichts darunter trug. Der Morgenrock reichte ihr bis knapp unters Knie und
enthüllte wohlgeformte, nackte Beine, die in weißen Pantöffelchen steckten.
    »Leutnant
Wheeler«, sagte sie mit ihrer kehligen Altstimme. »Wie nett von Ihnen, mich zu
besuchen. Bitte, kommen Sie doch herein .«
    Ich
trat ins Foyer und schloß die Tür hinter mir. Dann folgte ich ihr ins
Wohnzimmer. Sie bewegte sich langsam und steif, den Rücken ganz starr. Als sie
die Couch erreicht hatte, setzte sie sich vorsichtig nieder und stieß einen
kleinen Seufzer der Erleichterung aus, als sie es sich in den Polstern bequem
gemacht hatte.
    »Wie
geht es Ihnen, Mrs. Janos ?« fragte ich.
    »Einigermaßen,
Leutnant. Ihr Arzt — Murphy? — war heute morgen noch einmal hier. Er war sehr nett. Er sagte, es ist nichts Ernstes. — Bitte,
nehmen Sie doch Platz, Leutnant .«
    »Danke .« Ich nahm den Sessel ihr gegenüber.
    »Oh !« sagte sie unvermittelt. »Ich habe Ihnen noch nicht einmal
dafür gedankt, daß Sie mir das Leben gerettet haben .«
    »Ich
bin gar nicht so sicher, daß ich das getan habe .«
    »O
doch!« Sie nickte mit Nachdruck. »Wenn Sie sich im kritischen Moment nicht auf
Ludovic gestürzt hätten, dann hätte
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