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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke
Autoren: Carter Brown
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den
Hals durchgeschnitten«, gab ich kalt zurück. »Sie sehen ja die Blutlachen. Sie
kam nichtsahnend herein. Erwarten Sie vielleicht, daß eine Frau, die sich ganz
allein im Haus befindet, unter solchen Umständen die Kaltblütigkeit besitzt,
näher hinzusehen ?«
    »Nein, das kann man wohl nicht
erwarten«, gab er widerwillig zu. »Aber wenn ich nicht der Tote war, wer war es
denn ?«
    »Ein Mann um die Fünfzig«,
sagte ich, »glatzköpfig, mit Hakennase und wulstigen Lippen. Ziemlich
abstoßendes Gesicht.«
    »Ich kenne niemanden, auf den
die Beschreibung paßt .« Er hob rasch den Kopf. »Was
meinten Sie, als Sie sagten, sie wäre nichtsahnend hereingekommen? Woher kam
sie ?«
    »Von einem Fest bei Ihren
Nachbarn, den Shepleys«, erklärte ich. »Ihre Frau bekam Kopfschmerzen und ging
schon ziemlich früh. Kurz vor Mitternacht war sie wieder hier. Sie sah Ihren
Wagen in der Garage und nahm an, Sie wären nach Hause gekommen. In der
Bibliothek brannte Licht, und — ,« ich hoffte, es wäre nur der Mangel an
Schlaf, der meine Reaktionen etwas verzögerte — , »wie kommt es überhaupt, daß
Ihr Wagen nicht da war, als sie zu dem Fest ging, daß er aber in der Garage
stand, als sie wieder zurückkehrte?«
    »Keine Ahnung«, versetzte er.
»Ich fuhr mit dem Wagen zum Flughafen und beauftragte Chase, ihn zum
Kundendienst zu bringen, während ich mich in Los Angeles aufhielt. Eigentlich
wollte ich erst morgen abend nach Pine City zurückkommen, deshalb nahm ich mir heute nacht am Flughafen einen Mietwagen .«
    Eine jener unbefriedigenden
Antworten, sagte ich mir, die sich meistens als wahr erweisen.
    »Nun, immerhin ist damit
erklärt«, bemerkte ich, »warum Ihre Frau den Toten für Sie hielt .«
    »Wahrscheinlich.« Er drehte
sich um und schritt aus der Bibliothek. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer.
    »Ich brauche etwas zu trinken«,
verkündete er, genau wie kurz zuvor seine Frau. »Wie steht es mit Ihnen,
Leutnant ?«
    »Whisky mit viel Eis und wenig
Soda«, sagte ich.
    Er trat hinter die Bar und
hantierte mit Flaschen und Gläsern.
    »Wissen Sie was ?« fragte er unvermittelt. »Das war eine verdammte
Unverfrorenheit von diesem Burschen. Meinen Wagen und mein Haus zu benutzen, um
einen Mord zu verüben. Die Flecken gehen aus dem weißen Teppich bestimmt nie
wieder ’raus .«
    »Ja, das ist bitter«, stellte
ich höflich fest. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie morgen früh ins Leichenhaus
kämen, um sich den Toten anzusehen .«
    »Das ist verdammt lästig .« Er schob mir über die Theke mein Glas zu. »Aber mir
bleibt wohl keine Wahl. Wenn Nina nur zu Hause geblieben wäre, wie ich ihr
befohlen hatte, dann wäre das alles nicht geschehen .«
    »Wie kommen Sie denn darauf ?«
    »Nun — «, er zuckte ungeduldig
die Achseln — , »sie wäre hier gewesen, als sie
ankamen, richtig? Der Mörder hätte also seinen Plan gar nicht ausführen können .«
    »Vielleicht hätte er auch sie
umgebracht«, bemerkte ich.
    »Daran habe ich nicht gedacht .« Er trank hastig einen Schluck aus seinem Glas. »Nina war
völlig betrunken, als ich sie zu Bett brachte. Sie wird schlafen wie ein
Murmeltier. War sie schon betrunken, als Sie hier eintrafen, Leutnant ?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es wird der Schock gewesen
sein .«
    »Vielleicht die beste Entschuldigung,
die sich ihr seit langem geboten hat, sich vollaufen zu lassen«, sagte er.
»Wissen Sie, ob sie in Begleitung war, als sie von den Shepleys zurückkam ?«
    »Sie erwähnte niemanden«,
antwortete ich wahrheitsgemäß.
    »Natürlich nicht«, schnarrte
er. »Kopfschmerzen. Ich wette, sie hat sich die nächste Hose gepackt und mit
sich in den Wagen bugsiert. Sind Sie verheiratet, Leutnant ?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Wenn
man in meinem Beruf tätig ist, verliert man die Lust dazu .«
    »Sie sind clever. Ich habe
dreimal mein Glück versucht und jedesmal verloren. Die hier ist Nymphomanin.
Die erste war eine langweilige Nervensäge, bei der zweiten war eine Schraube
locker, und jetzt bin ich bei einer Nymphomanin gelandet. Man braucht sie nur
in ein Hotel mitzunehmen, und ehe man sich’s versieht, hat sie schon den
Etagenkellner im Schrank versteckt — für später .« Er
leerte sein Glas und stellte es auf die Theke. »Warum hat dieser Leichnam
eigentlich ein Clownskostüm getragen ?«
    »Das ist eine gute Frage«,
erwiderte ich.
    »Vielleicht weiß ich die
Antwort .« Er wirkte selbstzufrieden. »Das Fest bei den
Shepleys. Bei denen wird immer verrückt gespielt.
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