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Blut ist dicker als Schminke

Blut ist dicker als Schminke

Titel: Blut ist dicker als Schminke
Autoren: Carter Brown
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durchschnittener
Kehle in einem Lehnstuhl .«
    »Mein Gott!« Ich hörte, wie sie
scharf den Atem einsog. »Wer hat es getan, Leutnant ?«
    »Das möchte ich auch gern
wissen«, sagte ich verdrossen. »Janos kommt morgen früh ins Leichenschauhaus.
Vielleicht wird er den Toten eindeutig identifizieren können. Es wäre mir lieb,
wenn Sie und Ihr Mann auch kämen .«
    »Muß das sein ?« Ein bittender Unterton lag in ihrer Stimme. »Daß wir beide kommen, meine ich .«
    »Nun, es würde wahrscheinlich
auch reichen, wenn Ihr Mann kommt«, erwiderte ich. »Wenn sowohl er als auch Janos
den Toten mit Sicherheit identifizieren können .«
    »Vielleicht wäre es besser,
wenn ich allein käme«, meinte sie. »Die beiden sind einander nicht grün. David
war drauf und dran, Nina zu heiraten, da schnappte Ludovic sie ihm vor der Nase
weg. Daraufhin heiratete er ein paar Monate später mich .«
    »Sie haben Angst, daß die
beiden in Streit geraten ?«
    »Nun, ein erfreuliches
Zusammentreffen würde es jedenfalls nicht werden«, sagte sie. »Schon gar nicht,
wenn Ludovic weiß, daß Nina heute abend auf unserem
Fest war. Er wird gleich das Schlimmste vermuten. Das ist bei ihm immer so .«
    »Was wissen Sie über Alton
Chase ?«
    »Er arbeitete für Ludovic«,
antwortete sie langsam. »So eine Art rechte Hand. Meiner bescheidenen Ansicht
nach hatte er mit Nina ein Techtelmechtel, und die beiden haben sich immer
getroffen, wenn Ludovic unterwegs war. Aber das ist nur eine Vermutung. Nina
ist gerissen. Vielleicht kam sie heute abend her, um
Alton zu treffen. Vielleicht sagte sie sich, daß Ludovic, wenn er von ihrem
Besuch hier erfahren würde, annehmen mußte, sie wäre Davids wegen gekommen.
Vielleicht hat Alton deshalb Isobel Maruman mitgebracht. Zur Tarnung, verstehen
Sie ?«
    »Das klingt mir im Moment alles
ein wenig zu verschlungen«, gestand ich offen. »Kennen Sie jemanden, dem an
Chases Tod etwas liegen könnte ?«
    »Ludovic«, erwiderte sie
prompt. »Wenn tatsächlich zwischen Alton und Nina etwas vorging und Ludovic
dahintergekommen war .«
    »Was für Geschäfte macht Janos ?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte sie.
»Aber ich weiß, daß er für seine Skrupellosigkeit bekannt ist. Vielleicht hat
davon etwas auf Alton abgefärbt .«
    »Nun«, meinte ich, »amüsieren
Sie sich noch gut auf Ihrem Fest .«
    »Im Moment würde ich mich am
liebsten ins nächste Auto hocken und schlafen und erst morgen nachmittag wieder aufwachen. Bestehen Sie immer
noch darauf, daß wir beide ins Leichenhaus kommen ?«
    »Ach, einer wird auch reichen«,
erwiderte ich. »Die Wahl überlasse ich Ihnen. Ich erwarte dann einen von Ihnen
gegen elf Uhr .«
    »Das werde ich sein«, erklärte
sie entschieden. »Aber ich werde so tun, als hätten Sie darauf bestanden, daß
David kommen soll. Das wird ihn schleunigst ernüchtern. Wer weiß ?« Sie kicherte leise. »Vielleicht vergißt er darüber sogar
seine blutige Nase .«
     
     
     

3
     
    Pine City ist stolz auf sein
Leichenschauhaus: ein ansehnlicher, neuer Backsteinbau, dessen Inneres
strahlend illuminiert ist. Wände und Böden sind gefliest, und die Garantie der
Kühlanlage versichert, daß diese auch im heißesten und feuchtesten Tropenwetter
nicht versagt. Ich konnte förmlich spüren, wie tief Janos und Mrs. Shepley von
der anheimelnd sterilen Atmosphäre beeindruckt waren, als sie das Gebäude
betraten. Daß der Wärter keine Leiche war, sah man auf den ersten Blick, weil
er die Beine bewegte, als er uns entgegenkam.
    »Guten Morgen, Leutnant.« Seine
wäßrigen Augen musterten mich, als nähme er bereits Maß. »Was kann ich für Sie
tun ?«
    »Nichts«, erwiderte ich. »Und
so wird es hoffentlich bleiben .«
    »Wie?« Er zwinkerte verwirrt.
    »Der, der heute
nacht gebracht worden ist«, sagte ich.
    »Der mit der aufgeschlitzten
Kehle?« In seinen Augen erwachte Interesse. »So was habe ich schon lange nicht
mehr gesehen, Leutnant .«
    »Bitte«, ließ sich die Brünette
mit schwacher Stimme vernehmen. »Ist dieser Prolog nötig ?«
    »Ziehen Sie nur die Schublade
auf«, befahl ich kurz.
    »Okay, Leutnant.« Der Wärter
zuckte die Achseln. »Wie Sie meinen .«
    Wenige Sekunden später zog er
die Schublade im Tiefkühlraum ihrer vollen Länge nach auf und enthüllte mit
dramatischer Geste das Gesicht.
    »Ja, das ist Alton Chase .« Marta Shepley sah mich starr an. »Kann ich jetzt gehen,
Leutnant? Ich glaube, mir wird übel .«
    »Natürlich«, sagte ich. »Soll
ich mitkommen ?«
    Sie
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