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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin
Autoren: Kelley Armstrong
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Bayous von Louisiana gelebt. Jeremy hatte ihn gerettet, mit nach Stonehaven genommen und aufgezogen, und hier würde Clay auch bleiben.
    Jetzt war Stonehaven auch mein Zuhause, war es im Grunde gewesen, seit Clay mich gebissen hatte. Das bedeutet kein Opfer für mich. Ich bin glücklich hier bei meiner Familie. Außerdem – wäre Jeremy nicht da, um zu vermitteln, hätten Clay und ich einander schon vor Jahren umgebracht.
    Jeremy sah zu, wie Clay zu mir zurückgetrabt kam. Als er zu mir herübersah, sah ich Erleichterung in seinen Augen aufleuchten. Wenn Clay in so guter Stimmung war, konnte das nur bedeuten, dass meine Wandlung gut verlaufen war. Ich wusste, dass sie sich beide Sorgen gemacht hatten, obwohl sie sich bemüht hatten, es zu verbergen; sie wussten genau, dass ich schon panisch genug gewesen war und dass die Alternative – sich nicht zu wandeln – noch gefährlicher gewesen wäre.
    Ich händigte Clay seine Schuhe aus. Jeremys Blick glitt nach unten zu Clays bloßen Füßen. Er seufzte.
    »Die Socken finde ich nächstes Mal«, sagte Clay. »Aber sieh mal, Elena hat ihren Pullover wiedergefunden.«
    Ich hob den Pullover hoch, den ich ein paar Monate zuvor im Wald »verlegt« hatte. Jeremy rümpfte die Nase, als der Geruch zu ihm hinübertrieb.
    »Schmeiß ihn weg«, sagte er.
    »Er mieft ein bisschen«, sagte ich. »Aber ich bin mir sicher, einmal ordentlich durchgewaschen – mit Soda vielleicht …«
    »Mülleimer. Bitte. Der vor der Tür.«
    »Wir fahren in die Stadt und besorgen Eis«, sagte Clay. »Kommst du mit?«
    Jeremy schüttelte den Kopf. »Fahrt ihr allein. Ihr könnt auch gleich beim Metzger Steaks besorgen. Ich habe gedacht, wir grillen heute, nutzen den warmen Tag. Es ist noch ein bisschen früh im Jahr, aber bei eurem Tatendrang kann ich euch vielleicht überreden, die Gartenmöbel rauszuholen, dann können wir draußen essen.«
    »Machen wir’s gleich«, sagte ich und ging in Richtung Schuppen. »Verdienen wir uns unseren Bananensplit.«
    Clay griff nach meinem Arm. »Keine Gewichtheberei, weißt du noch?«
    Ich war mir hinreichend sicher, dass man einem erbsengroßen Embryo keinen Schaden zufügen konnte, indem man einen Gartenstuhl trug, vor allem angesichts der Tatsache, dass dies mit Werwolfkräften etwa dem Hochheben eines Tellers entsprach. Aber als ich zu Jeremy hinübersah, war der vollkommen damit beschäftigt, seine Pistolen zu entladen.
    Seit ich beschlossen hatte, es mit einem Baby zu versuchen, hatte Jeremy so ziemlich jedes Buch über Schwangerschaft gelesen, das zu kriegen war. Das Problem dabei war, so viele Bücher er auch las, er konnte sich nicht sicher sein, dass irgendetwas darin auf mich zutraf. Weibliche Werwölfe sind extrem selten. Dass eine Werwölfin ein Kind bekam, selbst wenn der Vater ein Mensch war, gehörte ins Reich der Legende. Zwei Werwölfe, die eins zeugten? Ohne Präzedenzfall. Und wenn es doch einen gab, dann gab es keinerlei Berichte darüber – und ganz sicher keine Schwangerschaftsliteratur.
    Also waren wir vorsichtig. Ein paar von uns mehr als andere. Nicht, dass ich etwas dagegen hatte. Nicht … wirklich. Es waren ja schließlich nur neun Monate. Ich kam klar damit, eine Weile keine Gartenstühle zu heben. Was mich rasend machte, war, dass ich überhaupt nichts tun durfte.
    Ich hätte anführen können, dass ich mich eben erst in einen Wolf verwandelt hatte – einen Stuhl zu heben konnte ja kaum anstrengender sein als das. Aber ich wusste, was sie dazu sagen würden – dass die Wandlung eine notwendige Anstrengung war und es somit erst recht Gründe für mich gab, alle anderen körperlichen Anstrengungen auf ein Minimum zu beschränken. Hätte ich zur Sprache gebracht, was ich gerade erst getan hatte, dann hätte Jeremy den Ausflug in die Stadt wahrscheinlich untersagt und mir stattdessen einen Nachmittag der Bettruhe verschrieben.
    »Du kannst die Laternen tragen«, sagte Clay schließlich. »Aber ich hole sie vom Regal.«
    »Bist du sicher?«, fragte ich. »Es sind Öllampen, weißt du. Ich könnte mich damit in Brand stecken.«
    Clay zögerte.
    Ich verkniff mir ein Knurren, allerdings nicht, bevor mir der erste Ton entfahren war.
    »Ich habe an das Öl gedacht«, sagte er. »Ist es in Ordnung, wenn du dieses Zeug einatmest?«
    »Hm, da hast du nicht ganz unrecht. Und was ist mit der Luft? Ich habe da hinten vorhin Mist gerochen. Der Himmel weiß, was für Chemikalien die den Kühen heutzutage ins Futter mischen.«
    »Ich meine
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