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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter
Autoren: Andre Norton
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Angreifer zu Fuß ein, während Kincar sich mit einer Hand am Reitpolster festhielt und mit dem Schwert in der anderen kräftig um sich hieb. Nach einigen Minuten heftigen Getümmels ertönte erneut die Handtrommel, und ein Mann, dem Kincar gerade einen Schwertstich versetzen wollte, wandte sich blitzschnell um und rannte in das schützende Dickicht. Als Kincar sich nach weiteren Feinden umblickte, war außer den Leichen am Boden und den drei Männern, die angegriffen worden waren, niemand mehr auf der Lichtung zu sehen.
    Einer der drei Krieger stieg von seinem Larng und wischte sein Schwert im Gras ab, bevor er es in die Scheide steckte. »Jene Späher haben sich zurückgezogen, Lord Dillan …«
    Der zweite lachte rauh. »Nur für den Augenblick, Jonathal. Wären sie von der gewöhnlichen Sorte, würde eine solche Lektion genügen. Aber diese hier haben einen Anführer, der uns nicht in Frieden gehen lassen wird, solange ihm noch Schwerter gegen uns zur Verfügung stehen.«
    Der Riese im Silbergewand blickte an seinen Männern vorbei und musterte Kincar. Zwischen seinen Brauen bildete sich eine nachdenkliche Falte, sonst war wenig von seinen Gesichtszügen zu sehen, da die Reisemaske Wangen und Kinn bedeckte. Etwas an dieser gründlichen Musterung weckte Kincars Unbehagen und Trotz.
    »Wer bist du?« Die Frage wurde ihm entgegengeschleudert wie eine Schwertspitze.
    »Kincar s’Rud«, erwiderte er ohne jede zeremonielle Verschönerung, die er aus Höflichkeit eigentlich hätte verwenden sollen.
    »s’Rud …«, wiederholte der andere, aber mit einer Betonung des Namens, wie Kincar ihn noch nie gehört hatte. »Und dein Zeichen?«
    Kincar warf seinen Mantel beiseite und wandte sich so, daß der andere das Zeichen auf seinem Überwurf sehen konnte – jenes Zeichen, das zu tragen ihm selbst jetzt noch nicht recht erschien.
    »… s’Rud«, sagte der Riese wieder. »Und wer ist deine Mutter?«
    »Anora, Gutstochter von Styr.« Alle drei starrten ihn jetzt an, die Krieger abschätzend. Aber er mußte den großen Mann wohl zufriedengestellt haben, denn der Lord hielt nun seine Hand mit geöffneter, leerer Handfläche in der konventionellen Grußgeste der Freundschaft über seinen Kopf. »Willkommen auf unserem Weg, Kincar s’Rud. Auch du bist dem Aufruf gefolgt?«
    Aber Kincar war immer noch auf der Hut. »Ich suche einen Ort in der Einöde…«
    Der fremde Lord nickte. »Wie wir auch. Und da nicht viel Zeit bleibt, müssen wir in Eile reiten. Wir sind jetzt gejagte Männer auf Gorth.«
    Sie mochten mit seinem Namen zufriedengestellt sein, aber bis jetzt hatte sich noch keiner von ihnen zu erkennen gegeben. »Und mit wem reite ich …?« fragte Kincar.
    Der silberngekleidete Lord antwortete für sich und die anderen: »Ich bin Dillan, und das sind Jonathan s’Kinston und Vulth s’Marc. Wir alle sind Träger des flammenden Blitzes und Gefolge ferner Sterne.«
    Seine eigene Art also, das gemischte Blut. Kincar musterte sie neugierig. Die beiden Krieger unterschieden sich auf den ersten Blick nicht von wohlgeborenen Lehensmännern. Und obgleich sie Lord Dillan eine gewisse Ehrerbietung bezeigten, so war es doch die Ehrerbietung eines Clan-Mitglieds einem Verwandten gegenüber und nicht die eines Unterlings gegenüber dem Lehnsherrn.
    Der äußerliche Unterschied zwischen Lord Dillan und den anderen war so auffallend, daß Kincar, je länger er hinter dem Anführer herritt, desto stärker den Verdacht hegte, daß er sich nicht nur in Gesellschaft von Halbblütigen, sondern auch eines der berühmten Sternenlords höchstpersönlich befand. Seine so sehr hochgewachsene Gestalt, sogar der Klang seiner Stimme, verrieten eine fremde Herkunft, obgleich Helm und Gesichtsmaske sein Gesicht und die Silberkleidung seinen Körper verhüllten. Dennoch benahmen sich Jonathal und Vulth keineswegs so, als wäre ihr Anführer ein Halbgott. Sie zeigten nichts von der Ehrfurcht, die Kincar den Mund verschloß und ihn ein wenig abseits hielt. Vielleicht hatten sie ihr Leben lang im Schatten der Sternengeborenen gelebt und waren mit ihrer Macht vertraut. Und doch hatte Lord Dillan in dem Kampf seine Gegner nicht mit Feuerstrahlen vernichtet, obgleich die Legende besagte, daß die Sternenlords dies vermochten. Er hatte ein Schwert benutzt, länger und schwerer zwar als die allgemein üblichen, gewiß, aber eben doch ein Schwert, ganz ähnlich jenem, das Kincar selbst trug. Und wenn er sprach, so sprach er von ganz gewöhnlichen Dingen –
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