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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter
Autoren: Andre Norton
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neben der Lady stand, um dem falschen Dillan an die Kehle zu springen.
    Der falsche Lord hielt sie mit der Waffe in Schach – der gleichen Waffe, mit der er vor nicht langer Zeit Kincar gedroht hatte.
    Einer der Sklaven in seinem Gefolge entdeckte die Neuankömmlinge. Sein Mund öffnete sich, und er stieß einen Schrei namenlosen Entsetzens aus. Seine Kameraden wichen vor ihm zurück, zuerst nur von ihm, aber dann auch von ihrem Anführer, als sie den anderen Lord Dillan sahen.
    Der falsche Lord warf einen einzigen Blick auf das, was hinter ihm lag – und gab damit den anderen, die er in Schach hielt, ihre Chance. Lady Asgar stürzte sich auf ihn und versuchte ihm die Waffe zu entwinden. Kathal und Lord Jons ältester Sohn eilten ihr zu Hilfe.
    Inzwischen hatten sich Frans und Sim zu Lord Dillan und Kincar gesellt. Dillan, dessen Wunde wieder zu bluten angefangen hatte, stand sich selbst gegenüber – aber die Ähnlichkeit zwischen ihnen war nicht mehr spiegelgleich, denn der Dillan von diesem Gorth hatte das Gesicht zu einer häßlichen Fratze der Wut verzerrt. Asgar hatte ihm die Waffe entrissen. Er stieß sie beiseite und griff mit bloßen Händen nach der Kehle seines Doppelgängers.
    Kincar warf sich zwischen die beiden und brachte den falschen Dillan mit seinem Schwert zu Fall. Sie schlugen zusammen auf den Boden, und dann kamen schon andere Halbblütige Kincar zu Hilfe.
    Als der falsche Dillan von Kathal und zwei anderen sicher am Boden festgehalten wurde, richtete Kincar sich auf.
    »Wer bist du?« fragte der Gefangene seinen Doppelgänger.
    »Ich bin der Mann, der du gewesen sein würdest, hätte die Geschichte von Gorth einen anderen Lauf genommen …«
    Der falsche Lord Dillan lag starr da, und in seinem Gesicht arbeitete es. »Aber wer … wo …?«
    »Wir haben einen Weg zwischen Parallel-Weiten gefunden …«
    Jene der Exsklaven, die dem falschen Lord gefolgt waren, verkrochen sich in eine Ecke. Zwei von ihnen jammerten leise, und jener, der geschrien und auf den Boden geschlagen hatte, saß sabbernd da und starrte mit leerem Blick ins Nichts. Lady Asgar trat zu Kincar und zog ihn beiseite.
    »Dies ist eine Aufgabe für dich, Hüter«, sagte sie eindringlich. »Gib ihnen etwas – ein Zeichen, an dem sie sich aufrichten können, sonst verlieren sie den Verstand.«
    Kincar öffnete seine Silbertunika und holte den Tei hervor. Als er auf seiner Handfläche lag, strahlte er den sanften Glanz der erwachten Kraft aus. Und dann begann Kincar zu singen, und die anderen Halbblütigen stimmten in seinen Sprechgesang mit ein, unter dem der Glanz des Teis immer heller und leuchtender wurde. Der melodische Klang füllte das hohe Gewölbe der Halle. Der Stein wurde warm in Kincars Hand. Er hielt ihn Lady Asgar hin, und sie legte ihre braune Hand auf den Talisman. Es geschah ihr nichts, und der leuchtende Glanz des Teis zeigte keine Veränderung.
    Nun wandte sich Kincar Lord Dillan zu, dem echten Lord Dillan, und ohne zu zögern berührte auch er den Stein. Nichts geschah, und wieder hatte einer vom Sternenblut die Probe bestanden.
    Zuletzt beugte sich Kincar zu dem falschen Lord herab. Auch diesem Dillan fehlte es nicht an Mut. Ein grimmiges Lächeln lag um seinen Mund, als er die Hand, die Kathal freigab, nach dem Stein ausstreckte.
    Aber trotz seines Mutes und seiner Entschlossenheit konnte er seine Hand nicht über den Tei legen. Der Stein flammte auf und leuchtete nicht mehr blau-grün, sondern funkelte in bösartigem Gelb und wehrte mit glühendem Feuer der greifenden Hand.
    »Dämon!«
    Eine Bogensehne sirrte, und ein gefiederter Pfeil steckte in der breiten Brust des falschen Lord. Der Mann am Boden krümmte sich zusammen, dann sank er zurück.
    Es war Kapal, der mit dem Bogen in der Hand zu ihnen trat. »Ein Dämon weniger«, sagte er und spuckte aus. »Und wenn alle seine Gefährten seiner Spur folgen – es ist einer weniger!«
    »Es ist keiner mehr da, der ihm folgen könnte«, erklärte der lebende Dillan. »Sie sind zu den Sternen zurückgekehrt, von denen sie kamen. Nur dieser hier entkam aus dem Schiff, bevor es Gorth verließ – indem er ein Flugboot nahm. Gorth ist jetzt frei von seiner Art.«
    Kincar hielt den Tei noch immer in der Hand, aber jetzt war er nichts als ein lebloser Stein. Und Kincar wußte, daß er für ihn nie wieder zum Leben erwachen würde. Seine Hüterschaft war zu Ende. Der Stein mußte an einen anderen übergehen, einen, der vielleicht besser damit umzugehen verstand als
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