Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
sein Kopf Dreiviertel des Bildschirms ausfüllte.
    Es war eine Szene wie aus einem bizarren Traum, zu sehen, wie ein Dillan den anderen anstarrte. Eine riesige Hand fuhr über eine Ecke des Schirms und verschwand wieder. Dann dröhnte über ihnen eine Stimme und sagte etwas in der Sternensprache.
    Dillan, ihr Dillan, betätigte einen kleinen Schalter unterhalb des Sichtschirmes und antwortete. Dann schaltete er die Verbindung aus. Die Stimme verstummte, und das Bild der Dunklen verschwand vom Schirm.
    »Wir haben nur wenig Zeit«, erklärte er ruhig. »Sichert die zweite Tür ab, damit sie nicht hereinkommen können, bis sie sich ihren Weg hindurchgebrannt haben …«
    Lord Frans und Lord Jon gehorchten seinem Befehl. Lord Bardon blieb stumm neben dem Sitz des Piloten stehen, bis Dillan ihm tröstend eine Hand auf die Schulter legte.
    »Wir geben ihnen mehr als nur eine kleine Chance, Bardon. Sobald sie im Weltraum sind, können sie einen neuen Anfang machen. Wir verurteilen sie doch nicht zum Tode …«
    »Ich weiß – ich weiß! Aber wird sich das Schiff in die Luft erheben? Oder wird es …« Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab.
    »So, und jetzt ‘raus hier«, befahl Dillan allen, »‘raus mit euch und fort von hier – lauft, so schnell ihr könnt!«
    Kincar war schon auf der Leiter, Lord Jon und Lord Frans folgten ihm. Alle drei waren draußen an der frischen Luft, bevor Lord Bardon nachkam.
    Draußen wurden sie von den beiden anderen Gruppen gerufen, aber Lord Jon winkte ihnen mit heftigen Armsignalen ab. Dann stieg Lord Bardon aus der Luke, und endlich erschien auch Lord Dillan, der die Luke hinter sich schloß und als letzter das Seil zur Mauer herabglitt.
    »Lauft doch, ihr Narren!« schrie er, und Kincar rannte auf der Mauerbrüstung lang, weg von der Gangee. Er hatte keine Ahnung, wie das war, wenn ein Raumschiff abhob – vor allem, wenn es in Mauerwerk eingebaut war –, aber er konnte sich denken, daß es ein erdbebenartiges Ereignis sein mußte.
    Ein kraftvoller Arm legte sich mit eisernem Griff um seine Taille, und Lord Dillan keuchte neben ihm: »Spring, Junge, jetzt!«
    Kincar sprang zusammen mit dem Lord von der Mauer herunter. Sie schlugen hart auf und rollten noch ein Stückchen weiter. Dann blieben sie liegen, Kincar halb unter dem Körper des anderen begraben, als der Boden plötzlich unter ihnen wankte und aufbrach. Das Kreischen von geschundenem Metall durchschnitt die Luft, das Bersten und Tosen einer Welt, die zusammenstürzte, ein greller Blitz, der Kincar blendete, gefolgt von einem Donnerschlag – und dann vollkommene Stille. So vollkommen, als wäre jedes Geräusch ausgelöscht worden.
    Steintrümmer regneten lautlos vom Himmel. Nichts war zu hören. Kincar befreite sich aus Lord Dillans schlaff gewordenem Griff und setzte sich zitternd auf. Sein Kopf dröhnte, und vor seinen Augen zuckten rote und orangefarbene Blitze auf, als er versuchte, seine Umgebung zu betrachten. Als er mit den Händen umhertastete, fühlte er warmes Fleisch und klebrige Feuchtigkeit. Ungeduldig rieb er seine Augen, um wieder richtig sehen zu können. Aber vor allem diese Stille war beängstigend.
    Endlich konnte er wieder etwas erkennen. Ein rotes Rinnsal floß über einen Silberrücken neben seinem Knie. Benommen rieb er sich wieder die Augen. In seinen Ohren begann es zu klingen, und es wurde schlimmer, wenn er sich bewegte und erschwerte ihm das Denken …
    Aber er konnte sich bewegen. Kincar beugte sich über den stillen Körper an seiner Seite. Auf Lord Dillans Schulter klaffte eine Wunde. Die Blutung ließ jedoch bereits nach, und als Kincar vorsichtig den Verletzten umdrehte, stellte er erleichtert fest, daß Lord Dillan noch atmete. Das Flugboot – wenn er nur das Flugboot mit den Vorräten finden könnte …
    Kincar bettete Lord Dillans Kopf behutsam auf den Boden und richtete sich taumelnd auf. Er hatte das merkwürdige Gefühl, daß er auseinanderbersten würde, wenn er sich zu plötzlich bewegte.
    In einiger Entfernung erhob sich eine andere silbergekleidete Gestalt vom Boden. Kincar sah, wie sich Lord Jons Mund in seinem schmutzverschmierten Gesicht öffnete und schloß, aber er konnte kein Wort hören. Dann rannten andere auf sie zu. Wie durch ein Wunder hatten sie alle das Abheben der Gangee überlebt, obgleich sie mehrere angstvolle Minuten lang fürchteten, Lord Bardon verloren zu haben. Endlich wurde er entdeckt, auf der anderen Seite der gespaltenen Mauer – betäubt, aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher