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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter
Autoren: Andre Norton
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er sich an jene Reise nicht mehr erinnern konnte. Und seitdem hatte er die Ebenen jenseits der Bergkette nie wieder gesehen. Er wünschte es sich auch gar nicht. Wer würde es sich jetzt, nach der Abreise der Sternenlords, schon wünschen, ihre verlassene Stadt zu besuchen oder die leeren Flächen anzuschauen, wo einst ihre Sternenschiffe gestanden hatten.
    Kincar verstand nicht, warum sie fortgegangen waren. Die Fremden von den Sternen hatten so viel für Gorth getan – warum flogen sie plötzlich in ihren Schiffen davon? Gewiß, er hatte die lästerlichen Gerüchte unter jenen, die Jord folgten, gehört: – daß die Sternenlords den Eingeborenen von Gorth ihre großen Geheimnisse vorenthielten – das ewige Leben, mit dem sie gesegnet waren und die Kenntnis von fremden Waffen. Er hatte außerdem auch Gerüchte gehört, daß es unter den Lords selbst Streit gegeben hatte, daß einige von ihnen Gorth diese Gaben hatten geben wollen, während andere sich dagegen entschieden, und daß jene, die bereit waren, zu geben, eine Kampfgruppe von Gorthianern um sich versammelten, um zu rebellieren. Aber seit die Lords abgezogen waren, wogegen sollten sie da rebellieren? Vielleicht hatten die Lords in der Stunde ihrer Abreise diese rebellische Welt mit einem Fluch belegt? Trotz des immer noch warmen Windes erschauerte Kincar.
    »Tochterssohn!«
    Kincar war so sehr in Gedanken verloren gewesen, daß er, die Hand am Schwert, erschrocken herumfuhr, als er den Anruf vernahm. An der Falltür des Turms erschien Regens behelmter Kopf.
    »Tochterssohn«, sagte Murds Wachmann, »der Styr möchte mit dir sprechen.«
    »Der Styr … ist er …?« Aber er brauchte die Frage nicht auszusprechen; die Antwort war bereits in Regens Augen zu lesen.
    Obgleich Murd schon seit Tagen das Bett hüten mußte, hatte Kincar nicht wirklich geglaubt, daß das Ende so nah war. Der alte Gebieter war schon früher krank gewesen und dem Großen Wald nah genug, um den Wind in den Blättern rauschen zu hören, und doch war er zurückgekehrt, um weiterhin über Styr zu gebieten. Ohne Murd war das Gut nicht vorstellbar.
    Vor der Tür des Lehnsherrn legte Kincar Helm und Cape ab und faßte sein gezogenes Schwert an der Klinge, um seinem Herrn das Heft darzubieten, dann ging er hinein.
    Trotz der Wärme brannte ein Feuer. Mehrere Decken aus Fellstreifen umhüllten die eingesunkene Gestalt auf dem Bett. Murds Gesicht hob sich blauweiß gegen die dunklen Felle ab, aber seine Augen blickten ruhig, und es gelang ihm, angesichts des dargebotenen Schwertgriffs grüßend einen Finger zu heben.
    »Tochterssohn.« Seine Stimme war nur noch ein schwaches Flüstern, weniger lebendig als seine Augen. Es schien, als müßte Murd seine letzte Kraft sammeln, um jedes Wort zwischen seinen blutleeren Lippen herauszuzwingen. Wieder hob er seinen gekrümmten Finger, und Regen öffnete den Deckel einer Truhe, die an das Bett herangezogen worden war.
    Unter Murds aufmerksamem Blick nahm Regen drei Bündel aus der Truhe, entfernte die Hüllen und brachte ein kurzärmeliges Schuppenhemd aus einem Metall, das leuchtete wie die Haut eines Reptils, ein Schwert in einer Scheide und zuletzt einen gewebten Umhang mit einem Zeichen auf der Brust, das Kincar unbekannt war, zum Vorschein.
    Kincar kannte Murds Kriegsausrüstung gut, denn in jüngeren Tagen hatte er sie oft putzen und pflegen müssen, aber diese Dinge hier hatte er noch nie zuvor gesehen. Und doch war die Metallarbeit so kunstvoll, daß man ihresgleichen vermutlich nur in den Waffenschränken der Sternenlords finden könnte.
    Hemd, Schwert und Umhang wurden an das Fußende des Bettes gelegt, und Murd deutete mit seinem zitternden Finger darauf.
    »Tochterssohn … nimm dein Erbe an dich …«
    Kincar griff nach diesem Wunder von Hemd, aber trotz seiner Freude über das Geschenk blieb er wachsam. Etwas an Murds feierlicher Übergabe beunruhigte ihn.
    »Ich danke dir, Styr«, begann er ein wenig unsicher, aber eine Handbewegung des Alten bedeutete ihm, zu schweigen.
    »Tochterssohn … nimm … dein ganzes Erbe … an …« Die Worte kamen stoßweise und sehr mühsam.
    Kincar blickte auf das Hemd. Das konnte doch unmöglich wahr sein! Bei allen Gesetzen von Gorth, er, Gutstochterssohn, besaß doch ein größeres Erbe als nur ein Schuppenhemd, ein Schwert und einen Umhang, so kostbar diese auch waren!
    Regen trat näher, nahm den Umhang und breitete ihn aus, so daß das farbenprächtige Muster deutlich sichtbar wurde. Kincar
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