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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter
Autoren: Andre Norton
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ihn noch nicht verschlossen haben. Aber du hast nur wenig Zeit …«
    »Regen!« Endlich gelang es Kincar, das unwirkliche Gefühl, sich in einem Traum zu befinden, abzuschütteln. »Schwörst du beim Recht des Clans, daß dies gut ist?«
    Der Wachmann begegnete seinem Blick offen. Kincar las in seinem Blick jedoch nicht nur Aufrichtigkeit, sondern auch eine Sorge, die zu verbergen Regen sich nicht die Mühe machte. »Tochterssohn, beim Recht des Clans sage ich dir, daß dies die einzige Möglichkeit ist, es sei denn, du möchtest sterben und die Hälfte deiner Männer mit dir in den Tod ziehen. Jord ist entschlossen, Styr zu besitzen. Wärest du nur Tochterssohn und nicht zur Hälfte von Sternenblut – niemand würde ihm folgen. Aber es ist nicht so. Wenn du es so willst, wird es einen Kampf zwischen euch geben, und ihr werdet Styr spalten. Dann werden die Gesetzlosen kommen und uns fressen, bevor noch wieder Grünes wächst. Geh und beanspruche ein größeres Erbe als Styr, Tochterssohn. Es ist dein Recht.«
    Zum letztenmal bezeugte er Kincar vollen Salut, und Kincar wußte, daß er die Wahrheit sprach. Er setzte Cim mit einem Ruck an den Ohrenzügeln in Bewegung, und sein Schmerz war so tief, daß er sich nicht ein einziges Mal umdrehte, um noch einen Blick auf die Mauern von Styr zu. werfen.
    Er hatte den Wind im Rücken, als er den Nordost-Pfad nahm, der hinauf zum Murdklauen-Paß und den inneren Ebenen führte. Soweit er sah, lag vor ihm das Leben eines Geächteten, und das Beste, was er erhoffen konnte, war, eines Tages als Wachmann unter irgendeinem Lord zu dienen, der für einen Raubzug Extra-Schwerter benötigte.
    Konnte es wahr sein, was Murd gesagt hatte – daß ein Sternenschiff zurückgeblieben war, und daß er sich der Sternenlords anschließen sollte? Seit er den alten Mann verließ, hatte er gar nicht mehr daran gedacht. Kincar suchte in der linken Satteltasche und brachte eine Rolle Schreibrinde zum Vorschein. Man hatte ihn gelehrt, Blockschrift zu lesen, denn zu seinen Pflichten auf Styr gehörte auch, Aufzeichnungen zu führen. Aber dieses hier zu entziffern war keine leichte Aufgabe, und er überließ es Cim, sich seinen Weg den Pfad hinauf allein zu suchen, während er die zwei Zeilen und die kleine Zeichnung darunter studierte.
    Aber ja – es war doch ganz klar! Alle Halbblütigen, die sich den Sternenlords anschließen wollten, wurden zu ihnen gerufen. Und die Karte war ihm nicht fremd – sie zeigte eine Gegend, die er sich vor etwa einem Jahr hatte einprägen müssen. Zu jener Zeit war Wurd noch imstande gewesen, zu reiten und den Gutserben selbst zu unterrichten. Er hatte ihn bis zu den Pässen mitgenommen und ihm die Steppengebiete unterhalb gezeigt, wo Gruppen von Geächteten lebten und zukünftige Gefahren und Überfälle bedeuten konnten. Die Karte stellte den Mittelpunkt eines solchen Gebiets dar – eine verrufene Gegend, von der es hieß, dorthin hätten sich die Finsteren Alten zurückgezogen, deren Gestalten der Dunkelheit durch die Ankunft der Sternenlords auf Gorth in Verstecke getrieben worden waren.
    Die Sternenlords! Kincar verspürte plötzlich das merkwürdige Verlangen, sein Gesicht in einem Spiegel zu betrachten. Würde sein Spiegelbild durch sein neues Wissen irgendwie verändert aussehen?
    In seinen eigenen Augen gab es keinen körperlichen Unterschied zwischen ihm und den anderen Jungen von Styr. Und doch, allen Erzählungen nach waren die Sternenlords Riesen und hatten braune Haut, während seine eigene Haut elfenbeinweiß war. Nein, auch wenn diese wilde Geschichte wirklich wahr sein sollte, so konnte er nichts in seiner Erscheinung von seinem Erzeuger geerbt haben. Unter seinem Helm ringelte sich kurzes, gelocktes, blaugraues Haar. Mit den Jahren würde es dunkler werden bis zum Schwarz eines alten Mannes. Gerüchte besagten, daß die Sternenlords auch am Körper Haare hatten – und seine Haut war völlig glatt.
    Wer außerhalb von Styr würde sein fremdes Blut erkennen? Er konnte sich des Überwurfs mit dem verräterischen Zeichen entledigen und ein freier Wachmann werden. Dann konnte er sich mit der Zeit ein Gefolge anschaffen und irgendwann in legalem Schwertkampf ein Lehen erobern.
    Aber während er ein halbes Dutzend solcher Pläne schmiedete und verwarf, ritt er weiter auf dem Weg, der ihn über den Murdklauen-Paß und in das Steppenland führen würde, das auf der Karte verzeichnet war. Er hätte nicht einmal sagen können, warum er das tat, denn etwas in
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