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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter
Autoren: Andre Norton
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starrte in atemloser Überraschung darauf – gezackte Blitze und zwischen ihnen ein Stern! Kincar befeuchtete seine plötzlich trockenen Lippen. Das Zeichen war doch … es war …
    Um Murds eingesunkenen Mund zeigte sich der Schatten eines Lächelns. »Tochterssohn«, flüsterte er, »Sohn der Sternenlords – dein Erbe!«
    Das Schuppenhemd fiel klirrend zu Boden. Bestürzt wandte sich Kincar an Regen, aber dieser nickte bestätigend.
    »Es ist wahr, Tochterssohn. Du bist zur Hälfte vom Fleisch und Blut der Sternenlords. Und nicht nur das, du mußt dich jetzt ihrem Clan anschließen, denn wir haben Kunde erhalten, daß die Rebellen solche wie dich suchen und übel mit ihnen verfahren …«
    »Ächtung …?« Kincar konnte nicht glauben, was er da hörte.
    Regen schüttelte den Kopf. »Nein, Tochterssohn. Aber es ist einer hier in den Mauern von Styr, der den Willen der Rebellen an dir ausführen wird. Du mußt fortgehen, bevor der Styr stirbt und außerhalb von Jords Reichweite sein, bevor er Styr wird …«
    »Aber ich bin Tochterssohn!«
    »Jene innerhalb dieser Mauern wissen von deiner Abstammung«, antwortete Regen bedächtig. »Es gibt einige, die dir folgen und ihr Schwert für dich ziehen werden, wenn du das Murdbanner erhebst. Aber da sind auch andere, die keinen vom Sternenblut in dieser Burg haben wollen. Es würde Bruder gegen Bruder und Vater gegen Sohn sein, solltest du Anspruch erheben, Styr zu werden.«
    Es war wie ein schwerer Schlag, der einem den Atem nahm. Wie betäubt blickte Kincar hilfesuchend auf Murd, aber die immer noch wachen Augen des alten Herrschers enthielten die gleiche unnachgiebige Botschaft.
    »Wohin soll ich gehen?« fragte er einfach. »Die Sternenlords haben uns verlassen.«
    »Nicht alle«, flüsterte Murd. »Die Schiffe … sind fort, aber … einige sind geblieben … Du wirst zu ihnen gehen. Regen …« Er winkte Regen mit dem Finger und schloß erschöpft die Augen.
    Der andere bewegte sich rasch, und noch ehe er recht wußte, wie ihm geschah, spürte Kincar die Hände des Mannes, der ihm Ringhemd und Wams anzog. Dann wurde er mit dem Schuppenhemd bekleidet, und darüber kam der Umhang mit dem verräterischen Zeichen. Zuletzt gürtete Regen ihm das neue Schwert um.
    »Nimm deinen Mantel, Tochterssohn, und dann nehmen wir die innere Treppe. Cim wartet auf dich im Hof.«
    Murd sprach nun zum letztenmal, aber er öffnete seine Augen nicht mehr, und die Worte waren kaum noch hörbar. »Die Karte – und das Glück der Drei sei mit dir, Tochterssohn! Du hättest gut über Styr geherrscht – es ist ein großer Jammer! Geh – solange noch Atem in mir ist!«
    Bevor Kincar protestieren oder auch nur formell Abschied nehmen konnte, drängte ihn Regen aus dem Zimmer und die private Stiege hinunter in den Hof. Das Reittier, das er vor zwei Jahren beim Herbsttrieb eingefangen hatte, stand bereit mit Reitpolster und Satteltaschen quer über den breiten Hüften.
    Cim war kein schöner Larng, kein glatthäutiges, nervöses Vollblut, dafür aber ausdauernd, erprobt im Kampf und besonders geeignet, lange Reisen bei knappen Rationen durchzustehen. Cims schmaler Kopf bewegte sich hin und her, so daß er Kincar mit allen seinen vier Augen beobachten konnte. Seine kalte-Jahreszeit-Wolle wuchs stellenweise um den langen, dünnen Hals und die Schultern, das Milchweiß der Wolle gesprenkelt mit rostroten Flecken der gleichen Farbe wie seine Haut darunter. Nein, Cim war wirklich keine Schönheit, und er besaß ein ziemlich unberechenbares Temperament, aber für Kincar war er das beste Reittier von allen auf Styr.
    Aber Cim war nicht das einzige auf dem Gut, das er als sein eigen beanspruchen konnte. Als Kincar sich auf dem Reitpolster des Larng niederließ und die Ohrenzügel ergriff, stieß er einen Pfiff aus, einen einzigen, hohen Ton. Und sogleich erhielt er Antwort von dem Brutschlag auf dem kleineren Turm. Auf ihren gerippten Lederschwingen, die einen Körper trugen, der zu einem Drittel aus dem Kopf mit entblößten, scharfen Fängen und riesigen, intelligenten, roten Augen bestand, kreiste die Murd über dem Kopf ihres Herrn und flog dann davon. Vorken würde für den Rest des Tages in seiner Nähe bleiben und seinem Ruf folgen.
    »Die Straße zum Norden …« Regen sprach hastig und mit erhobenen Händen, als wollte er Kincar buchstäblich aus dem Hof vertreiben. »Die Karte ist in der linken Tasche, Tochterssohn. Nimm den Murdklauen-Paß. Der Segen der Drei ist mit uns, daß die Stürme
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