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Blut der Sternengötter

Blut der Sternengötter

Titel: Blut der Sternengötter
Autoren: Andre Norton
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Menschen von Gorth so bestaunt hatten, waren fort, in den blaßrosa Himmel von Gorth aufgestiegen, um niemals zurückzukehren. Hatte man ein Schiff hierher in die Einöde gebracht, um sie mitzunehmen?
    Die Felssäulen wurden weniger und die Gefahr, sich im wehenden Sand zu verirren, immer größer. Lord Dillan hielt ab und zu einen Augenblick an, den Kopf vornüber geneigt und eine Hand an der Brust, als würde er einen Talisman konsultieren. Und jedesmal danach änderte er ihre Richtung nach rechts oder links.
    Dann starb der Wind ebenso plötzlich, wie er aufgekommen war, der Sand legte sich, und das Land ringsum war klar zu sehen. Sie befanden sich auf einem aufsteigenden Hang, und in der Ferne vor ihnen erspähte Kincar sich bewegende Punkte von Gestalten – vermutlich die drei Frauen und ihr Begleiter. Sie waren sichtbar bis zur Horizontlinie, dann verschwanden sie plötzlich, als hätte der Erdboden sie verschluckt. Kincar nahm an, daß dort ein steiler Abstieg begann, sonst wären sie nicht so rasch außer Sicht gewesen.
    Jonathal ritt an Kincars Seite und wischte sich den Staub von der Mundmaske. »Das war ein trockener Ritt«, bemerkte er, »und es hat mir noch nie gefallen, in einen Kampf zu gehen, ohne vorher meine Kehle befeuchtet zu haben …«
    »Einen Kampf?« Kincar hatte schon seit einiger Zeit die Trommeln nicht mehr gehört. Er hatte gehofft, daß der Sandsturm die Verfolger von ihrer Spur abbringen würde.
    »Sie müssen jetzt angreifen, wenn überhaupt«, erwiderte Jonathal achselzuckend. »Es ist die letzte Möglichkeit. Wenn wir erst einmal über dem Hügelkamm sind«, er deutete auf den Hang, wo die Frauen verschwunden waren, »haben sie verloren. Wir sind die letzten unserer Art. Nach uns wird sich das Tor schließen …«
    Kincar begriff nicht, was er mit dem Tor meinte, aber er verstand sehr wohl Vorkens schrillen Schrei und ihren Sturzflug, der sie über die Sanddünen zu den Felssäulen trug, die sie eben hinter sich gelassen hatten. Er zog sein Schwert, rollte seinen Mantel als Schild um seinen linken Arm und war bereit, einem Feind gegenüberzutreten, wenn es notwendig werden sollte.
    Gestalten huschten von einer Felssäule zur anderen, stumme, dunkle Gestalten. Kincar beobachtete grimmig ihr geräuschloses Näherkommen.
    Vorken kam zurück und kreiste über ihm mit schrillem Kampfschrei, aber sie griff nicht an, da Kincar selbst keine Bewegung machte. Cim verlagerte sein Gewicht unter ihm.
    Kincar riß seine Staubmaske vom Gesicht und sog tief die frische Luft ein, nach der seine Lungen plötzlich verlangten. Zu seiner Linken saß Jonathal lässig auf dem Polster seines hageren Larng, ein Lächeln um die Lippen, während er die Felssäulen mit Späheraugen beobachtete. Zu seiner Rechten war Vulth damit beschäftigt, seinen Mantel in sorgsamen Falten um seinen Arm zu wickeln. Nur Lord Dillan hatte weder sein Schwert gezogen, noch seine Reisemaske abgenommen. Mit einer Hand hielt er die Zügel, die andere lag auf seiner Brust. Der Blick seiner merkwürdig hellen Augen über der silbrigen Maske lag auf den Felssäulen und jenen, die sich in ihrem Schatten bewegten.
    »Reitet langsam«, sagte er zu ihnen. »Wir kämpfen nicht, solange sie uns nicht dazu zwingen …«
    »Sie werden uns nicht aus ihren Fängen lassen«, warnte Vulth.
    »Vielleicht werden sie es doch – es sei denn, jener, der sie anführt, befiehlt es anders …« Lord Dillan ließ die anderen nicht aus den Augen und folgte seinen Getreuen nicht, als diese seinem Befehl gehorchten und langsam weiterritten.
    Kincar setzte als letzter sein Larng in Bewegung – und in diesem Augenblick ging Vorken zum Angriff über. Ob die Murd Cims Bewegung mißverstand als Auftakt zum Kampf, oder ob es ihre natürliche Wildheit war, die sie dazu veranlaßte, sollte Kincar nie erfahren. Sie stieß einen letzten langen Pfiff aus und schoß im Gleitflug auf die nächste Felssäule zu.
    Kincar sah nicht den Feuerstrahl, der sie mitten in der Luft traf. Niemand hätte ihn wahrnehmen können. Aber als Vorken vor Schmerz aufschrie, sank einer ihrer Flügel herab, und sie stürzte in den Sand. Ohne zu überlegen, jagte Kincar sein Larng zurück, dorthin, wo Vorken lag und vergeblich mit ihrem gesunden Flügel schlug, in dem Versuch, sich wieder in die Luft zu erheben. Ihre Schreie wurden immer heiserer vor Schmerz und Wut, und der Sand spritzte hoch auf, als sie die Klauen ihrer vier Füße zornig in den Boden grub.
    Kincar sprang von Cims Rücken
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