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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser
Autoren: László Darvasi
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auf, in anderen Fällen aber schon. Derera hat der Teufel wieder rausgerückt, den hat er nicht haben wollen.
    Die dort im Pelz, das sind Serben, kräftige und schöne Männer, manche rasieren sich zweimal am Tag. Sie haben die größten Wagen. Vor hundert Jahren sind auch sie noch auf Wanderschaft gewesen wie die Juden mit Moses, ihre Wege führten sie bis nach Pest und weiter. Sie können nur mit erhobenen Armen tanzen, sie können nicht leise singen!
    Dort im Schatten der Robinie rauchen Armenier Pfeife, sie werden immer weniger. Früher haben sie die großen Geschäfte gemacht und die meisten Rinder und Schweine in die Burg gebracht, gemeinsam mit den Griechen haben sie den meisten Tabak, das meiste Getreide und den meisten Rotwein verkauft. Mit Weißwein haben sie gar nicht erst angefangen, den haben die Ungarn aus der Herbstlese gepanscht, und so schmeckt er auch. Heutzutage nimmt die Zahl der Armenier ab, sie ziehen fort, der serbischen Konkurrenz halten sie nicht stand.
    In der Schulgasse gehen vornehme deutsche Bürger spazieren! Im Palánkviertel wohnen Serben und Deutsche Haus an Haus. Die Deutschen lieben Zylinder und knallende Lederschuhe, sie brüsten sich damit, die größten Komponisten, diegrößten Schriftsteller und die größten Philosophen zu haben. Vergiss aber nicht, dass immer noch Shakespeare der Größte ist und Hamlet oder Don Quijote viel interessantere Gestalten sind als Faust! Die Deutschen haben hier ihr eigenes Theater, du hast ja auch schon eine Vorstellung gesehen! Sie sind reich und selbstgewiss, aber sie werden ihr blaues Wunder erleben, wenn erst neue Winde ihnen die nationale Staubwolke ins Gesicht blasen. Du kennst ja den guten Doktor Schütz, der dir die Halsschmerzen und den verbrannten Finger kuriert hat, er ist ebenfalls Deutscher beziehungsweise aus Wien. Die Deutschen sind kräftige Leute, doch die Serben sind noch größer und können über die Stränge schlagen wie niemand sonst, sie nagen sogar Schnapsgläser an und schlucken die Splitter hinunter!
    Meine Kleine, die Zeit reicht nicht aus, dir alle Geschichten zu erzählen! Aber du wirst meine Stimme noch hören, wenn ich nicht mehr am Leben bin. Es wird dann wirklich nur noch eine Stimme sein. Trotzdem wirst du wissen, dass ich es bin!
    Sie liefen zur Theiß hinunter, ihre Schritte pochten über die Planken. Auf dem Fluss kreiselten Baumstämme, lauter Menschengesichter, die schauerliche Grimassen schnitten und grinsend mit mächtigen Blättern drohten! Astlöcher waren Monsterfratzen, ich verschlinge dich, ich fresse dein Fleisch, Mädchen! Wasser spritzte sie an, ich trinke dich, ich schlucke dich runter, Kleine! Der Staub der Stadt sprach, ihre Stimmung, ihr Nebel, ihr Schneefall, ihr Abend und ihr Morgen! Der Wind schmiegte sich wie ein Tuch an Klaras Hals, er flüsterte ihr etwas zu, bald ängstigte sie sich, bald lachte sie über diese Schreckgespenster.
    Du bist dumm, Wasser, warum soll ich Angst vor dir haben, wo ich meine Finger sogar ins Feuer stecke?!
    Du bist dumm, Wind, du kannst mich nicht wegfegen, und mein Haar kämme ich glatt, wenn du es verstrubbelst!
    Du bist dumm, Erde, wenn ich falle, kann ich immer aufstehen, wozu drohst du mir dann?
    Klara schloss die Augen.
    Ihr schien, als habe der Mann, der ihr Vater war, schon immer unablässig geredet, als wollte er niemals aufhören. Aus dem Schweigen der Mutter wuchsen Drohungen, Vorwürfe und trauriger Groll. Wenn der Vater sprach, wurde die Welt groß und geheimnisvoll. Aus dieser Welt rief das Schweigen der Mutter sie zurück.
    Der Vater drückte ihre Hand, redete und redete.
    Die Theiß ist mit ihrer halben Million Erdenjahren neben Wolga und Rhein noch ein Kind. Aber der Nil ist ein richtiger Greis! Man sagt, die Theiß sei blond! Oder lehmfarben! Andere haben sie flammend rot gesehen! Der Herbst hat hunderttausend gelbe und rote Blätter in ihr verbrannt! Am Uferabschnitt bis Tápé reihen sich Wassermühlen aneinander, denen mächtige Pappeln als Fächer dienen. Die Alten sagen, der Grasmusikant Nero Koszta, der die Knie junger Mädchen mit Klettenblättern und Grasmusik heile, lasse sich häufig in der Umgebung blicken.
    Macht dieser furchtbare Mensch auch mein Bein gesund?
    Aber sicher!
    Aber mein Mütterchen macht er nicht gesund?
    Gegen ihre Krankheit weiß nicht einmal Nero Koszta ein Rezept!
    Auch mit meinem Mütterchen war ich schon hier!, rief Klara.
    Na so was, hierher hat sie dich mitgenommen?!, brummte Pelsőczy, den die Eröffnung
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