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Blondes Gift

Titel: Blondes Gift
Autoren: D Louis
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schlimmer: Die Glocke wurde in England gegossen. Mann, verstehen Sie, das Land, gegen das wir uns damals im Krieg befanden. Geht’s noch!«
    »Jetzt haben Sie mir Philadelphia aber gründlich verdorben.«
    »Ich hab noch gar nicht angefangen, Schätzchen.«
    Jack lächelte und schlürfte den Rest Bier aus seinem Halbliterglas. Er hatte keine Eile. Er konnte ebenso gut noch eins bestellen – ohne den Whisky. Er hatte bereits zwei davon gehabt, und es hatte nichts geholfen. Das Drama der vergangenen Monate lastete zu schwer auf seinem Gemüt. Am besten, er ließ es für eine Weile ruhig angehen und beobachtete die
Leute im Flughafen. Leute mit einem Ziel im Leben. Mit einer klaren Vorstellung davon, wo es hinging und was zu tun war.
    Das Einzige, was auf Jack Eisley wartete, war eine Nacht in einem öden Hotelzimmer und eine Verabredung um acht am nächsten Morgen. Er hatte es nicht eilig, weder mit dem einen noch mit dem andern.
    Die Blondine musterte seine Hand. Jack glaubte zunächst, dass sie seinen Ehering betrachtete. Aus irgendeinem blöden Grund trug er ihn immer noch. Aber dann bemerkte er, dass sie auf das Glas in seiner Hand starrte.
    »Sie haben ausgetrunken«, sagte sie.
    »Sehr aufmerksam von Ihnen. Sie haben noch?«
    Die Frau lächelte mit gespielter Verlegenheit. »Warum? Wollen Sie mich auf einen Drink einladen? Nachdem ich Ihren vergiftet habe?«
    »Das ist doch das Mindeste, was ich tun kann. Was nehmen Sie? Einen Martini?«
    »Vergessen Sie’s. Vielleicht sollte ich Ihnen besser sagen, was Sie erwartet. Mit welchen Symptomen Sie zu rechnen haben.«
    »Von diesem flüssigen Gift, das sich nicht nachweisen lässt.«
    »Genau.«
    »Nur zu.«
    »Es gibt mehrere Stufen. Zunächst …« Sie warf einen flüchtigen Blick auf die silberne Uhr an ihrem Handgelenk. »Ja, in ungefähr einer Stunde werden Sie einen Knoten in Ihrem Magen spüren. Wenig später
befinden Sie sich hoffentlich in der Nähe einer Toilette, denn dann setzt heftiges Erbrechen ein.«
    »Klingt verlockend.«
    »Denken Sie an Ihren schlimmsten Kater. Sie wissen schon: Sie hocken auf den kalten Fliesen in Ihrem Bad und flehen Gott an, er möge Ihrer armen Alkoholikerseele gnädig sein. Und Sie beteuern, dass Ihr bisheriger Lebenswandel ein Fehler war, und versprechen, dem Dämon Alkohol niemals wieder auch nur den kleinen Finger zu reichen. Tja, das ist ein Zehntel von dem, was Sie spüren werden, wenn dieses Gift anfängt zu wirken.«
    Jack wusste, dass seine Fantasie mit ihm durchging – natürlich wusste er das -, aber er wollte verflucht sein, wenn sich sein Magen nicht gerade in diesem Moment zu einem kleinen Knoten zusammenzog. Ja, die Macht der Einbildung. Die Macht der Todesahnung.
    Okay, diese Lady hier war völlig durchgeknallt. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war noch eine von dieser Sorte.
    »Dürfte ich fragen, warum Sie mir das angetan haben?«
    »Klar können Sie fragen.«
    »Aber Sie werden’s mir nicht sagen.«
    »Später vielleicht.«
    »Falls ich dann noch am Leben bin.«
    »Das ist natürlich ein Punkt.«
    Wenn das hier ein Betrugsmanöver war, hatte sie komische Vorstellungen davon, wie so was ablaufen
sollte. Die Geschichte mit dem Gift war dazu geeignet, die meisten Leute in die Flucht zu schlagen. Was nicht unbedingt die Reaktion ist, auf die es Trickbetrüger bei ihren Opfern anlegen. Sie müssen irgendwie in der Nähe sein, damit sie ihr Ding durchziehen können.
    Was also führte sie im Schilde? Oder war es doch eine Anmache?
    »Okay, Sie haben also meinen Drink vergiftet.«
    »Sie kapieren schnell.«
    »Haben Sie ein Gegengift?«
    »Mein Gott, ich dachte schon, Sie würden nie danach fragen. Ja, ich habe ein Gegengift.«
    »Würden Sie mir das Gegengift geben, wenn ich Sie freundlich darum bitte?«
    »Klar«, sagte sie. »Aber ich kann es Ihnen nur an einem ruhigen Ort geben.«
    »Nicht hier?«
    »Nein.«
    »Wo dann?«
    »In Ihrem Hotelzimmer.«
    Damit war die Sache klar. Das war ein Betrugsmanöver – wahrscheinlich eine schräge Variante der alten Sweetheart-Nummer. In der Hoffnung auf Sex nimmst du die Frau mit aufs Zimmer, bekommst einen Schlag über die Rübe und wachst ohne Brieftasche auf, deine rechte Niere fehlt und dein nackter Körper liegt in einer Badewanne voll dreckigem Eiswasser – oder was auch immer. Jedenfalls bist du angeschissen, und nur, weil du dachtest, du
bekämst einen schnellen Blowjob in einem Flughafenhotel.
    »Nettes Angebot«, sagte er, »aber ich denke, ich werd’s
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