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Blondes Gift

Titel: Blondes Gift
Autoren: D Louis
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Mann.
    Ruhig jetzt.
    Zeigefinger an den Abzug.
    Den richtigen Winkel suchen, damit es ordentlich spritzt.
    Und...
    Und Kowalskis lädiertes Bein – endlich mit einer anständigen Schiene versehen – fing an zu vibrieren.
    Das Handy war neu. Das alte hatte er im Krankenhaus in die Tonne für biologisch gefährliche Stoffe geworfen. Das neue war wieder genauso eines. Ein Modell, flach wie ein Rasiermesser, mit einem Armband für Sportler. Nur eine Person kannte die Nummer. Kowalski griff in die Jacke und klemmte sich das Headset ans Ohr.
    »Bist du beschäftigt?«
    »Nicht wirklich«, sagte Kowalski. »Und du?«
    »Ich glaub, ich hab den ganzen Tag geschlafen.«
    »Gut.«
    Sobald er sicher war, dass ihr Zustand stabil war, hatte Kowalski Kelly – deren richtiger Name offenbar tatsächlich Vanessa Reardon war – zu einem abgelegenen und sicheren Ort gebracht. Einer, von dem nicht mal der CI-6 wusste.
    Oh, der CI-6 hatte ihm versichert, dass Nancy, seine ehemalige Verbindungsoffizierin, seine Exfreundin, bestraft worden war, für ihr kleines Nebengeschäft mit einem gewissen Matthew Silver, alias der Boss, alias der Typ auf dem Friedhof mit dem explodierten Schädel. Das Ganze war eine ernste Angelegenheit, und Nancy würde die Konsequenzen mit voller Härte zu spüren bekommen. Der stellvertretende Chef des CI-6 streute noch Salz in die Wunden, als er Kowalski mitteilte, dass keine von Nancys Anweisungen in jener Donnerstagnacht von offizieller Seite abgesegnet gewesen war. In Wirklichkeit waren seine Befehle vom Boss gekommen und von Nancy weitergeleitet worden.

    Nein, nein, der stellvertretende Chef machte ihm keine Vorwürfe deswegen. Kowalski hatte das ja auf keinen Fall wissen können. Sie hatte sich schließlich an die vorgeschriebenen Abläufe gehalten. Und er hatte nur Befehle befolgt, nicht wahr?
    Schon. Aber trotzdem …
    Das plötzliche beträchtliche Interesse des stellvertretenden Chefs an den Mary Kates – »Was machen die noch mal? Sie vermehren sich selbst, oder? Was Sie nicht sagen …« – bereitete Kowalski Kopfschmerzen. Genauso, wie einem ein Fünfzehnjähriger mit einem plötzlichen Interesse für Sturmgewehre Kopfschmerzen bereiten würde.
    Dieser Scheißdreck musste im Keim erstickt werden.
    Besonders wenn das, was Vanessa ihm berichtet hatte, stimmte.
    Dass mindestens vierzehntausend Leute – und es wurden ständig mehr – dieses Zeug inaktiv in ihrem Blut hatten; während es auf einen Befehl von einem Satelliten irgendwo da draußen wartete.
    Der stellvertretende Chef wusste noch nichts davon.
    Kowalski ließ ihm die Informationen absichtlich nur häppchenweise zukommen; er brauchte Zeit, um sich eine Strategie zurechtzulegen. Er erzählte ihnen zum Beispiel nichts von den Beweisen in San Diego. Er versicherte ihnen, er würde Vanessa Reardon zu ihnen bringen, sobald es die Umstände zuließen.
    Aber sie wurden allmählich ungeduldig. Bald würden sie jemanden auf ihn ansetzen.

    Und auf Vanessa.
    »Was machst du gerade?«, fragte sie.
    »Ein paar Angelegenheiten bereinigen. Ach ja, und ich wollte dich was fragen.«
    Der Fettsack, immer noch mitten in seinem Fadenkreuz, war mit der Diät-Cola fast fertig. Kowalski erkannte das daran, wie er den Kopf in den Nacken warf, um an den letzten Schluck Koffein zu kommen.
    »Ja?«
    »Hast du Lust, irgendwo was essen zu gehen?«
    »Ich glaube schon, dass ich jetzt wieder unter Menschen kann. Du hast ja keine Ahnung, was eine ausgiebige Dusche bewirkt.«
    »Du trägst natürlich die Halskette.«
    »Ich werde sie immer tragen.«
    Im Krankenhaus, als Eds Kopf plötzlich weg war, hatte Kowalski nicht gewusst, was er mit Vanessa tun sollte. Sie durfte immer noch nicht allein sein. Eine Transfusion war also nutzlos. Wenn auch nur ein einziger Nanobaustein übrig blieb, konnte er tausend neue hervorbringen. Und runter zum Friedhof zu gehen, um was vom Blut des Bosses zu holen, war nicht möglich. Nicht bei den Scharen von Bullen und Rettungskräften, die am Tatort herumliefen.
    Stattdessen hatte Kowalski vorgeschlagen, sich selbst zu infizieren und Fläschchen mit Blut auszutauschen. Um sie an einer Halskette zu tragen, à la Angelina und Billy Bob. So wären sie beide versorgt.
    »Das würdest du tun?«, hatte sie gefragt.
    »Bin ich etwa kein Gentleman?«, hatte er gescherzt.
    Er hatte vorgeschlagen, sich und ihr in den Finger zu pieksen; doch sie hatte einfach die Hände ausgestreckt und sein Gesicht gepackt und ihn geküsst – seinen Mund, seine
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