Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blondes Gift

Titel: Blondes Gift
Autoren: D Louis
Vom Netzwerk:
drauß…
    Er kroch zum Fenster. Auf dieser Seite des gekachelten Bodens lagen keine Scherben. Hinter ihm wurde
aufgeregte Betriebsamkeit laut. Ärzte und Schwestern, vielleicht sogar Priester und Nonnen, Aussätzige, Engel und Politiker, die zusammenströmten.
    Erst die eine Hand nach oben. Die gesunde Hand. Es war kaum zu glauben, dass von all seinen Schmerzen die im rechten Handgelenk am schlimmsten waren. Sein kleines Andenken von der reizenden Kelly.
    Und jetzt hoch auf die Beine. Na also, Kamerad, das hätten wir. Noch einen Schritt, dann schau nach unten. Aus dem siebten Stock, am Gebäude runter; sieh dir an, was da zu sehen ist.
    Oh ja.
    Das Arschloch mit dem schütteren Haar klammerte sich an das massive Metallgestell einer Klimaanlage zwei Stockwerke weiter unten.
    Er starrte Kowalski direkt in die Augen und grinste spöttisch. Er hatte nur auf ihn gewartet.
    »So leicht wirst du mich nicht los« , brüllte er.
    Zwei Stockwerke. Kowalski schätzte die Entfernung, so gut er konnte, aber … ja. Das müsste reichen.
    »Weißt du, was du bist?«, fragte Kowalski ruhig.
    Verwirrung auf dem Gesicht des Typen. Dann zuckte er zusammen. Vielleicht fing er an zu begreifen. Vielleicht fing sein Kopf schon an zu pochen.
    Kowalski hatte ihm nicht ein oder zwei Mary Kates injiziert. Im Blut aus Eds Kopf wimmelte es praktisch davon. Sie mussten nicht erst stundenlang heranreifen und sich vermehren. Es waren genug in seinem Blut, um ihren Job sofort erledigen zu können.

    »Du bist mehr als drei Meter entfernt.«
    Und Kowalski war froh, dass er der Einzige war, der aus dem Fenster blickte. Denn niemand brauchte zu sehen, was als Nächstes passierte.
    Die Explosion.
    Viermal, ein leuchtend roter Schwall aus Mund, Nase und Augen, der gegen die Mauer des Gebäudes klatschte wie der Strahl eines Wasserschlauchs.
    Die Finger des Mannes rutschten von der Klimaanlage.
    Und sein Körper fiel direkt auf den alten Friedhof darunter.
    Dorthin, wo diejenigen beerdigt wurden, die nicht gerettet werden konnten, damals, in der Kolonialzeit, als die Menschen noch an natürlichen Krankheiten starben und nicht an mikroskopisch kleinen Maschinen, die ins Gehirn wanderten und dort explodierten.
    Kowalski starrte nach unten, bis er genug gesehen hatte. Kein Zucken. Keine plötzliche Auferstehung. Er hatte das alles schon erlebt.
    Aber nicht heute.
    Nichts.
    Er drehte sich um und kroch den Flur hinunter. Mit der gesunden Hand griff er in seine Tasche und suchte nach dem Heimatschutz-Ausweis. Hoffentlich entfaltete das Adler-Hologramm ein letztes Mal seine magische Wirkung. Mannomann, es gab einiges zu erklären.

7:50 Uhr
    E s dauerte ein paar Minuten, dann hatte Kowalski die Wogen einigermaßen geglättet. Am schwierigsten war es, sich bei den Wachleuten, die er angegriffen hatte, zu entschuldigen und sie dann dazu zu bringen, die Tür von Zimmer 803 zu bewachen, bis Verstärkung eintraf. Aber sie taten es, Gott schütze sie. Sie hatten sich bestimmt nur deshalb dazu bereit erklärt, weil Kowalski ihnen erzählt hatte, der Tote auf dem Friedhof sei ein internationaler Terrorist. Und dass sie wahrscheinlich Medaillen und den ganzen Scheiß bekämen.
    Die Wachmänner hielten die Belegschaft fern, und die vier hatten den Raum für sich allein.
    Kowalski, an die Wand gelehnt.
    Kelly in ihrem Bett.
    Jack, versunken in einem Besucherstuhl aus Holz und Leder.
    Eds Kopf in seiner Adidas-Tasche, die in einer Ecke neben der Tür stand. Er fing allmählich an zu stinken.
    »Alles in Ordnung, Jackie-Boy?«, fragte Kowalski.
    »Mir ging’s nie besser«, sagte Jack und sah dann zu Kelly hinüber, die in Decken eingehüllt dalag, die Augen geschlossen. »Obwohl ich schon gerne gewusst hätte, dass ich vor, warte mal, elf Stunden in Wirklichkeit gar nicht vergiftet wurde.«
    Kowalski grinste. »Fluoreszierendes Toxin, Jack?
Das ist aus Bei Ankunft Mord. Dem Original. Nicht dem beschissenen Remake mit Meg Ryan.«
    »Ich kenn den Film, aber ich hab in dem Zusammenhang nie was von fluoreszierendem Toxin gehört.«
    »Sie hat dir eine kleine Gehirnwäsche verpasst, Kumpel. Ich habe ihre Tasche im Hotel überprüft. Sie hat dir ein bisschen Disulfiram untergejubelt. Eine Tablette, fünfhundert Milligramm. Geruch- und farblos, schnell löslich. In deinem Bier. Davon ist dir schwindlig geworden, darum musstest du kotzen, aber es war nicht tödlich.«
    »Disul-was?«
    »Disulfiram, oder auch Antabus. Das Zeug, das sie Alkoholikern geben. Sie hat es wahrscheinlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher