Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
wendete den Hengst und sah, daß die anderen schon auf dem Weg zum Startplatz waren, der den Tribünen gegenüberlag. Er zwang Vulkan zu einer ruhigen Gangart und streichelte sein muskelbepacktes Genick. Über seines Pferdes hochgewölbten Hals hinweg sah Alec auf dem Dach der Tribünen viele Pressekameras aufgebaut. Sie waren auf die Pferde gerichtet, die jetzt dem Start zustrebten. „Du wirst es auch diesmal schaffen, Vulkan!“ sagte er. Der Starter rief ihm zu, er möge sich beeilen. Stampfend und ein wenig gegen den Zügel kämpfend ordnete sich Vulkan in der Reihe ein.
    Im Augenblick hörte man nur das ungeduldige Trappeln der Pferdehufe und das beschwichtigende Zureden der Jockeys.
    Von den Zuschauerplätzen tönte das aufgeregte Stimmengemurmel der Tausende herüber, die darauf warteten, daß das Startband in die Höhe schnellte. Plötzlich verstummte das aufgeregte Summen, und eine erwartungsvolle Stille breitete sich über die Tribünen.
    Vulkans große Ohren spielten, erst spitzte er sie nach vorn, dann legte er sie zurück, flach an den Kopf. Alec fühlte, wie sich der riesige Körper unter ihm spannte. Er beugte sich vor und flüsterte: „Gleich geht’s los! 2200 Meter sind’s diesmal, Vulkan, etwas länger als die andren Male. Du hast also reichlich Zeit. Bleib ruhig jetzt. Warte, bis ich dir das Zeichen gebe!“
    Eine Klingel schrillte. Das Startband schnellte mit einem Ruck in die Höhe. Fünfzigtausend Zuschauer schrien auf, verstummten aber gleich wieder. Nur das Stampfen der dahinstürmenden Hufe war zu hören.
    Vulkan kam gleichzeitig mit den andren ab, er machte zwei schnelle Galoppsprünge, dann — geriet er ins Stolpern! Alec fühlte seines Pferdes Kopf zu Boden gehen und ließ die Zügel für einen Augenblick locker, zog sie aber gleich wieder an und half Vulkan, auf die Füße zu kommen. Unsicher suchte der Hengst in dem weichen Boden Halt zu finden. Er galoppierte mit kurzen Sätzen ohne Takt. Alec wagte nicht, sich zu bewegen, damit der Hengst nicht noch mehr aus dem Gleichgewicht geriet. Er gab ihm den Kopf völlig frei, hielt die Zügel jedoch so, daß er sie jede Sekunde anziehen konnte, falls Hilfe nötig wurde.
    Gleich darauf merkte Alec, daß das Schlimmste überstanden war. Vulkan hatte sich gefangen, seine Hufe fanden Halt, seine Sprünge wurden weiter, sein Körper streckte sich.
    Erst jetzt wurde Alec der vor und neben ihm galoppierenden Pferde gewahr; der Start auf dem moorigen Geläuf war für alle schwierig gewesen, jetzt jedoch hatten sich alle gefunden und ihr Galopp steigerte sich schnell. Vulkan streckte den Kopf und versuchte ihn frei zu bekommen. Alec beugte sich seitlings tief nach vorn und hielt die Zügel kurz. „Jetzt noch nicht, Vulkan!“ rief er. „Jetzt noch nicht!“
    Die drei an der Spitze galoppierenden Pferde gingen in den ersten Bogen, Vulkan und der Rest des Feldes folgte ihnen. Alec sah die rechts von ihm reitenden Jockeys ganz nahe an sich herankommen, offenbar waren sie bestrebt, ihre Pferde vor Vulkan in die Gerade zu werfen. Er gab daraufhin sofort mehr Zügel, und der Hengst schoß vorwärts; die anderen hielten jedoch sein Tempo und beengten ihn, als er in die Biegung ging.
    Die Pferde, die die Spitze hielten, galoppierten vier Längen vor Vulkan, als er in die Gerade einbog. Alec zog die Zügel wieder an und hielt seinen Rappen gerade eben vor den ihm folgenden Pferden. „Unternimm deinen Vorstoß erst in der Mitte der Geraden!“ hatte Henry gesagt. „Keinesfalls eher! Du brauchst nur wegen des Grauschimmels aufzupassen, er wird nämlich ebenfalls zurückgehalten werden, bis seine Zeit gekommen ist!“
    Der Grauschimmel lag hinter ihm, genau wie Henry vorausgesagt hatte. Alec sah ihn jetzt dicht neben Vulkan den Kopf vorschieben. Er gab daraufhin seinem Schwarzen den Kopf etwas mehr frei, damit ihn der Graue nicht überholte.
    Die Pferde, die bis jetzt vom gelegen hatten, hatten sich verausgabt und fielen zurück. Vulkan zog mit weiten Sprüngen an ihnen vorbei. Ihm folgte der Graue. Zusammen passierten sie die ermüdeten Konkurrenten, die das Tempo angegeben hatten. Nebeneinander flogen sie am Tausendmeterpfahl vorbei und auf den letzten Bogen zu. Vor ihnen lief jetzt kein Pferd mehr! Nur der Grauschimmel, der neben Vulkans Schenkel galoppierte, konnte dem Rappen noch den Sieg und damit die dreifache Krone streitig machen! „Jetzt, Vulkan!“ schrie Alec in den Wind und gab seinem Pferd die Zügel frei. Die Bahn flog schneller und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher