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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan
Autoren: Walter Farley
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du die Dinge von jetzt ab betrachten willst.“ Er machte eine Pause und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Ich denke, du mußt dir jetzt vor allem darüber klar werden, was du bis heute erreicht hast und welche Zukunft vor dir und Vulkan liegt. Er wird auf seiner Ruhmesbahn fortschreiten, und du wirst mit ihm gehen. Aber Vulkan ist kein Ein-Mann-Pferd, Alec. Es ist nicht richtig von dir, das von ihm zu erwarten. Vulkan kann — wie du selbst sagst — jetzt beinah von jedem geritten werden. Dafür ist er erzogen worden, es war das Ziel unseres Trainings. Dadurch, daß wir dieses Ziel erreicht haben, ist er noch wertvoller geworden..., wertvoller als Blitz, meine ich. Er besitzt dessen Schnelligkeit und ist dabei lenkbar — das zusammen macht ihn zu dem Champion, der er ist!“
    Er nahm Alec am Arm und sagte: „Komm eine Minute mit nach hinten in die Geschirrkammer“, und fügte, als sie nebeneinander gingen, hinzu: „Du mußt jetzt einmal darüber nachdenken, ob Vulkan dir nicht etwas gegeben hat, was Blitz dir schuldig bleiben mußte: Blitz hätte niemals ein wirkliches Rennpferd werden können, es wäre unmöglich gewesen, ihn auf der Bahn mit anderen Pferden zusammen laufen zu lassen. Bei jenem Wettrennen in Chicago galoppierte er ungebändigt mit dir auf dem Rücken dahin — das weißt du so gut wie ich! Aus Vulkan haben wir ein Rennpferd gemacht. Bei Blitz hättest du von einem zum anderen Rennen niemals gewußt, zu was er aufgelegt sein würde — ob zum rennen, ob zum kämpfen mit anderen Hengsten.“ Sie waren an der Tür der Geschirrkammer angelangt, als Henry stehenblieb und sich zu Alec umwandte: „Und glaub’ bitte nicht einen Augenblick, daß Scheich Abu das nicht genau weiß. Deshalb hat er Blitz nicht herübergeschickt, obwohl er dir das versprach, als wir ihn im letzten Herbst nach dem Hopeful-Rennen sahen! Er ist nach Arabien zurückgefahren und hat sich die Sache überlegt. Dabei hat er erkannt, daß sein Plan unausführbar war. Ich wette, daß dies der Grund ist, warum er deine Briefe nicht beantwortet hat.“ Mit diesen Worten betrat Henry die Geschirrkammer, die Hand immer noch auf Alecs Arm. Vor Blitz’ Foto blieb er stehen. „Wenn ich an deiner Stelle wäre, mein lieber Junge, würde ich dieses Bild hier wegnehmen, es in die Schublade legen und alle Gedanken an Blitz dazu. Ich würde zu mir selber sagen: Es war eine herrliche Zeit, aber sie ist vorbei, für immer vorbei.“ Henry zuckte die Achseln. „Siehst du, das ist mein freundschaftlicher Rat! Ob du ihn befolgen wirst, weiß ich nicht. Die Entscheidung liegt allein bei dir.“ Damit ging er hinaus und ließ Alec allein.
    Lange Zeit starrte Alec das Bild von Blitz an, ohne sich zu rühren. Dann nahm er es von der Wand, trug es zu der alten Kommode, wickelte es sorgfältig in ein Tuch, schob es in eine Schublade und schloß sie. Mit einem Ruck wandte er sich ab und ging hinaus.
    Henry hatte vor der Kammertür auf ihn gewartet. „Du hast recht“, sagte Alec mit gedämpfter Stimme. „Ich habe unentwegt an Blitz gedacht mit dem Wunsch, es könnte mit Vulkan so werden, wie es mit ihm gewesen ist. Ich habe sein Bild weggepackt... Die schöne Zeit ist vorbei! Ihr nachzutrauern, hilft nichts. Ich will jetzt nur noch an Vulkan denken.“
    Henry legte den Arm um Alecs Schultern, als sie an den Boxen vorüberschritten. „Wir wollen morgen ganz früh auf die Rennbahn hinaus“, sagte er, „und zwar nicht, um Vulkan zu trainieren, sondern nur, um uns ein wenig umzuschauen.“
    „Wann ist das nächste Rennen, Henry?“
    „Erst in einigen Wochen, das große Rennen in Chicago. Vulkan wird dort gegen ältere Pferde antreten, aber ich glaube nicht, daß wir die geringsten Schwierigkeiten haben werden, wenn er läuft, wie er heute gelaufen ist.“
    „Das wird er!“ sagte Alec zuversichtlich. „Er kann gar nicht anders!“
    Sie erreichten die Stalltür, und Henry hatte eben das Licht ausgeknipst, als sie Schritte herankommen hörten. Alec erkannte die schlanke Gestalt zuerst: „Es ist mein Vater“, sagte er zu Henry, der daraufhin in den Stall zurückging, um das Licht wieder einzuschalten.
    Als Herr Ramsay seinen Sohn sah, rief er: „Ich habe auf dich gewartet, Alec, aber du bist so lange ausgeblieben, daß ich herübergekommen bin, um dir diesen Brief zu bringen.“ Er stockte, als Henry im Türrahmen hinter Alec erschien. „Oh, ich wußte nicht, daß Henry bei dir war.“
    Sie gingen in den Stall zurück, und Vater
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