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Blitz legt los

Blitz legt los

Titel: Blitz legt los
Autoren: Walter Farley
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neugierig ging er zur Bahn zurück, wo er Blitz entdeckte. Herrgott — das war ein Pferd. Ein Fest für die Augen jeden Kenners! Er beeilte sich, an den Zaun zu kommen, wo schon viele Leute standen, und verharrte dort, die Uhr in der Hand, während der schwarze Hengst verkehrt herum über die Bahn ging.
    Henry, auf Napoleon, hielt ihn zurück. Am 800-Me-ter-Pfosten hielten sie an und wendeten Blitz, so daß er nun dem Innenfeld gegenüberstand. „Oh!“ seufzte der alte Herr mit dem Ausdruck eines Kunstkenners, der ein Meisterwerk betrachtet.
    Kein Zweifel, Blitz war fit, und wenn er fit war... nun, denkt ihr noch an Chicago, wo er die zwei schnellsten Pferde Amerikas weit hinter sich ließ, oder habt ihr das alle vergessen? So lange war es ja noch nicht her; allerdings hatte man seitdem sehr viele schnelle Pferde gesehen. Auf der Rennbahn sahen die meisten Menschen bloß das, was im Augenblick vor ihnen stand. Aber ein Handicaper hatte die Pflicht, sich zu erinnern und abzuwägen.
    Blitz wirbelte herum; seine weiten Sprünge kamen so schnell, daß er schon in vollem Tempo dahinflog, als er bei seinem Weg einmal um die Bahn das Ziel passierte. Alec Ramsay ritt sehr tief auf sein Pferd geduckt, so daß es für die Zuschauer schwer war, auszumachen, ob er sein Pferd antrieb. Einige behaupteten, er habe vollkommen still im Sattel gesessen; andere wollten gesehen haben, daß er sein Pferd mit Handbewegungen zu größerer Schnelligkeit habe aneifern wollen — daß es aber nicht darauf reagiert habe.
    Der alte Herr sagte nichts. Er ging in sein Büro, legte die Stoppuhr vor sich hin und starrte lange auf das Zifferblatt.
    Blitz war sehr langsam über die 1500 Meter galoppiert, obwohl es ausgesehen hatte, als laufe er mit aller Kraft. Alec Ramsay konnte jedoch mit einem Fingerschnalzen und seinem Kniedruck mehr erreichen als jeder andere Jockey mit der Peitsche. Wahrscheinlich hatte er Blitz sehr fest zurückgehalten, obwohl die Zügel lose waren. Eine Übereinstimmung zwischen Pferd und Reiter wie bei Alec und Blitz war sehr, sehr selten — falls es das überhaupt noch einmal gab.
    Der alte Herr starrte immer noch auf seine Uhr, die ihm sagte, daß Blitz zwei Sekunden langsamer gewesen war als Casey, obwohl für Blitz ein schneller Arbeitsgalopp angesetzt worden war.
    Der alte Herr sprang auf und lief nervös im Zimmer hin und her. Schätzte er Blitz so vollkommen falsch ein? War das Wunderpferd bei gleichem Gewicht wirklich fünf Längen schneller als Casey und fünfzehn Längen schneller als Eclipse, wie er bei seinen Berechnungen angenommen hatte? Oder hatte er sich einfach hinreißen lassen von seiner Begeisterung in Chicago vor einigen Jahren? War er ein sentimentaler alter Narr mit seiner Überzeugung, Blitz wäre in Hochform und imstande, dem enormen Gewicht zum Trotz zu siegen? Aber das Grübeln half jetzt nichts mehr. Am Sonnabend würde man es wissen.
    Drei in einer Reihe betraten sie die Rennbahn, als die Glocke sie an den Start rief zum Brooklyn-Handicap — Nummer 1: Eclipse, Nummer 2: Casey, Nummer 3: Blitz. Mehr Pferde liefen nicht. In der ganzen Geschichte dieses Rennens waren die anderen dafür in Betracht kommenden Pferde noch nie mit so günstigem Gewicht angesetzt worden, doch ihre Trainer hatten sich entschieden, in diesem „Rennen des Jahrhunderts“ die drei Wunderpferde allein laufen zu lassen. Sie schickten nicht einmal eins ihrer Pferde aus, um das Geld für den vierten Platz zu holen.
    Henry, auf Napoleon, sagte: „Schade, daß nicht wenigstens ein paar Pferde da sind, die Eclipse oder Casey ein wenig behindern könnten. Kein einziges Hemmnis heute! Nichts wie Sorgen!“
    Alec gab keine Antwort; er sprach mit Blitz, nicht mit Worten oder Lauten, sondern nur durch sanftes, zärtliches Streicheln. Er erzählte ihm, daß die Blasmusik und die vielen Tausende von Zuschauern kein Grund wären, sich aufzuregen. Er erinnerte ihn an andere Rennen, an andere Menschenmassen.
    Henry sagte: „Eins ist sicher, leicht werden ihm die 2000 Meter nicht werden.“
    Blitz stieg steil in die Höhe und kam, hart gegen Napoleon prallend, wieder zur Erde. Alec hielt sich im Gleichgewicht und gab den Zügel nicht frei. „Weißt du noch, als wir Napoleon noch nicht hatten?“ fragte er sein Pferd. „Du warst so aufgeregt, daß du am liebsten bis in den Himmel gestiegen wärest..., ich war froh, als du wieder zur Erde herunterkamst...“
    Henry fuhr fort: „Wenn es ein kürzeres Rennen wäre, würde ich mir
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