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Blitz legt los

Blitz legt los

Titel: Blitz legt los
Autoren: Walter Farley
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eilte Alec die Treppe hinauf, riß die Tür auf und fand den Gesuchten behaglich in Henrys Lehnsessel sitzend, die Füße auf dem Tisch und eine Pfeife im Mund. Mit dem Pfeifenrauch vereinte sich der angenehme Geruch von gebratenem Räucherspeck über einem Holzfeuer im Küchenherd!
    „Sie machen sich’s hier ja recht gemütlich in Henrys Abwesenheit!“ rief Alec zornig.
    Der Mann klopfte seine Pfeife am Aschenbecher aus und zündete den noch vorhandenen Tabak von neuem an.
    „Ich habe Ihnen auch mehrmals verboten, im Stall zu rauchen“, fuhr Alec fort.
    „Das ist ja hier Henrys Wohnung und nicht der Stall“, erwiderte der Mann aufsässig.
    „Das ist dasselbe. Wenn hier ein Brand ausbricht, brennt auch der Stall.“
    Snappy rutschte unbehaglich auf seinem Sessel hin und her. „Ich werde schon keinen Brand verursachen“, sagte er mürrisch, „dafür ist mir mein eigenes Leben zu lieb. Gehen Sie also ruhig wieder zu Bett und vergessen Sie, daß Sie mich hier gefunden haben. Dann braucht sich Henry nicht darüber zu ärgern.“
    Alec sah das freche Grinsen in Snappys Gesicht, ignorierte es aber, denn der unsympathische Bursche war einer der seltenen, guten Pferdegeburtshelfer, und die „Farm der Hoffnung“ brauchte ihn dringend. Schließlich sagte er beherrscht: „Miz Liz wird gleich anfangen zu fohlen, ich wünsche, daß Sie sofort zu ihr gehen.“
    „Dabei kommt es nicht auf die Minute an; man muß nicht solchen Aufstand um eine alte Stute machen. Sobald es nötig ist, werde ich nach ihr sehen.“ Der klobige Kerl grinste wieder; er war seiner Sache als unersetzliche Kraft sicher. „Vorher rauche ich noch meine Pfeife zu Ende“, fügte er hinzu.
    Alec überlief es heiß, seine Hände begannen zu zittern. „Bei andern Stuten können Sie warten, aber nicht bei Miz Liz. Sie wissen noch besser als ich, daß es zu gefährlich ist.“
    „Wenn Ihnen meine Methode nicht paßt, helfen Sie ihr doch!“ war die unverschämte Antwort.
    Alec vermochte nicht länger an sich zu halten. „Mit dieser Einstellung taugen Sie für unser Gestüt nicht, und ich verzichte hiermit auf Ihre Dienste. Verlassen Sie sofort Henrys Wohnung!“ Mit diesen Worten griff er nach Snappys Arm.
    Der ungeschlachte Kerl stand auf. Mit seiner großen Hand riß er Alecs Finger von seiner Joppe und gab dem weit Schwächeren einen harten Stoß. Der Junge fiel hintenüber und schlug mit dem Hinterkopf auf den Boden. Er verlor das Bewußtsein nicht ganz, war aber so benommen, daß er nichts von Snappys Hinausgehen merkte. Er blieb eine Weile liegen, bis er plötzlich von unten ein lautes Schnauben hörte. Er versuchte auf die Füße zu kommen, öffnete die Wohnungstür und rief Miz Liz an, um sie zu beruhigen und ihr zu zeigen, daß sie mit ihrem Fohlen nicht allein war. Denn er wußte, daß das Tierchen inzwischen geboren worden war, und daß ihm nur wenige Minuten blieben, um die Box zu erreichen und dem zuvorzukommen, was er befürchtete. Die Stute stand jedesmal viel zu schnell auf, wenn sie gefohlt hatte; es würde dieses Mal nicht anders sein.
    Alec lief die Treppe hinunter, so schnell es ihm möglich war, eilte den Gang entlang bis zur Stutenbox am andern Ende und knipste das helle Deckenlicht an. Miz Liz versuchte gerade, auf die Füße zu kommen. Neben ihr, tief im Stroh, lag das neugeborene, hilflose Hengstfohlen.
    Alec blieb nicht außerhalb der Box stehen, um zuzusehen, ob die Mutter ihr Kind in der Art aller anderen Stuten zärtlich begrüßte; vielmehr riß er die Tür auf und schrie aus Leibeskräften. Miz Liz bewegte sich nämlich auf ihr Kind zu, aber keineswegs, um es trocken zu lecken, sondern um es zu töten! Das hatte sie schon einmal getan.
    So fest er konnte, schlug Alec sie auf ihre Hinterschenkel, wodurch sie das Gleichgewicht verlor und von ihrem Vorhaben abgelenkt wurde. Erschreckt von seiner erhobenen Hand und dem scharfen Ton seines Befehls, blieb sie zögernd stehen. Ihre Augen waren rot und verstärkten den wilden Ausdruck, der durch ihre zurückgelegten Ohren hervorgerufen wurde. Immerhin gewann Alec einen Schritt Vorsprung, so daß er das Fohlen rasch auf den Arm nehmen und im Hinausrennen die Tür hinter sich zuwerfen konnte.
    Vorsichtig legte er das Neugeborene auf die Erde, während es in der Box hinter ihnen still wurde. „Du altes Mädchen, warum machst du bloß immer wieder diese Minuten, die sonst für eine Mutterstute die schönsten sind, zu einem so häßlichen Erlebnis? Ich gebe nicht zu, daß du
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