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Blitz legt los

Blitz legt los

Titel: Blitz legt los
Autoren: Walter Farley
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und riß Alec mit ins Freie, in die kühle Nachtluft hinaus.
    Alec rannte noch ein Ende weiter mit der Stute, bis er die Hitze des Feuers nicht mehr im Rücken fühlte. Dann brachte er sie zum Stehen und nahm ihr den Sack von den Augen. Minutenlang stand sie zitternd neben ihm. Endlich wieherte sie. Alec rieb ihr Maul; er wußte wohl, daß der sanfte Laut weder ihm noch der Freude galt, wieder frische Luft atmen zu können — nein, er galt ihrem Sohn, den sein Vater ins Gras neben den Weg gelegt hatte.
    Herr Ramsay blickte zurück in das Flammenmeer. „O Alec!“ stöhnte er entsetzt.
    Alec drehte sich jedoch nicht um und sah nicht zurück. Zu retten war nichts mehr. Niemand kann einen Stall voll Heu und Stroh löschen, wenn einmal ein Feuer ausgebrochen ist. Die kleine Wasserpumpe, die einige ihrer Angestellten an dem nahe gelegenen Teich in Gang gesetzt hatten, würde nichts mehr nützen, und ebensowenig die große Feuerspritze, die man eben auf der Landstraße herannahen hörte. Alle Pferde waren in Sicherheit; der schöne Stall jedoch, den sie mit so großem Stolz hatten bauen lassen, würde vollständig vernichtet werden. Er wollte dem Untergang nicht zusehen; er wandte sich dem Fohlen zu.
    Das kleine Pferd versuchte gerade wieder, sich seiner Vorderbeine zu bedienen, um sich aufzurichten. Jetzt hatte es sie in der richtigen Stellung. Eifrig versuchte es nun sein Heil mit den Hinterbeinen, und auch das gelang ihm nach einigen Versuchen — es stand auf den vier wackeligen, viel zu dünn scheinenden Stelzchen! „Denk nur, er hat es geschafft!“ rief Alec seinem Vater zu.
    Vater Ramsay antwortete nicht.
    Miz Liz zog an ihrem Führriemen, und Alec ließ sie zu ihrem Sohn gehen. Sie leckte ihn und gab ihm alle Zärtlichkeit, die sie bis dahin hatte vermissen lassen.
    Die Feuerspritze war jetzt ganz nahe zu hören. Vater Ramsay sagte mit tiefer Bitterkeit: „Es war bereits zu spät, als ich die Feuerwehr anrief.“
    „Sie können wenigstens verhüten, daß das Feuer um sich greift“, erwiderte Alec.
    „Das ist nicht nötig“, antwortete sein Vater. „Wir haben keinen Wind, also werden keine Funken umhergetragen, und die anderen Ställe stehen, Gott sei Dank, weit genug ab.“
    „Ich dachte an die Bäume“, meinte Alec, während er das Fohlen stützte und nahe bei der Mutter hielt. „Du solltest einmal versuchen zu trinken, du hast lange genug damit warten müssen“, redete er ihm zu.
    Erst als das Kleine die mütterliche Milchquelle gefunden hatte, wendete sich Alec nach dem Feuer um. Seine Augen wurden von dem weißgoldenen Flammenmeer geblendet. Ach, die Feuerspritze kam sogar zu spät, um die Bäume zu retten; das erkannte er jetzt. Aber er hatte nicht ein einziges seiner geliebten, kostbaren Pferde verloren; sogar das Hengstfohlen von Miz Liz war gerettet.
    Er hörte, wie Blitz — sein Lieblingshengst — hinten in seiner Koppel laut wieherte; aber er ging jetzt nicht zu ihm. Seine Augen hingen wie gebannt an dem wogenden Flammenmeer, das immer höher zum Himmel hinauflohte. Alles, was sie verloren hatten, war das Stallgebäude, allerdings ihr größtes und bestes... Immerhin war es nur ein Stall. Aber er hatte rund 100 000 Dollar gekostet, und die Brandversicherung war durch seine Schuld erloschen. Ein Totalschaden! Das war die harte Tatsache, dachte er hoffnungslos.
    Nach einer Weile trat der Leiter der Feuerwehr zu ihm. „Es tut mir sehr, sehr leid, Alec“, sagte er, „wir haben unsere Spritze am Teich installiert, aber viel können wir nicht mehr ausrichten.“
    „Ich weiß es, trotzdem vielen Dank.“
    Das Feuer brannte hell bis in die Morgendämmerung.
    Eine Stunde lang stand Alecs Mutter neben ihrem Sohn. Sie fühlte seinen Kummer mit. „Trotz allem“, sagte sie schließlich, „es hätte noch schlimmer kommen können, Alec. Denk nur, wenn Henry zu Hause gewesen wäre, und das Feuer hätte ihn im Schlaf überrascht — das wäre doch furchtbar gewesen. Überdies hast du keins deiner Pferde verloren, das ist die Hauptsache. Und den Verlust deckt ja die Versicherung.“ Alec sagte seiner Mutter nicht, daß sie sich irrte. Wenn Henry daheim gewesen wäre, wäre das Feuer ja nicht entstanden! Außerdem war der Stall leider nicht mehr versichert... Doch er wollte sie nicht noch mehr erschrecken angesichts des lodernden Feuers; sie würde das Unglück mit der verfallenen Police noch früh genug erfahren.
    Mit dem Aufdämmern des neuen Tages erlosch das Feuer allmählich. Der letzte Zuschauer
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