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Blitz legt los

Blitz legt los

Titel: Blitz legt los
Autoren: Walter Farley
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aus der Nachbarschaft verließ den Schauplatz, und schließlich fuhr auch die Feuerwehr weg. Von dem schönen Stallgebäude waren nur noch ein Haufen Asche und schwarzverkohlte Holzreste übriggeblieben, dazu die beiden Seitenmauern aus Stein.
    „Was wirst du jetzt machen, Alec?“ fragte Herr Ramsay seinen Sohn. Er sah ihm in die Augen und stellte fest, daß es nicht mehr die eines Jungen, sondern die eines jungen Mannes waren. Zu viel war in den letzten Jahren auf Alec eingestürmt; zu viele große Entscheidungen hatte er treffen müssen in seinem jungen Leben, zu viel Verantwortung tragen, zu viele schnelle Pferde reiten...
    Alec wandte sich von den wasserdurchtränkten Trümmern ab und sagte: „Zum Glück ist nicht Winter, so daß wir den Stall vorerst nicht brauchen. Die Stuten und die Fohlen können bei schlechtem Wetter die Schuppen auf den Koppeln benutzen, und Miz Liz mit ihrem Fohlen werden wir für die ersten Tage im Jährlingsstall unterbringen, bis sie hinauskann zu den anderen.“
    Sein Vater nickte. „Wir werden den neuen Stall längst fertighaben, ehe es kalt wird.“
    „Falls das Geld für den Wiederaufbau bis dahin zu beschaffen sein sollte“, sagte Alec langsam.
    Der Vater sah ihn bestürzt an. „Deswegen brauchst du dir doch keine Sorgen zu machen; der Stall war doch zum vollen Wert mit 100 000 Dollar versichert. Ich will die Police gleich heraussuchen und dann unseren Schaden anmelden.“
    „Die Versicherung ist erloschen, Vater. Die Police ist seit drei Tagen verfallen.“
    „Wie? Was sagst du da? Woher weißt du das?“
    „Ich habe vorhin die letzte Zahlungsaufforderung auf deinen Schreibtisch gelegt, die vor zwei Wochen gekommen ist. Ich habe den Brief ungeöffnet in die Tasche gesteckt und ihn dann vergessen. Heute nacht fand ich ihn in der Tasche meines braunen Anzugs, als ich den Hausschlüssel suchte.“
    Wortlos wendete sich der Vater ab und betrachtete die Unglücksstelle. Nach einer Weile sagte er leise: „Das ist genau so meine Schuld wie deine, denn ich hätte das Datum für die Prämienzahlung vormerken müssen. Zu einer Mahnung der Versicherungsgesellschaft hätte es gar nicht erst kommen dürfen.“
    Alec ließ seine Augen auf der Gruppe von Stuten und Fohlen ruhen, die in der Nähe des Zaunes weideten. „Wieviel Geld haben wir noch auf der Bank?“ fragte er nach einer Weile. „Der Sieg von Black Minx im Kentucky-Derby hat doch eine schöne Summe eingebracht.“
    „Wir haben gerade noch genug, um die Betriebskosten des Gestüts zu decken und die Trümmer von der Brandstätte wegräumen zu lassen“, antwortete Herr Ramsay. „Das, was Black Minx hereingebracht hat, ist zum größten Teil für die Herrichtung unserer Trainingsbahn draufgegangen.“
    Alecs Augen hingen an zwei Fohlen, die übermütig zusammen spielten und sich mutwillig schreiend auf ihre Hinterbeine erhoben hatten. „Unser ganzes Vermögen wiehert“, sagte er ruhig.
    „Könntest du nicht ein paar Pferde verkaufen?“
    „Nicht, wenn ich das Geld auf andere Weise herbeischaffen kann.“
    „Wir könnten Geld leihen und unsere Pferde als Pfand bieten“, schlug Herr Ramsay vor.
    „Nein, Schulden möchte ich auch nicht machen. Wir haben ja nun gerade genug Sorgen.“
    „Und was hast du dann im Sinn?“
    „Rennen zu reiten.“
    „Natürlich, Black Minx“, sagte der Vater, schnell begreifend. „Daran hätte ich gleich denken sollen. Aber du hast mir nie viel von ihren Aussichten erzählt und Henry auch nicht. Hat sie im kommenden Preakness-Rennen Chancen? Mir scheint, daß sie es schaffen könnte wie im Kentucky-Derby, ich meine, alle dreijährigen Hengste zu schlagen. Vielleicht könnte sie ohne allzu große Anstrengungen erst das Preakness-Rennen und dann die Belmont-Stakes gewinnen.“
    Zum ersten Mal in dieser traurigen Nacht mußte Alec lächeln. „Das kann nur jemand annehmen, der nicht den geringsten Pferdeverstand besitzt.“
    „Ich habe immer zugegeben, daß ich keinen habe; aber ich möchte wirklich wissen, was an meiner Annahme, die Stute könnte alle drei großen Rennen gewinnen, so abwegig ist?“ fragte der Vater.
    „Seit dem Jahr 1875 hat es nur acht Pferde gegeben, die diese drei großen Rennen alle gewannen. Und eine Stute hat es bisher noch niemals fertiggebracht.“
    „Was das anbelangt, so habt ihr mir auch erzählt, daß es ungewöhnlich für eine Stute ist, das Kentucky-Derby zu gewinnen; aber Black Minx hat es getan.“
    „Das schon, aber beim Preakness-Rennen und in
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