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Blitz legt los

Blitz legt los

Titel: Blitz legt los
Autoren: Walter Farley
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Es hieß Citation.“
    „Lieber Mann, das ist Ihre Perspektive, nicht meine“, gab Henry geruhsam zurück. „Ich hege keine Zweifel an Blitz’ Fähigkeit, wieder als Sieger aufzutreten; also können Sie sich Ihre Sorgen ruhig ersparen.“
    Sie schritten eine der langen Gassen zwischen den Ställen entlang und fanden die für Blitz reservierte Box einladend offenstehen. Als Alec seinen Hengst hineinführte, hörte er einen anderen Zeitungsmann zu Henry sagen: „Mir kommt das alles vor, als hätten Sie nicht sehr viel Vertrauen in einen Sieg von Black Minx im Preakness am kommenden Sonnabend.“
    „Wie kommen Sie denn auf den Gedanken?“
    „Sehr einfach: weil Sie Blitz wieder Rennen laufen lassen wollen, und weil Sie 100000 Dollar für einen neuen Stall brauchen.“
    „Das hat mit Blitz nichts zu tun“, erwiderte Henry. „Die Stute wird uns das Geld für den neuen Stall schon zusammengaloppieren.“
    Alec bückte sich, um die Schutzbandagen, die Blitz für die Bahnfahrt angelegt worden waren, zu entfernen. Die untere Hälfte der Boxentür wurde geschlossen, Henry führte Napoleon in die benachbarte Box.
    „Es wird erzählt, Ihre Stute habe sich im Derby völlig verausgabt“, hörte Alec den Reporter fortfahren.
    Henry schnaufte, seine Antwort klang sarkastisch: „Haben Sie schon einmal einen Derbysieger gesehen, bei dem das nicht der Fall gewesen wäre?“
    „Ich wollte nur sagen, daß sich im Preakness-Rennen sehr leicht ein andres Pferd den Sieg holen könnte.“
    „Das ist gut möglich.“ Henry lachte. „Es dürfte Ihnen nichts andres übrigbleiben als das Ergebnis abzuwarten. Blitz haben wir hergebracht, um ihm die Möglichkeit, nochmals an Rennen teilzunehmen, zu bieten. Wir werden ihn trainieren und ausprobieren. Wenn wir keinen Fortschritt sehen, ist die Sache erledigt, und er reist wieder heim. Wie Sie mit eigenen Augen gesehen haben, müssen wir nicht viel Gewicht heruntertrainieren, denn er ist ständig auf der Koppel gewesen und dauernd in Bewegung. Daher habe ich die Überzeugung, daß er wieder Rennen laufen kann. Ist das nicht der Fall, nun, dann haben wir nichts verloren, denn wir können uns auf Black Minx, seine Tochter, verlassen. Das ist alles, was ich zu sagen habe. Nun lassen Sie uns bitte in Ruhe, damit wir an unsere Arbeit gehen können.“
    Als Henry jetzt in die Box trat, rieb Alec gerade die Beine des Hengstes ab. Henry kniete sich neben ihn ins Stroh und sagte leise und traurig: „Alec, warum die ganze Geschichte? Es ist doch eine aussichtslose Sache für Blitz wie für uns... Wozu soll es gut sein?“

Black Minx

    Alec unterbrach seine Tätigkeit. „Ich verstehe dich nicht, Henry! Gerade du hast doch immer gewünscht, Blitz wieder auf der Rennbahn zu sehen?“
    „Aber doch nicht in dieser Weise!“
    „In welcher Weise?“
    „Das laute Geschrei in der Presse, ohne daß wir ihn vorher sorgfältig vorbereitet haben, paßt mir nicht“, antwortete Henry. „Der Funktionär wird ihm daraufhin ein so enormes Gewicht aufpacken, daß er darunter zusammenbricht!“
    Alec vermochte sein Lächeln nicht zu unterdrücken. Er streichelte das riesige Pferd, das sich an dem besonders guten Kleeheu gütlich tat, das Henry besorgt hatte. „Du armes, schwächliches kleines Pferdchen du“, bedauerte er scherzend.
    „Dabei gibt’s nichts zu lachen!“ schnauzte Henry. „Tut mir leid, Henry. Aber wenn wir der Ansicht sind, Blitz wäre das beste Pferd der Welt, so müssen wir darauf gefaßt sein, daß andere ebenso denken und entsprechend handeln — auch die Männer, die die Gewichte in den Handicap-Rennen errechnen. Denn schließlich ist es doch ihre Aufgabe, mit Hilfe des Zusatzgewichts, entsprechend den bis dahin gezeigten Leistungen der einzelnen Pferde, einen möglichst gerechten Ausgleich zu schaffen.“ Er musterte den Hengst nachdenklich. „Ich kann nicht glauben, daß Blitz unter dem ihm zugeteilten Zusatzgewicht wirklich zusammenbrechen könnte.“
    „Vielleicht hast du recht“, sagte Henry düster, „zusammenbrechen wird er nicht. Aber siegen wird er ebensowenig.“
    „Wir sind ja nicht gezwungen, etwas aufs Spiel zu setzen“, warf Alec ein. „Wenn wir finden, daß der Handicaper ihm zu viel auferlegt, lassen wir ihn einfach nicht laufen.“
    „Ganz meine Meinung!“ rief Henry erleichtert und ging zur Tür. „Was hätten wir oder er für einen Vorteil davon? Da wäre er doch zu Hause besser aufgehoben.“ Alec biß sich in plötzlich aufsteigendem Zorn auf die
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