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Blitz legt los

Blitz legt los

Titel: Blitz legt los
Autoren: Walter Farley
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dann habe ich nichts dagegen, Henry. Obwohl ich, ehrlich gesagt, nicht verstehen kann, warum wir Ihnen beim Trainieren des Pferdes behilflich sind, das wir nächsten Sonnabend schlagen wollen.“
    Henry kicherte. „Selbstverständlich möchte Don einen spannenden Wettkampf haben für sein Geld, aber daraus würde ja nichts werden, wenn ich unsre Stute nicht in Kondition bringen kann. Über eine Distanz wie im Preakness kann sie trotz ihrer guten Klasse nur gewinnen, wenn sie tadellos in Form ist.“
    Alec war zu Billy Watts hinübergegangen, der ebenso alt war wie er. „Was geht eigentlich vor?“ fragte er. „Sollen wir das Derby wiederholen?“
    „Mir scheint’s so.“ Billy zog lächelnd die Ärmel seines roten Jockeyhemdes nach oben. „Mir ist nichts weiter gesagt worden, als daß ich mich anzuziehen hätte wie zu einem Rennen.“
    „Winterzeit ist ebenfalls rennmäßig gesattelt“, bemerkte Alec.
    Beide blickten auf den Hengst, der sogar seine rote Schutzhaube mit den Scheuklappen trug, deren rechte das Auge fast ganz bedeckte. Bevor Conover auf die Idee gekommen war, ihm die Haube überzuziehen, hatte Winterzeit die Gewohnheit gezeigt, nach rechts auszubrechen. Gewöhnlich trug er die Haube nur, wenn er im Rennen lief. Er verknüpfte infolgedessen mit der Haube den Begriff, daß es Ernst war. Deshalb tänzelte er jetzt erregt hin und her.
    Don Conover zupfte am Zügel, um die Aufmerksamkeit seines Hengstes auf sich zu ziehen.
    Alec fragte, ob er ihn auch im Rennen mit der Kandare laufen lassen wolle?
    „Ja, Alec“, erwiderte der Trainer, „ich lasse nichts aus, was hilft, ihn zur Höchstleistung anzuspornen. Wenn er beim Derby auf der Geraden nicht so einen Bogen geschlagen hätte, hätten wir euch noch eingeholt.“
    „Das glaube ich nicht“, sagte Alec. „An jenem Tag waren wir euch ganz ohne Zweifel überlegen.“
    Billy Watts Augen blitzten auf, als er sich einmischte. „Es hat sich nur um eine winzige Spanne gehandelt, Alec, um ein Haar hätten wir euch gehabt!“ Mit diesen Worten rückte er seine rote Kappe fest auf seine großen Ohren, wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    Alec betrachtete Winterzeit. Der Hengst war ebenso schön gebaut wie Black Minx, kräftig und hart. Er drehte sich zu seiner Stute um und entdeckte, daß sie kein Auge von dem Fuchs ließ. Lange und nachdenklich studierte er den Ausdruck ihres Blickes.
    Henry kam jetzt mit Black Minx herbei und fragte: „Fertig, Don?“
    „Schon lange, lieber Freund“, sagte Conover.
    Billy Watts schlug nervös mit der Gerte gegen seinen rechten Stiefel. Winterzeit wurde unruhig. Black Minx begann zu schwitzen. Alec ergriff ihren Zügel. Henry sagte zu ihm, sie wollten einen scharfen Galopp über 1200 Meter mit ihr machen.
    Don Conover nickte Billy Watts zu, der aufgesessen war. „Dasselbe gilt für uns. Sieh zu, daß du die Spitze nimmst und behältst. Und wenn es nötig ist, gebrauch die Gerte.“
    „Er wird sie gebrauchen müssen, wenn du ihm befiehlst, die Spitze zu halten“, murmelte Henry.
    Conover antwortete nicht.
    Alec bestieg seine Stute und achtete jetzt nur noch auf sie. Er spürte an jeder ihrer Bewegungen, daß sie diesmal bereit war, zu laufen. Sie zitterte vor Begier, freizukommen von Henrys Hand, die immer noch ihren Zügel hielt. Ihre Ohren waren gespitzt, und ihre Augen folgten Winterzeit. Es war nicht das erste Mal, daß sie mit anderen Pferden zusammen trainiert wurde, aber dies hier empfand sie offensichtlich anders. Sie glaubte wohl, es handle sich um ein Rennen.
    Henry führte sie hinter Winterzeit her auf die Bahn. Hinten am Start warteten mehrere Pferde darauf, im Pulk zum Trainingsgalopp losgeschickt zu werden. Alec lehnte sich vor und flüsterte Black Minx beruhigende Worte ins Ohr. Er spürte jedoch seinerseits gleichfalls das bekannte Gefühl im Magen. Hatte die Stute nicht recht mit der Vermutung, daß es sich um ein richtiges Rennen handelte? Waren sie nicht drauf und dran, das Derbyfinish mit Winterzeit zu wiederholen?

Black Minx hat Launen

    Als Black Minx’ Hufe das Geläuf der Rennbahn berührten, ließ Henry ihren Zügel los. Sie warf den Kopf auf und stürzte vor. Alec hielt sie zurück. „Ruhig jetzt, wir haben Zeit“, sagte er.
    Sie wich mit einem Satz zur Seite, um ihn aus dem Sattel zu bringen. Er gab ihrer Bewegung geschickt nach und hatte sie bald wieder gerade gerichtet. Er nahm ihr ihre Kapriolen nicht übel; sie hatten ihn abgelenkt und seinen Magen wieder in Ordnung
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