Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz legt los

Blitz legt los

Titel: Blitz legt los
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
Lippe. „Wie hattest du es dir denn eigentlich gedacht, Henry?“
    „Darauf kommt es jetzt nicht mehr an, nachdem er einmal hier ist. Wir können ihn ja nun nicht mehr heimschicken; das würde aussehen, als ob wir uns fürchteten.“
    „Ich möchte es trotzdem wissen“, beharrte Alec. Henry öffnete die Stalltür. „So einfach ist das alles nicht bei diesem Job. Ein Pferd richtig einzusetzen, erfordert Erfahrung und Klugheit. Ich hatte vor, ihn zuerst an der Westküste in Rennen herauszustellen. Da sein Ruf eine Rekordzahl von Rennbahnbesuchern garantiert, hätte man ihm dort im Westen, wo sie sehr auf berühmte Pferde aus sind, ganz sicher weit weniger auf den Rücken gepackt, als nun hier mit dem vorausgehenden großen Tamtam.“
    „In New York wird sein Ruf sich gleichfalls auswirken, eher noch stärker.“
    „Als Kassenmagnet sicherlich, aber im Hinblick auf das Gewicht im gegenteiligen Sinn. Dort sitzt ein Handicaper, der am liebsten jedesmal ein totes Rennen erleben würde, dank seiner Gewichtszumessungen. Auf Blitz wird er das höchste Mehrgewicht packen, das jemals einem Pferd zugeteilt worden ist. Darauf kannst du Gift nehmen.“
    Alec ging hinter Henry aus dem Stall. Er wußte nur zu gut, daß sein alter Freund recht hatte, und daß er besser getan hätte, das vorher zu bedenken. Jetzt, nach dem Trubel, den die Presse entfachen würde, war New York kaum mehr zu umgehen, zumal Black Minx nach dem bevorstehenden Preakness für das reichdotierte Belmont-Stakes-Rennen gemeldet war.
    Henry sah ihn an. Bemüht, den Eindruck seiner Worte zu verwischen, sagte er: „Sei nicht so niedergeschlagen, Alec. Dazu hast du keinen Grund. Wenn Black Minx weiterhin so läuft wie im Kentucky-Derby, wird sie allein unsern Stall wieder aufbauen.“
    Alec zog die Jalousie vor die obere Hälfte der Boxentür des Hengstes, damit er von Fliegen verschont blieb. Dann wandte er sich Henry zu: „Ich möchte Blitz trotzdem für alle Fälle in einigen der großen New Yorker Handicap-Rennen melden...“ Er verstummte unter Henrys forschendem Blick.
    „Für den Fall, daß uns die Stute enttäuscht? Ist das der Grund?“
    Alec antwortete nicht sogleich, und Henry fuhr fort: „Manchmal bist du sonderbar. Nach dem Erfolg im Derby warst du von ihr geradezu begeistert. Nur die letzten Male, als du sie gearbeitet hast, schienst du mir weniger überzeugt.“
    „Wenn sie hergibt, was sie im Derby hergegeben hat“, fiel Alec ein, „wird sie vielleicht die erste Stute sein, die die drei großen Rennen gewinnt.“
    „Aber du bezweifelst, daß sie es tut, nicht wahr? Als du sie letzte Woche gearbeitet hast, geriet sie ins Bummeln! Und das läßt dich zweifeln. Du vergißt dabei jedoch den springenden Punkt, du vergißt, daß sie vor dem Derby genau dieselbe Neigung zeigte, daß ich ihr das Bummeln aber abgewöhnt habe. Das werde ich wieder fertigbringen, mein Sohn.“ Henry wandte sich ärgerlich ab. „Wenn du zu ihr kein Vertrauen hast, solltest du es zu mir haben nach all den Jahren, die wir miteinander gearbeitet haben.“
    „Aber das habe ich doch!“ rief Alec dem Alten nach, als dieser sich schnell entfernte. Henry gab keine Antwort. Alec sah ihm traurig nach. Es tat ihm leid, daß Henry verstimmt war. Dann ging er zu der Box auf der anderen Seite von Napoleons Stall, um nach Black Minx zu sehen. Es war eigentlich nicht so sehr die Neigung zum Trödeln während ihrer Probegalopps, was Alec besorgt machte. Auf keinen Fall hatte es etwas mit ihren Beinen, ihrer Schnelligkeit oder Kraft zu tun. Nein, seltsamerweise waren es ihre Augen. Er las in ihnen, als wenn sie es ihm in Worten mitgeteilt hätte, daß sie das Laufen auf der Rennbahn satt hatte. Aber wie hätte er Henry das erklären können?
    Black Minx stand dösend in einem Winkel ihrer Box. „Nun benimm dich nett“, sagte er sanft, als er hineinging. „Zeig mir, daß du eine Lady bist.“ Black Minx war sehr flink mit ihren Hufen; überraschen ließ sie sich nicht gern. Er legte ihr die Hand auf den Rücken; sie hob kaum die Lider und ließ sie gleich wieder zufallen. Alec strich über ihr weiches Fell, das wie Seide in der Morgensonne glänzte. Es war so glatt, als ob Henry sie die ganze Nacht über gestriegelt hätte. Hier war tatsächlich Gold, das glänzte und wieherte! Black Minx hatte das Zeug dazu, noch viele andere große Siege zu erringen, falls es Henry fertigbrachte, sie in Hochform zu halten, und ihr diesen merkwürdigen Hang, mit einemmal zu bummeln,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher