Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz legt los

Blitz legt los

Titel: Blitz legt los
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
auszutreiben.
    Alec ließ seine Hand über den geraden, kräftigen Rücken gleiten und weiter über die tiefen, schräggestellten Schultern. Dann bückte er sich, um das Vorderbein zu untersuchen, das sie sich beim Start zum Derby leicht verletzt hatte. Unbeirrt hatte sie trotzdem ihren Sieg erfochten; das hatte großen Mut und Entschlossenheit bewiesen. Wenn sie wollte, war sie eine ihres ungewöhnlichen Vaters würdige Tochter. Das Vorderbein war glücklicherweise schnell und gut geheilt. Ja, warum nur konnte er nicht aus vollem Herzen Vertrauen zu ihr haben wie Henry, der sicher war, sie würde allein für das Geld zum Aufbau des neuen Stalles sorgen? Alec staunte über sich selbst. War es wirklich der Ausdruck ihrer Augen allein, der ihn zweifeln ließ? Sollte er nicht doch volles Vertrauen zu Henry haben, daß er es fertigbekommen würde, die Stute zur Entwicklung ihres vollen Galoppiervermögens zu veranlassen? Schließlich hatte Henry ihr schon mancherlei Mucken ausgetrieben.
    Alec schob Black Minx’ Kopf mit einem leichten Ruck von sich weg, um ihr in die Augen zu sehen. Aber sie hielt sie geschlossen. „Meinetwegen“, murmelte er, „vielleicht ist es besser, ich sehe sie nicht. Ohnehin willst du wohl nur mich und dich selber zum Besten halten. Henry weiß das und wird mit dir zurechtkommen.“
    Als Alec aus Black Minx’ Box kam, sah er zwei Männer die Koffer vom Eisenbahnwagen in die Sattelkammer tragen. Henry stand weiter unten in der Stallgasse und unterhielt sich mit Don Conover, dem Trainer von Winterzeit, der im Derby Zweiter hinter der Stute geworden war. Die beiden Männer standen vor dem Stall des Hengstes, der seinen Kopf über die geschlossene untere Hälfte der Tür herausstreckte.
    Alec sah zu Blitz hinein, der noch an seinem Kleeheu fraß. Dann ging er in die Sattelkammer und öffnete die Koffer. Er hielt gerade den Sattel in der Hand, als Henry hereinkam. „Na, der ist ja ganz schön abgenutzt“, sagte er, sich neben ihn kniend.
    „Sturmerprobt, meinst du wohl“, antwortete Alec lächelnd.
    Henry nahm ihm das alte Stück aus der Hand. „Das stimmt, er hat manchen Sturm erlebt. Ich hoffe, daß sie dich damit starten lassen werden.“
    „Ich möchte Blitz keinen anderen Sattel auflegen.“
    „Der ist schon von vielen berühmten Pferden getragen worden, Alec. Er ist ein Überbleibsel aus alten Zeiten wie ich. Es war mein erster Sattel, und als ich so viele Siege mit ihm errungen hatte, mochte ich keinen anderen kaufen, obwohl ich das Geld dafür gehabt hätte.“
    „Aus diesem Grund habe ich ihn mit hierhergebracht. Wir können all das Glück gebrauchen, das er bringt.“
    „Laß ihn uns der Stute auflegen, damit wir sehen, wie sie damit arbeitet.“
    „Wie denkst du darüber, Blitz ein wenig zu bewegen?“
    „Später, wenn es ein bißchen stiller geworden ist.“ Henry machte ein Pause, dann drehte er sich um. „Alec, zieh deinen Jockeydreß an, ich hätte gern, daß du ihn trägst.“
    „Du meinst jetzt ?“
    „Ja, zieh ihn an. Ich mache derweil die Stute fertig.“ Er ging hinaus.
    Alec starrte eine Weile auf die Stelle, an der Henry eben gestanden hatte. Was hatte der Alte vor? Dann nahm er das tiefschwarze Seidenhemd aus dem Koffer. Es war nicht an ihm, Fragen zu stellen; auf der Rennbahn war Henry sein Vorgesetzter, mehr Trainer als Freund. Er würde bald herausfinden, weshalb es der alte Mann so wollte.
    Als er aus der Sattelkammer trat, hielt er vor Verwunderung inne, denn er erblickte Winterzeit auf der Bahn. Don Conover stand am Kopf des Hengstes und hielt ihn am Zügel, offenbar in Erwartung des Reiters, der eben über die Rennbahn auf ihn zugerannt kam. Alec erkannte Billy Watts. Er trug gleichfalls Renndreß.
    „Was hast du denn eigentlich vor?“ fragte Alec, als er Henry im Stall dabei antraf, wie er Black Minx den alten Sattel auflegte.
    „Ich will dir zeigen, wie ich diese Lady hier dazu bringen werde, mit aller Kraft zu laufen.“
    „Und Winterzeit gehört zu diesem Plan?“
    Henry nickte. Dann nahm er Black Minx am Zügel und führte sie hinaus. Alec sah ihn seinen abgenutzten alten Hut vor Johanna Parshall, der Besitzerin von Winterzeit, lüften, die auf einer der Bänke vor den Ställen saß. Alec ging nicht näher heran, aber er konnte ihre Unterhaltung verstehen.
    „Ich danke für Ihre Freundlichkeit, zu gestatten, daß Winterzeit mit uns den Probegalopp machen darf, Fräulein Parshall“, sagte Henry.
    Sie lachte. „Wenn Don meint, es sei richtig,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher