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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings
Autoren: Desmond Bagley
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Ordnung, Alan, oder nicht?« »Klar. Wieso fragst du?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich einfach weibliche Hysterie.
    Also dann - bis später in Akureyri.« Ich winkte ihr nach und sah mich um, als sie abfuhr. Niemand schien sich darum zu kümmern. Nirgendwo tauchte ein Kopf hinter einer Ecke auf, niemand verfolgte sie in wilder Hast. Ich kehrte in die Wohnung zurück und hielt nach dem Aufpasser in der Gasse Ausschau. Er war nicht zu sehen. Ich stürzte die Treppe hoch ans Fenster, von wo aus ich einen besseren Überblick hatte, und atmete erleichtert auf, als ich ihn entdeckte. Er lehnte an der Hausmauer und machte einen verfrorenen Eindruck.
    Entweder hatte er Elins Verschwinden nicht bemerkt, oder, falls doch, schien es ihm egal zu sein. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
    Ich wusch das Frühstücksgeschirr ab und ging in mein Zimmer, wo ich eine Fototasche heraussuchte und ihren Inhalt ausschüttelte. Dann nahm ich den mit Leinen bezogenen Metallbehälter und verstaute ihn in dem Lederetui, wo er haargenau hineinpaßte. Von nun an würde ich das Ding nicht mehr aus den Augen lassen, bis ich es in Akureyri abliefern konnte.
    Um zehn Uhr telefonierte ich nach einem Taxi und fuhr in Richtung Flughafen davon, was einige Aktivität auslöste. Als ich mich umdrehte, sah ich in der Nähe der Gasse einen Wagen halten, in den mein Beschatter hineinsprang. Der Wagen folgte dem Taxi in diskretem Abstand bis hinaus zum Flughafen. Dort angekommen, ging ich zum Reservationsschalter.
    »Ich habe einen Platz in der Maschine nach Akureyri gebucht. Mein Name ist Stewart.«
    Das Mädchen überprüfte die Liste. »Ah ja, Mr. Stewart.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Aber Sie sind früh dran.«
    »Das macht nichts, ich trink’ noch einen Kaffee.« Sie händigte mir das Ticket aus und deutete auf den nächsten Schalter. »Ihr Gepäck wird dort drüben gewogen.«
    Ich zeigte auf die Kameratasche. »Mehr habe ich nicht. Ich reise mit leichtem Gepäck.«
    Sie lachte. »Das sehe ich, Mr. Stewart. Hat Ihnen eigentlich schon jemand gesagt, wie phantastisch Ihr Isländisch ist?«
    »Oh, danke.« Als ich mich umdrehte, fiel mein Blick auf ein bekanntes Gesicht - mein Beschatter war wieder auf dem Posten. Ich steuerte an ihm vorbei auf die Cafeteria zu, wo ich eine Zeitung erstand und mich niederließ, um zu warten.
    Mein Schatten hatte eine eilige Unterredung am Reservationsschalter, kaufte ein Ticket und schlenderte in meine Richtung. Wir bemühten uns, keinerlei Notiz voneinander zunehmen. Er bestellte sich ein Frühstück, das er heißhungrig verschlang, während seine Blicke andauernd zu mir rüberirrten. Gleich darauf hatte ich Glück; aus dem Lautsprecher drang eine Stimme, die sich zuerst räusperte und dann auf isländisch sagte: »Mr. Buchner wird am Telefon verlangt!« Als es in fließendem Deutsch wiederholt wurde, sah der Mann auf, erhob sich und ging zur Telefonzelle.
    Wenigstens konnte ich ihn jetzt mit einem Namen in Zusammenhang bringen. Ob der Bursche wirklich so hieß oder nicht, war unwesentlich. Er beobachtete mich die ganze Zeit von der Zelle aus, so als wolle er einen eventuellen Fluchtversuch verhindern.
    Ich enttäuschte ihn, indem ich ostentativ gelassen eine weitere Tasse Kaffee bestellte und mich dann in einen Artikel vertiefte, in dem berichtet wurde, wie viele Lachse Bing Crosby bei seinem letzten Besuch auf Island an Land gezogen hatte.
    Wartezeiten auf Flugplätzen scheinen immer endlos lang, und auch hier dauerte es einige Äonen, bevor der Flug nach Akureyri aufgerufen wurde. Herr Buchner stand direkt hinter mir in der Schlange der Passagiere, folgte mir direkt auf den Fersen zur Maschine und entschied sich dort für einen Sitz unmittelbar hinter mir. Wir hoben ab und flogen über Island hinweg, über die kalten Gletscher von Langjökull und Hofsjökull. Bald darauf kreisten wir über Eyjaf jördur, um uns auf die Landung in Akureyri vorzubereiten, einer Stadt mit zehntausend Einwohnern, der Metropole von Nordisland. Die Maschine kam leicht schlingernd zum Stillstand, und ich löste den Sicherheitsgurt. Aus einem Klicken hinter mir schloß ich, daß Buchner gerade dasselbe tat. Als die Attacke schließlich erfolgte, verriet sie Geschicklichkeit und Erfahrung. Ich hatte das Flughafengebäude gerade verlassen und ging auf den Taxistand zu, als sie mich plötzlich umringten– es waren vier.
    Einer blieb vor mir stehen, schnappte sich meine rechte Hand und schüttelte sie heftig, während er mir lauthals
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