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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings
Autoren: Desmond Bagley
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    »Gegenspionage ist wahre Teufelsarbeit. Wenn wir keine Spione erwischen, ist alles schön und gut. Aber wenn wir unsere Pflicht tun und einen fangen, dann geht gleich das Geschrei los, wir hätten eben unsere Pflicht nicht getan.«
    »Sie brechen mir das Herz«, erwiderte ich. »Sie haben Cooke nicht gefangen.«
    Er wechselte schnell das Thema. »Da war nun Cooke –
    verantwortlich als Leiter der Operation.« »Ja«, sagte Ryan.
    »Von beiden Seiten damit betraut. Was für eine bezaubernde Situation für ihn. Er muß geglaubt haben, es könne gar nichts schiefgehen.« Er beugte sich vor. »Sehen Sie, nachdem die Russen Bescheid wußten, entschieden sie, es könne nicht schaden, wenn sie sich das Päckchen trotzdem unter den Nagel rissen, damit wir glaubten, sie seien wirklich hereingelegt worden. Sozusagen ein Doppelbluff.«
    Ich starrte Taggart angewidert an. »Was für ein Schwein Sie sind. Sie müssen gewußt haben, daß Kennikin drauf aus war, mich umzubringen.«
    »O nein«, beteuerte er ernst. »Von Kennikin wußte ich nichts. Offenbar hat Bakayev realisiert, daß da ein guter Mann aufs Abstellgleis geschoben worden war, und so entschloß man sich, ihm diesen Auftrag zu geben. Vielleicht hatte auch Cooke seine Hand im Spiel.« »Ganz sicher«, entgegnete ich bitter.
    »Und weil man mich für ein leichtes Opfer hielt, gab man Kennikin ein mieses Team mit auf den Weg. Er hat sich darüber beklagt.« Ich blickte auf. »Und was war mit Jack Case?« Taggart zuckte mit keiner Wimper. »Er hatte Befehl, Sie den Russen in die Arme laufen zu lassen. Deshalb hat er Ihnen in Geysir nicht geholfen. Aber als er mit Cooke sprach, hatten Sie ihm bereits von Ihrem Verdacht berichtet. Er muß versucht haben, Cooke auszuholen. Aber der Kerl war zu clever und merkte es. Das bedeutete das Ende von Case. Cooke hat alles unternommen, um sicherzustellen, daß er nicht entlarvt wurde. Am Ende waren Sie für ihn wichtiger als das verdammte Päckchen.« »Na schön, Jack Case kann also abgeschrieben werden«, sagte ich bitter. »Er war ein guter Mann. Wann sind Sie denn Cooke auf die Sprünge gekommen?« Taggart sah mich schuldbewußt an. »Da hatte ich eine Spätzündung. Als Sie mich anriefen, dachte ich, Sie seien übergeschnappt. Aber als es Case in Island nicht gelang, Cooke zu treffen, wurde ich stutzig. Er war unerreichbar. Das verstößt gegen alle Regeln, und deshalb begann ich, in seinen Akten nachzuforschen. Als ich herausfand, daß er als Junge in Finnland gelebt hatte und seine Eltern während des Krieges umgekommen waren, fiel mir ein, daß Sie Lonsdale erwähnt hatten. Ich überlegte, ob hier nicht derselbe Trick angewendet worden war.« Er zog eine Grimasse. »Aber als Cases Leiche mit Ihrem Lieblingsmesser im Leib entdeckt wurde, wußte ich wirklich nicht, was ich von der Sache halten sollte.« Er stupste Ryan in die Seite. »Das Messer.«
    »Was? Ah ja – das Messer.« Ryan zog das sgian dubh aus der Brusttasche. »Es ist uns gelungen, es der Polizei zu entreißen. Sie möchten es sicher gern zurückhaben.« Er streckte es mir hin. »Wirklich hübsch das Messer. Besonders der Stein im Griff gefällt mir.« Ich nahm es an mich. Ein Polynesier hätte gesagt, es habe mana. Meine eigenen frühen Vorfahren hätten es Weazand Slitter oder Bluttrinker genannt.
    Aber für mich war es einfach das Messer meines Großvaters, der es wiederum von seinem Großvater hatte. Behutsam legte ich es auf den Nachttisch.
    Ich sah Ryan vorwurfsvoll an. »Ihre Leute haben auf mich geschossen, was sollte das bedeuten?« »Du lieber Himmel«, antwortete er, »Sie spielten verrückt, und das ganze Unternehmen war in Gefahr. Wir flogen mit einem Hubschrauber über diese verdammte Steinwüste, und da sahen wir Sie. Wir sahen auch die Russen, die hinter Ihnen herjagten, und wir befürchteten, Sie würden vielleicht entkommen.
    Deshalb setzten wir einen Mann ab, um Sie aufzuhalten. Allzu offensichtlich konnten wir das natürlich nicht machen, denn in den Augen der Russen mußte das ja alles glaubhaft wirken.
    Wir wußten ja zu dem Zeitpunkt noch nicht, daß die ganze Operation im Eimer war.«
    Weder Taggart noch Ryan hatten auch nur eine Spur moralischen Empfindens, aber das hatte ich auch nicht erwartet. »Sie können von Glück reden, daß Sie noch am Leben sind«, sagte ich zu Ryan. »Als ich Sie das letztemal sah, blickte ich durch das Zielfernrohr von Fleets Gewehr.«
    Er lachte. »Himmel, bin ich froh, daß ich das zu dem Zeitpunkt
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