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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings
Autoren: Desmond Bagley
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Es war keine Zeit, sich jetzt noch darüber Gedanken zu machen, denn die beiden Männer, die den Chevrolet durchsuchen sollten, kamen auf mich zu.
    Ich schoß auf sie, worauf sie aus meinem Blickfeld verschwanden und sich nach links und rechts auf den Boden warfen. Wir drückten uns zwischen ihnen durch. Glas klirrte.
    Jemand hinter uns war wohl zu der Erkenntnis gekommen, daß man ein Fenster schneller einschlagen als öffnen kann. Dann zischten die Kugeln um uns herum. Ich ließ Cookes Pistole fallen, packte Elins Handgelenk und zog sie hinter mir her. Die schweren Schritte unserer Verfolger kamen immer näher. Dann wurde Elin getroffen. Sie taumelte, ihre Knie gaben nach, doch es gelang mir, sie um die Schulter zu fassen und aufrecht zu halten. Wir waren noch zehn Meter vom Rand des Lavaflusses entfernt, wo ich das Gewehr versteckt hatte. Wie wir die kurze Strecke bewältigten, weiß ich immer noch nicht. Elin konnte Gott sei Dank noch laufen. Wir stolperten zum Grat des Lavawalls, über die bemoosten Knollen weg, bis es mir endlich gelang, die Hände auf den Kolben von Fleets Gewehr zu legen.
    Ich lud die Waffe durch, noch bevor ich sie hochgenommen hatte. Elin fiel zu Boden, während ich, das Gewehr in der Linken, herumfuhr. Trotz des Lochs in meiner rechten Hand konnte ich abdrücken, und die Wirkung blieb nicht aus.
    Das Magazin enthielt verschiedene Patronen, die ich absichtlich hineingesteckt hatte - Patronen mit Stahlmantel und abgefeilte Patronen. Das erste Geschoß war eins mit Stahlmantel. Es fuhr dem ersten Verfolger in die Brust und durchdrang sie, als existierte sie überhaupt nicht. Der Mann machte noch vier weitere Schritte, bevor seinem Herz klar wurde, daß es durchlöchert war und daß die Zeit gekommen war, stillzustehen. Mit einem Ausdruck der Überraschung auf dem Gesicht sank er vor meinen Füßen zusammen.
    Inzwischen hatte ich den Mensch hinter ihm getroffen. Es war ein grausiger Anblick. Ein Mensch, der von einem großen abgefeilten Geschoß von solcher Durchschlagskraft auf zwanzig Meter Entfernung getroffen wird, löst sich praktisch in seine Bestandteile auf. Die Kugel fuhr ihm ins Brustbein und schien sich dort auszubreiten. Der Mann wurde vom Boden gehoben und einen guten Meter weit zurückgeschleudert, bevor sein Rückgrat zerbarst und sich über die Landschaft verteilte.
    Plötzlich herrschte Totenstille. Fleets Gewehr hatte allen Beteiligten klargemacht, daß ein neuer Faktor ins Spiel gekommen war. Sie stellten das Feuer ein und versuchten herauszufinden, was eigentlich los war. Ich sah Cooke an der Haustür stehen, die Hand auf den Magen gepreßt. Wieder hob ich das Gewehr und schoß auf ihn, aber zu hastig und mit zitternden Händen. Ich verfehlte ihn, jagte ihm aber offensichtlich einen Mordsschrecken ein. Er duckte sich eilig und verschwand. Es war niemand mehr zu sehen.
    Dann zischte mir eine Kugel durch die Haare. Fast hätte sie mir einen Scheitel gezogen. Irgend jemand im Haus mußte ebenfalls ein Gewehr haben. Ich ging zu Boden und griff nach Elin. Sie lag auf dem Moos, das Gesicht vor Schmerz verzerrt, und versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. Ihre Hand war gegen die eine Seite gepreßt, und als sie sie zurückzog, war sie blutverschmiert. »Hast du große Schmerzen?« fragte ich. »Nur wenn ich atme«, keuchte sie.
    »Nur dann.« Das war ein schlechtes Zeichen, aber so wie die Wunde lag, konnte die Lunge nicht getroffen worden sein. Im Augenblick konnte ich nichts für Elin tun. In den nächsten Minuten mußte ich erst einmal dafür sorgen, daß wir überhaupt am Leben blieben. Es hat wenig Sinn, sich über die mögliche Gefahr einer Sepsis in der nächsten Woche den Kopf zu zerbrechen, wenn einen innerhalb der nächsten dreißig Sekunden die tödliche Kugel trifft. Ich fischte nach der Patronentasche, nahm das Magazin aus dem Gewehr und lud nach. Meine Rechte war keineswegs mehr gefühllos, sondern schmerzte höllisch. Als ich versuchsweise den Zeigefinger krümmte, war mir, als führe ein Stromstoß durch meinen Arm.
    Ich bezweifelte, daß ich noch lange schießen konnte. Und doch ist es immer überraschend, was man zuwege bringt, wenn einem nichts anderes übrigbleibt.
    Vorsichtig schob ich den Kopf um eine Lavaplatte herum und spähte zum Haus hinüber. Nichts rührte sich. Vor mir lagen die Leichen der von mir erschossenen Männer, der eine so, als ob er nur friedlich schliefe, der andere scheußlich zerfetzt. Vor dem Haus standen zwei Wagen. Kennikins
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