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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings
Autoren: Desmond Bagley
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Auto schien in Ordnung zu sein, aber Nordlingers Chevrolet war kaum mehr als ein Wrack. Die Kerle hatten auf der Suche nach dem Päckchen die Sitze herausgerissen, und die beiden Türen klafften weit auf. Allmählich mußte die Rechnung, die ich für die Zerstörung der Autos anderer Leute zu bezahlen hatte, astronomisch sein.
    Die beiden Wagen standen keine hundert Meter weit entfernt, und sosehr ich mich nach einem von ihnen sehnte, so hoffnungslos war es doch, sich an sie heranzupirschen. Aber zu Fuß konnten wir auch nicht weg. Abgesehen davon, daß eine Wanderung über Lavaablagerungen ein Sport ist, auf den nicht einmal die Isländer selbst scharf sind, mußte ich an Elin denken. Ich konnte sie nicht zurücklassen, und wenn wir versucht hätten auszubrechen, würden wir sicherlich innerhalb einer Viertelstunde erwischt.
    Da weder die Mounties noch die US-Kavallerie wie im Film zu unserer Rettung am fernen Horizont auftauchten, blieb mir nur eins übrig. Ich mußte den Kampf gegen eine unbekannte Anzahl sicher im Haus versteckter Männer aufnehmen und gewinnen. Ich studierte das Gebäude. Kennikin hielt es für kein gutes Gefängnis. Gebaut wie eine Eierschale hatte er gesagt.
    Ein paar Bretter, ein dünner Verputz und ein paar Zentimeter Schaumgummi. Die meisten Leute halten Häuser irrtümlicherweise für kugelsicher. Aber ich amüsiere mich jedesmal, wenn ich einen Western sehe, in dem der Held Zuflucht in einer Holzhütte sucht und die Bösewichter auf die Fenster zielen. Schon die Neunmillimeterkugel einer Luger durchdringt aus sehr naher Entfernung einen gut zwanzig Zentimeter dicken Balken - und das ist eine Erbse gegen das 44er Geschoß aus einem Western-Colt. Mit ein paar gut plazierten Schüssen könnte man mühelos die Hütte unseres Helden in Sägespäne verwandeln.
    Wie lange würden wohl diese dünnen Wände Fleets Artillerie standhalten? Die Plattnasen konnten nicht viel ausrichten. Meistens zerspringen sie beim Aufprall. Nur die Stahlmantelgeschosse hatten eine phantastische Durchschlagskraft. Das würde sich zu gegebener Zeit herausstellen, aber zuerst mußte ich den Schützen dort ausfindig machen.
    Ich zog den Kopf zurück und schaute Elin an. Sie atmete ruhiger, und es schien ihr besser zu gehen. »Wie fühlst du dich?«
    »Mein Gott«, antwortete sie, »wie soll ich mich schon fühlen.«
    Ich grinste sie erleichtert an. Der Temperamentsausbruch verriet, daß sie sich tatsächlich wohler fühlte. »Jetzt wird alles gut.«
    »Schlimmer kann es jedenfalls kaum mehr werden.« »Danke für das, was du dort im Haus getan hast. Du warst sehr tapfer.«
    Wenn man ihre frühere Einstellung zum Töten bedachte, war sie mehr als das gewesen. Sie schauderte. »Es war entsetzlich«, erwiderte sie leise. »Solange ich lebe, werde ich das Bild vor mir sehen.« »Nein«, widersprach ich ihr energisch. »Die menschliche Psyche neigt dazu, solche Dinge zu verdrängen.
    Deshalb gibt es auch immer wieder neue, lange Kriege. Aber kannst du mir noch einen Gefallen tun?« »Was?«
    Ich wies auf den Lavabrocken oberhalb ihres Kopfes.
    »Kannst du den über den Rand stoßen, wenn ich es dir sage?
    Aber paß auf, daß die vom Haus dich nicht sehen, sonst kriegst du eine Kugel ab.«
    Sie blickte auf den Klumpen. »Ich werd’s versuchen.« »Erst wenn ich es dir sage.« Ich schob das Gewehr vor mich hin und spähte zum Haus hinüber. Nach wie vor rührte sich dort nichts.
    Was Cooke wohl im Schilde führte? »Jetzt«, sagte ich. »Stoß zu.« Mit großem Gepolter löste sich der Felsbrocken und rollte den Hang des erstarrten Lavaflusses hinunter. Ein Schuß ging los, und eine Kugel surrte über den Grat weg. Eine zweite, besser gezielte, löste eine kleine Steinsplitterexplosion weiter links aus. Der Schütze verstand was von seinem Fach, aber wenigstens hatte ich ihn ausfindig gemacht. Er hielt sich in einem der oberen Zimmer auf und, der schattenhaften Bewegung nach zu urteilen, die ich gesehen hatte, kniete er vor dem Fenster, so daß nur sein Kopf zu erkennen war.
    Ich zielte – nicht auf das Fenster, sondern schräg links auf die Wand darunter. Dann drückte ich ab und sah durch das Zielfernrohr, wie die Holzsplitter nach allen Richtungen spritzten. Ein schwacher Schrei. Plötzlich war der Mann deutlich sichtbar. Er stand aufrecht, die Hände gegen die Brust gepreßt. Dann taumelte er zurück und verschwand. Ich hatte recht gehabt - Fleets Gewehr schoß auch durch Wände hindurch.
    Danach richtete ich das
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