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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings
Autoren: Desmond Bagley
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Zielfernrohr auf die unteren Räume und jagte methodisch eine Kugel nach der anderen in die Wand neben jedes Fenster des Erdgeschosses, an die Stellen, wo sich vernünftigerweise ein in Deckung gegangener Mann aufhalten würde. Jedesmal, wenn ich abdrückte, protestierten die zerrissenen Sehnen meiner Hand wütend. Ich machte meinerseits meinen Gefühlen Luft, indem ich aus Leibeskräften brüllte.
    Ich spürte, wie Elin an meinem Hosenbein zerrte. »Was ist los?« fragte sie besorgt.
    »Halt einen Mann nicht von der Arbeit ab«, erwiderte ich und zog mich zurück. Ich nahm das leere Magazin heraus.
    »Füll nach - für mich ist das eine Schinderei.« Diese Zwischenräume mit leergeschossenem Gewehr irritierten mich, und ich wünschte, Fleet hätte ein Reservemagazin gehabt. Ein Überfall auf uns in diesem Augenblick hätte katastrophale Folgen gehabt.
    Als ich sah, daß Elin das Magazin mit den richtigen Patronen füllte, spähte ich wieder zum Haus hinüber. Ich hörte lautes Jammern und verwirrte Rufe. Zweifellos herrschte einige Bestürzung bei unseren Gegnern. Der Gedanke, daß eine Kugel geradewegs durch eine Wand schlägt und den Mann dahinter trifft, ist für die Betroffenen äußerst unbehaglich.
    »Hier.« Elin reichte mir das volle Magazin mit fünf Schuß.
    Ich schob es ins Gewehr und hielt die Waffe wieder vor mich - gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie ein Mann aus der Haustür stürmte und hinter dem Chevrolet Stellung bezog.
    Durch das Zielfernrohr konnte ich seine Füße sehen. Die vordere Wagentür stand weit offen, und mit stiller Entschuldigung an die Adresse Lee Nordlingers jagte ich eine Kugel durch den Wagen und durch das Blech der gegenüberliegenden Tür. Die Füße bewegten sich. Der Mann kam in Sicht, und ich erkannte Ilyich. Er preßte eine Hand gegen den Hals. Zwischen den Fingern quoll Blut hervor. Er taumelte nach vorne, sackte in sich zusammen, rollte zur Seite und lag still. Allmählich tat es höllisch weh, mit meiner kaputten Hand durchzuladen. »Kannst du zu mir herüberkriechen?« fragte ich Elin. Sie schob sich an meine rechte Seite. »Versuch, das Gewehr durchzuladen. Drück das Schloß hoch, zieh es zurück und schieb es wieder vor«, sagte ich. »Aber laß dabei den Kopf unten.«
    Elin lud durch, während ich das Gewehr fest in der Linken hielt, und schrie auf, als ihr die leere Patronenhülse unerwartet ins Gesicht sprang. Dank dieser Arbeitsteilung konnte ich drei weitere Schüsse auf sorgfältig ausgesuchte Ziele im Haus abgeben - nämlich dorthin, wo sie meiner Vermutung nach den größten Schaden anrichteten. Als Elin die letzte Patrone in den Lauf schob, nahm ich das Magazin heraus und wies sie an, es neu zu füllen. Jetzt fühlte ich mich besser gewappnet. Während ich eine Art Zwischenbilanz zog, ließ ich das Haus nicht aus den Augen. Drei Männer hatte ich inzwischen getötet, einen weiteren verwundet - nämlich den im ersten Stock - und vermutlich noch einen verwundet – dem Stöhnen nach zu schließen, das nach wie vor aus dem Haus drang. Das waren fünf bis sechs, wenn man Kennikin mitzählte. Ich bezweifelte, daß sich noch mehr Männer im Haus aufhielten, was jedoch nicht bedeutete, daß keine Verstärkung unterwegs war. Es konnte jemand telefoniert haben.
    Ich überlegte, ob es Cooke war, der da stöhnte. Obwohl ich seine Stimme kannte, konnte ich die unartikulierten und verschwommenen Laute nicht identifizieren. »Beeil dich«, drängte ich Elin.
    Sie fuchtelte verzweifelt mit dem Magazin herum. »Eine klemmt.«
    »Streng dich an.« Wieder steckte ich meinen Kopf um den Felsblock und sah, wie sich hinter dem Haus etwas bewegte.
    Jemand tat das, was alle gleich zu Anfang hätten tun sollen – er machte sich nach hinten aus dem Staub. Wahrscheinlich war es infolge meiner unerwarteten Gewehrsalven nicht schon früher geschehen. Für mich bedeutete das neue Gefahr, ich konnte nun leicht von der Seite her angegriffen werden.
    Ich stellte das Zielfernrohr auf stärkere Vergrößerung ein und zielte auf die ferne Gestalt. Es war Cooke, und bis auf seine bandagierte Hand schien er unverletzt. Er flüchtete mit atemberaubender Geschwindigkeit über die Lavafelder. Sein Jackett flatterte, und seine Arme ruderten in der Luft. Mit Hilfe des bequemen, ins Visier eingebauten Entfernungsmessers schätzte ich, daß er knapp dreihundert Meter weit weg war und daß sich der Abstand mit jeder Sekunde beachtlich vergrößerte.
    Ich holte tief Luft, atmete langsam aus, um
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