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Blindlings

Blindlings

Titel: Blindlings
Autoren: Desmond Bagley
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Leibwächter fungieren sollten«, warf ich grimmig ein, »haben Sie total versagt. Cooke wird das gar nicht gefallen.«
    »Weiß Gott nicht«, pflichtete Graham mir mit Nachdruck bei. Unter seinem rechten Auge begann ein Nerv zu zucken.
    »Es war also in der Kameratasche.« »Wo denn sonst? Ein anderes Gepäckstück hatte ich doch nicht bei mir. Das müssen Sie doch wissen. Schließlich standen Sie unmittelbar hinter mir, als ich in Reykjavik die Maschine bestieg.«
    Er warf mir einen Blick zu, aus dem jedenfalls keine Sympathie sprach. »Sie halten sich für verdammt clever, was?« Er beugte sich vor. »Das wird einen verfluchten Ärger geben. Verschwinden Sie jetzt nur nicht von der Bildfläche, Stewart. Ich möchte Sie ohne Umstände finden können, wenn ich zurückkomme.« Ich zuckte die Schultern. »Wohin soll ich denn schon gehen? Außerdem habe ich den schottischen Sparsamkeitsfimmel, und mein Zimmer hier ist bereits bezahlt.« »Sie nehmen das alles verdammt gelassen hin.« »Was erwarten Sie eigentlich? Daß ich in Tränen ausbreche?« Ich lachte ihm ins Gesicht. »Werden Sie endlich erwachsen, Graham.«
    Sein Gesichtsausdruck wurde starr, aber er schwieg. Er stand auf und entfernte sich. Ich verbrachte eine Viertelstunde mit angestrengtem Nachdenken, während ich das Hammelfleisch verzehrte. Am Ende hatte ich einen Entschluß gefaßt, nämlich, daß ich reif sei für einen Drink. Ich ging, um einen aufzutreiben.
    Beim Durchschreiten der Hotelhalle sah ich Buchner-Graham in einer Telefonzelle. Er redete angestrengt und er schwitzte, obwohl es nicht sonderlich warm war.
     
    5
     
    Ich erwachte aus traumlosem Schlaf. Jemand schüttelte mich heftig und zischte: »Stewart, los, stehen Sie auf!« Ich öffnete die Augen. Graham stand über mich gebeugt. Ich blinzelte.
    »Seltsam, seltsam! Wenn mich nicht alles täuscht, hatte ich die Tür abgeschlossen.« Er grinste hämisch. »Ganz recht. Los jetzt
    - Sie sollen ein paar Fragen beantworten. Hoffentlich haben Sie Ihren Grips beisammen.« »Wieviel Uhr ist es?« »Fünf Uhr früh.«
    Ich lächelte. »Wenn das keine Gestapomethoden sind. Na schön. Wahrscheinlich fühle ich mich nach dem Rasieren besser.«
    Graham wirkte nervös. »Machen Sie schnell. Er wird in fünf Minuten hier sein.« »Aber wer denn?« »Sie werden schon sehen.«
    Ich ließ heißes Wasser ins Waschbecken laufen und begann, mein Gesicht einzuseifen. »Was für eine Funktion haben Sie eigentlich bei diesem Unternehmen, Graham? Als Leibwächter waren Sie eine totale Niete, das kann’s also nicht gewesen sein.«
    »Hören Sie auf, sich über mich den Kopf zu zerbrechen.
    Denken Sie lieber an sich selbst«, brummte er. »Sie werden eine Menge Erklärungen liefern müssen.« »Gewiß«, räumte ich ein, legte den Pinsel hin und griff nach dem Rasierapparat. Sich das Gesicht jeden Morgen mit einem Stück scharf geschliffenem Stahl zu schaben ist mehr oder minder verlorene Liebesmüh. Auf mich wirkt es immer ein bißchen deprimierend. In einem bärtigen Zeitalter hätte ich mich wohler gefühlt. - Gegenspion im Auftrag Ihrer Majestät der Königin Viktoria zu sein, das wäre mein Bier gewesen.
    Anscheinend war ich doch nervöser, als ich dachte, denn ich schnitt mich gleich beim ersten Strich. Jemand klopfte an die Tür. Cooke kam herein. Er stieß die Tür mit dem Absatz zu.
    Finster starrten mich die Augen aus dem aufgedunsenen Gesicht an. Die Hände hatte er tief in den Manteltaschen vergraben. Er fragte geradeheraus: »Wie war das also, Stewart?«
    Nichts bringt einen Menschen mehr aus der Fassung, als beim Rasieren, während das Gesicht mit eintrocknendem Seifenschaum bedeckt ist, lange Erklärungen abgeben zu müssen. Ich wandte mich also wieder dem Spiegel zu und rasierte mich schweigend weiter. Cooke gab einen dieser unbeschreiblichen Laute von sich – ein explosives Ausstoßen von eingeatmeter Luft durch Mund und Nase. Er setzte sich aufs Bett, dessen Sprungfedern unter seinem unmäßigen Gewicht protestierend quietschten. »Ihre Geschichte hat hoffentlich Hand und Fuß«, sagte er. »Ich hasse es nämlich, aus dem Bett gezerrt und in den eiskalten Norden verfrachtet zu werden.« Es mußte in der Tat schon etwas sehr Bedeutendes sein, was Cooke dazu bringen konnte, von London nach Akureyri zu fliegen. Nachdem ich die knifflige Stelle rund um den Adamsapfel endlich geschafft hatte, erklärte ich langsam:
    »Das Päckchen muß wichtiger sein, als Sie mir gesagt haben.«
    Ich drehte den
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