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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen
Autoren: Brown Sandra
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Sie in all den Jahren, die Sie nun hinter Gittern sitzen, niemanden darauf aufmerksam gemacht, daß man Ihnen etwas angehängt und Sie dazu gezwungen hat, ein unwahres Geständnis zu unterschreiben?«
    Sie zuckte mit den Schultern, als akzeptiere sie die Unwichtigkeit ihres gesamten Lebens. »Keiner hat sich darum gekümmert, als ich verschwunden bin. Kein Mensch hat mich je gesucht. Ich war ziemlich neu in der Stadt. Die Leute haben bestimmt gedacht, ich wäre genauso unvermutet weitergezogen, wie ich hergekommen war. Ich habe keine Angehörigen. Wem hätte ich es erzählen sollen?«
    Â»Aber Sie hatten doch einen Anwalt?«
    Â»Ja, Ma’am. Der ist mir gleich nachts im Büro des Sheriffs gestellt
worden, aber er hat mir dauernd zugeredet, ein Geständnis zu unterschreiben. Er hat gesagt, die Anklage könnte auf Mord erweitert werden, wenn ich keinen Totschlag gestehe. Einen Mordprozeß könnte ich verlieren, hat er gesagt, und die Todesstrafe bekommen.
    Und außerdem war ich in der Haft lange krank. Wegen starker Kopfschmerzen hab’ ich oft tagelang im Krankenrevier gelegen. Manchmal hatte ich totale Blackouts und konnte mich an ganze Zeitabschnitte nicht mehr erinnern. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich das Gefühl hatte, daß mein Verstand wieder richtig funktioniert.
    Dann hab’ ich angefangen, dem Anwalt Briefe zu schreiben, aber er hat nur ein paar beantwortet. Nach einiger Zeit hat er gar nicht mehr zurückgeschrieben. Ich hab’ versucht, ihn anzurufen, aber er war nie zu erreichen und hat nie zurückgerufen. Eines Tages hat mich ein anderer Anwalt – ich hab’ mir seinen Namen irgendwo aufgeschrieben – im Gefängnis besucht. Er hat gesagt, daß mein Anwalt gestorben ist und ich sie nicht weiter belästigen soll. Sonst gäb’s Zoff mit Armbruster, hat er gesagt. Damals war David schon Kongreßabgeordneter. Ich hab’ keinen Sinn im Weitermachen gesehen. Wem hätte man denn mehr geglaubt – mir oder David Merritt und Clete Armbruster?«
    Â»Das ist eine gute Frage, Miss Sturgis. Warum sollten wir Ihnen glauben? Welchen Beweis haben Sie dafür, daß David Merritt Ihr Baby ermordet, Sie zusammengeschlagen und dann als tot liegenlassen hat?«
    Â»Keinen. Aber ich kann beweisen, daß er der Vater meines Babys war«, sagte sie stolz. »An dem Tag, an dem mein Kleiner ermordet worden ist, hab’ ich ihm eine Haarlocke abgeschnitten und ihm die Fingernägel geschnitten. Diese Andenken hab’ ich all die Jahre in einem kleinen Pappschächtelchen aufbewahrt.
Jetzt hat sie Mr. Yancey. Er hat gesagt, daß er Untersuchungen vornehmen lassen kann, die beweisen werden, ob David der Vater war oder nicht. Ich wollte sie nicht aus der Hand geben, weil sie das einzige sind, was ich noch von meinem Baby habe. Aber Mr. Yancey hat versprochen, daß ich sie zurückbekomme, sobald das Labor damit fertig ist. Manche Leute glauben vielleicht, daß ich lüge, aber mein Baby wird ihnen die Wahrheit sagen.«
    Barrie hätte keinen passenderen Schluß für dieses Interview finden können. »Ich danke Ihnen, Miss Sturgis.«
    Sie wandte sich ab und blickte in die Studiokamera, die zu einer Nahaufnahme heranrollte. »Nach Mitteilung von Justizminister Yancey haben die vorläufigen DNA-Tests von Haaren und Fingernägeln ergeben, daß David Merritt der Vater von Becky Sturgis’ Sohn ist. Das müßte Grund genug sein, die Umstände ihrer Verhaftung und ihres Geständnisses erneut zu untersuchen. Wie aus Justizkreisen verlautet, wird die längst überfällige Wiederaufnahme ihres Verfahrens vorbereitet. Vorerst ist noch ungeklärt, ob David Merritt sich wegen Mordes verantworten muß, aber er und Senator Armbruster wurden bereits wegen Behinderung der Justiz angeklagt.
    Senator Armbruster steht unter Hausarrest. Er hat heute nachmittag offiziell auf seinen Senatssitz verzichtet. Präsident Pietsch hat den Amtseid abgelegt, nachdem der Kongreß gegen David Merritt ein Strafverfahren wegen Amtsmißbrauch eingeleitet und seinen Rücktritt gefordert hatte.
    Der frühere Präsident steht im Blair House ebenfalls unter Arrest und wird dort bleiben, bis Justizminister Yancey Gelegenheit hatte, zwei großangelegte Ermittlungen einzuleiten: die eine wegen der Verbrechen in Mississippi, die andere wegen des Todes von Robert Rushton Merritt.
    Für
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