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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen
Autoren: Brown Sandra
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Spekulationen über den Ausgang dieser unglaublichen
Story ist es noch zu früh. Es gab einige Präsidenten in der Geschichte unserer Nation, die einen Skandal überstanden – allerdings nie einen in dieser Größenordnung.
    Ob man David Merritt die Straftaten, die man ihm zur Last legt, nun nachweisen kann oder nicht, fest steht, daß er damals in Mississippi von einem Tatort flüchtete, um sich der Zeugenaussage und einer Anklage zu entziehen. Schon das ist nach Bundesrecht strafbar und war Grund genug, seine Amtsperiode als Präsident der Vereinigten Staaten vorzeitig zu beenden.
    Ich bin Barrie Travis aus Washington. Gute Nacht.«
    Â 
    Â»Hallo. Komm rein.« Barrie trat zur Seite und ließ Gray in die Hotelsuite eintreten, in der sie sich vorläufig einquartiert hatte.
    Â»Danke. Ich fühle mich geehrt, mit dir in einem Zimmer zu sein. Du bist eine Berühmtheit geworden.«
    Â»Den Zimmerservice beeindruckt meine Berühmtheit nicht. Er braucht noch immer ewig, um einem ein Club-Sandwich zu bringen.« Sie sah auf die Kaminuhr. »Schon über vierzig Minuten. Inzwischen verhungere ich.«
    Â»Was ist mit dem Licht los?«
    Â»Nichts. Ich finde es so gemütlicher.« Die Suite lag bis auf eine trübe Lampe in Fensternähe im Halbdunkel. Die Vorhänge waren aufgezogen und zeigten die Schönheit der Hauptstadt bei Nacht.
    Barrie hatte eben lange und heiß geduscht und war von den Ohrläppchen bis zu den Knöcheln in den weißen Frotteebademantel gehüllt, den das Hotel seinen Gästen zur Verfügung stellte. Ihr feuchtes Haar hatte sie hinter die Ohren zurückgestrichen.
    Â»Hab’ dein Interview gesehen«, äußerte er beiläufig.
    Sie musterte ihn erwartungsvoll, hielt unwillkürlich den Atem an.

    Â»Es war gut, Barrie.«
    Während sie sich in seinem anerkennenden Lächeln sonnte, spielte sie ihren Erfolg herunter. »Ich habe nichts dazu getan. Die Story hat sich selbst erzählt.«
    Â»Ohne dich gäbe es keine Story.«
    Â»Ohne Merritt und Armbruster gäbe es keine Story. Was Becky Sturgis der Welt zu erzählen hatte, hat mir nicht sehr gefallen.«
    Â»Wo ist sie jetzt?«
    Â»In einem Hotel. Bill läßt sie von Polizeibeamtinnen bewachen. Morgen muß sie ins Gefängnis zurück und dort bleiben, bis ihr Fall von einem Richter in Mississippi zur Neuverhandlung zugelassen wird.«
    Â»Das Interview war so rührend, daß die Öffentlichkeit lautstark ihre Freilassung fordern wird.«
    Â»Zumindest wird sie vor ein Geschworenengericht kommen. Mich würde es wundern, wenn man sie verurteilt. Und wenn, dann bekäme sie vermutlich eine Haftstrafe in Höhe der bereits verbüßten Zeit.«
    Nach einer nachdenklichen Pause fragte Gray: »Was hat CNN getan, um dich zu bekommen?«
    Â»Mehr als alle anderen geboten. Was soll ich dazu sagen?« fragte sie mit einem Augenaufschlag. »Ich bin eben käuflich.«
    Â»Da kommt dein Sandwich«, sagte er, als angeklopft wurde. Er öffnete die Tür, zeichnete die Rechnung ab und stellte das Tablett auf den niedrigen Tisch vor dem Sofa.
    Â»Amanda Allan hat angerufen«, erzählte sie weiter. »George läßt Anzeichen erkennen, die nach Auskunft der Ärzte ermutigend sind. Sie ist optimistisch. Sie liebt ihn sehr und ist bereit, ihm alles zu verzeihen, wenn er nur überlebt.«
    Â»Etwas anderes hätte ich von ihr auch nicht erwartet«, sagte er. »Und wie geht’s Daily?«

    Â»Er wohnt jetzt auf meine Kosten im Hotel. Ich will nicht, daß er jemals wieder in dieses gräßliche Haus zieht. Schlimm genug, daß er langsam stirbt. Er sollte nicht dort sterben müssen. Außerdem glaube ich nicht, daß einer von uns dorthin zurückkehren könnte, ohne ständig an die schrecklichen letzten Tage denken zu müssen, die wir dort verbracht haben.«
    Â»Wo soll er sonst leben?«
    Sie zupfte ein Salatblatt aus ihrem Sandwich. »Ich denke daran, ein Haus zu kaufen. Irgendwo in den Vororten. Mit einer Einliegerwohnung für Daily. Die Versicherung hat mir den Brandschaden voll ersetzt, und mit dem Gehalt, über das ich gerade verhandle, kann ich mir fast alles leisten, was mir gefällt. Vielleicht kaufe ich auch einen Hund, damit er Gesellschaft hat, wenn ich nicht daheim bin. Ich glaube, ich könnte wieder einen lieben, obwohl Cronkite natürlich niemals zu ersetzen
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