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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit
Autoren: Shiloh Walker
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Sarkasmus triefender Stimme. »Nett.«
    Geistesabwesend rieb sie sich den linken Oberarm. Remy zog die Augenbrauen zusammen, als er die vielen bunt schillernden Blutergüsse dort auf ihrer Haut sah – und zwar solche in Form von Händen. Verdammt, wie viele Spritzen hatten sie ihr schon gegeben? Und warum?
    Wegen dem, was Law angetan worden war? Oder steckte etwas anderes dahinter? Remy hätte es nicht sagen können, aber im Moment war es ihm auch egal.
    Er wusste nur zwei Dinge: Hier passte nichts zusammen und obendrein hatte sie Blutergüsse.
    Die machten ihn wirklich wütend.
    Konzentration – er musste sich jetzt zusammenreißen.
    Also verdrängte er all diese Gedanken, hob den Kopf und sah zur Schwester, die immer noch mit der verfluchten Spritze in der Hand dastand. »Gehen wir doch hinaus«, schlug er sanft vor.
    Hope begriff, was gerade passiert war, und fing an zu zittern. Sie packte die Decke, unter die sie sich wie ein Häschen kauerte. Während sie aus dem kleinen Fenster starrte, wünschte sie sich, sie könnte sich einfach auflösen und verschwinden. Für immer.
    Doch sie wusste, dass das unmöglich war.
    Sie hatte zwar einer weiteren Dosis dieser Beruhigungsmittel entgehen können, die ihr gegen ihren Willen verabreicht wurden, aber es war noch nicht vorbei.
    Der Typ gerade war dieser Anwalt gewesen.
    Remy Jennings.
    Sie erinnerte sich an ihn.
    Wahrscheinlich war er hier, um etwas aus ihr herauszukriegen, damit sie sie leichter verhaften konnten.

24
    »Ist noch irgendetwas übrig?«
    Ein kühler Wind kam auf und fegte ihr das Haar aus dem Gesicht. Es roch nach feuchtem, verkohltem Holz, Gras und nach dem bevorstehenden Herbst.
    Neben ihr seufzte Ezra. »Das Gebälk, ein paar Wände und so weiter. Sieht nicht so aus, als wäre noch irgendwas zu retten.«
    Sie ergriff seine Hand und drückte sie. »Tut mir leid.«
    »Danke.« Er verschränkte die Finger mit ihren.
    »Es war reine Zeitverschwendung, oder?«
    »Was meinst du?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Na ja, wenn derjenige, der das Feuer gelegt hat, etwas mit dieser Frau zu tun hatte und dachte, er könnte dich so verscheuchen, dann war es Zeitverschwendung. Du wirst nicht einfach weggehen, oder?«
    Ezra lachte heiser. »Oh nein, ich haue nicht ab. Aber ich muss mir wohl eine Wohnung suchen.«
    »Kannst du dir das denn leisten?«
    Nach kurzem Schweigen antwortete er. »Ja. Was das angeht, stehe ich gut da. Meine Großmutter … Na ja, sagen wir mal, sie ließ es sich nicht anmerken, aber in Sachen Geld hatte sie einen guten Riecher.«
    Lena war sich ihrer Angst nicht einmal bewusst gewesen, doch jetzt fiel ihr ein Stein vom Herzen. Ezra würde nicht fortgehen. Sie schloss die Augen und schmiegte sich an seinen Arm. Wie sie feststellte, fühlte es sich gut an, sich an jemanden anzulehnen.
    Vielleicht war das doch gar keine so schlechte Sache. Und vielleicht würde er sich ja auch ab und an bei ihr anlehnen.
    »Manchmal frage ich mich, wie sich alles entwickelt hätte, wenn ich damals in dieser Nacht nicht aufgewacht wäre. Ob sich die Dinge dann wohl anders entwickelt hätten?«, flüsterte Lena müde.
    Ezra zog sie an sich und umfasste ihr Gesicht mit den Händen. Als er ihr mit dem Daumen über die Lippen strich, erschauerte sie seufzend. »Tja, eine Sache zumindest wäre nicht passiert«, sagte er leise und küsste sie auf den Mund.
    »Das hier.« Er knabberte sacht an ihrer Unterlippe und legte dann die Stirn an ihre. »Dich im Büro des Sheriffs zu sehen, hat mir die Augen geöffnet. Vielleicht wäre das früher oder später ohnehin passiert, wer weiß. Aber mir tut es gar nicht leid, dass ich dich da getroffen habe – was nicht geschehen wäre, wenn du die Nacht durchgeschlafen hättest.«
    Er machte sich gerade und rieb ihr ermutigend über die Oberarme. »Außerdem, wenn all das ins Rollen gekommen ist, weil du aufgewacht bist, dann war es nur gut so. Früher oder später macht der Kerl einen Fehler, und dann wird er geschnappt. Daran musst du denken, wenn dich das Ganze wütend, deprimiert oder ängstlich macht.«
    »Wütend, deprimiert und ängstlich?« Sie schlang die Arme um seine Taille und schmiegte sich an ihn. »Das beschreibt meinen derzeitigen Gemütszustand ganz gut.«
    Leise und gereizt fuhr sie fort. »Ich hasse das. Mir geht nichts anderes durch den Kopf, und obwohl es mich in den Wahnsinn treibt, kann ich es nicht abschalten.«
    Mit brüchiger Stimme sagte sie fast flüsternd: »Verflucht, Ezra – was soll das Ganze? Was
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