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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit
Autoren: Shiloh Walker
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herumzuschnüffeln, ob dort Geheimnisse verborgen liegen könnten.
    Die Sache war nicht gerade nach Plan gelaufen, aber immerhin hatten diese Nervensägen jetzt anderes zu tun.
    Und das verschaffte ihm die Zeit, sich um seine Angelegenheiten zu kümmern.
    Vorsicht.
    Vorsicht war das oberste Gebot.
    Wenn er von Anfang an vorsichtiger gehandelt hätte, wäre all dies nicht passiert.
    Es stimmte, er hatte seinen Spaß gehabt, und das bereute er auch nicht, aber in Zukunft würde er sehr viel besser aufpassen.
    Statt also umzudrehen und zu Lenas Haus abzubiegen, fuhr er weiter. Als er bei Deb Sparks vorbeikam, bremste er einfach nur so zu seiner Belustigung auf Schritttempo ab, bis er ihren Schatten hinter einem der Fenster entdeckte. Der Vorhang wurde zur Seite gezogen, fiel gleich darauf aber wieder zu. Sie verschwand. Er kicherte in sich hinein und fuhr sich mit der Hand über den glatten Schädel.
    Ja, er musste vorsichtig sein, aber er konnte trotzdem seinen Spaß haben. Und Deb Streiche zu spielen, war schon immer lustig gewesen.
    Eigentlich hätte er sich auch gern den ein oder anderen Scherz mit Lena erlaubt.
    Doch wie gesagt … Vorsicht war geboten.
    Über den Polizeifunk war ein erstes Knacken zu hören.
    Wenn der Streifenwagen hier ankommen würde, wäre er schon längst über alle Berge.
    »Und, bereust du schon, dass du hergezogen bist?«, fragte Lena leise, als Ezra vor ihrem Haus hielt.
    »Nein, nicht im Geringsten.« Er zog den Zündschlüssel ab und öffnete die Autotür. Als er auf ihrer Seite ankam, war sie schon längst ausgestiegen. Er stützte die Hände links und rechts von ihr auf den Wagen, lehnte sich vor und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. »Auch wenn gerade alles ganz schön verkorkst ist, bin ich genau da, wo ich sein möchte, Lena.«
    Sie seufzte, sodass ihr Atem über seine Lippen strich. »Du bist ein seltsamer Mann, Ezra.«
    »Nein. Ich bin einfach nur bereit, mich auch mit unangenehmen Dingen auseinanderzusetzen. Man muss sich den schlechten Erfahrungen genauso stellen wie den guten, Süße. So läuft das eben im Leben.«
    Sie lachte, doch es klang traurig und unversöhnlich. »Den schlechten genauso wie den guten? Wir haben eine tote Frau, einen toten Polizisten, mein bester Freund liegt im Krankenhaus, und seine beste Freundin wird in der psychiatrischen Abteilung festgehalten. Dein Haus ist bis auf die Grundmauern abgebrannt. Das sind eine ganze Menge schlechte Erfahrungen. Wo bleiben die guten, die das alles aufwiegen?«
    »Genau hier.« Er legte ihr eine Hand in den Nacken und lehnte die Stirn an ihre. »Alles Gute, was ich brauche, steht vor mir.«
    »Ezra, Schatz, ich fühle mich ja geschmeichelt, aber ich bezweifle, dass ich gut genug bin, um all das wettzumachen.«
    »Doch. Das bist du.« Er schenkte ihr einen langen, zärtlichen Kuss und zog dann eine Linie rascher, neckischer Schmatzer von ihrer Wange bis zu ihrem Ohr. »Ich erklär’s dir: Dieser ganze Mist geht vorüber. Ganz sicher. So ist das immer. Ich hab aber vor, bei dir zu bleiben, also wirst du immer da sein.«
    Unwillkürlich musste sie lächeln. »Du klingst ganz schön überzeugt. Wie kannst du dir bei der ganzen Sache mit uns so sicher sein?«
    »Es fühlt sich einfach richtig an. Noch nie hat sich irgendwas so richtig angefühlt wie du, Süße«, murmelte Ezra und schmiegte sich an ihren Hals. »Du wirst es auch noch merken. Bis dahin macht es mir nichts aus zu warten.«
    Ich werde es noch merken? Oh Mann, der Kerl hielt ihr dahinschmelzendes Herz bereits in Händen. So gern Lena sich auch darauf einlassen wollte, hatte sie doch gelernt, vorsichtig zu sein. Sanft legte sie ihm eine Hand an die Wange. »Du hast mich schon so gut wie überredet, schöner Mann.«
    Daraufhin stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. »Und jetzt … kann ich dich vielleicht dazu überreden, reinzugehen … und mit mir ins Bett zu steigen.«
    Dazu brauchte es keine großen Überredungskünste, aber das war ihr wohl klar. Ezra folgte ihr in den Flur und wartete, während sie Puck von der Leine losmachte. Obwohl es ihm in den Fingern juckte, Lena zu berühren, sie in den Arm zu nehmen, blieb er etwas abseits stehen, als sie noch ein paar Minuten mit dem Hund spielte.
    Sobald der Golden Retriever nicht mehr angeleint war, führte er sich auf wie ein verspielter Welpe, er rannte umher und wedelte wie wild mit dem Schwanz. Lena kicherte. »Ja, ich weiß, das waren ein paar verrückte Tage, nicht wahr, mein Dicker?
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