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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit
Autoren: Shiloh Walker
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um sie.
    Und ebenso all seine Gefühle.
    Er ergriff ihre Hand. »Lena … «
    »Hmmm?«
    Ezra schüttelte den Kopf, überrascht, dass er dazu überhaupt noch in der Lage war. »Nichts.«
    Er legte sich neben sie und zog sie dicht zu sich. Als sie sich an ihn kuschelte, schlang er einen Arm um ihre Taille und bettete das Kinn auf ihren Kopf.
    Er hielt sie fest, während sie wegschlummerte, und schaute in den Wald draußen vor ihrem Fenster.

25
    Als sie erwachte, lag sie allein in ihrem Bett. Doch sie war nicht allein im Zimmer.
    Sie bekam eine Gänsehaut, war zwei Herzschläge lang wie erstarrt und krallte die Finger ins Laken, während ihre Gedanken sich überschlugen.
    Dann aber kam sie richtig zu sich und ihr fiel wieder ein, dass sie eingenickt war … in Ezras Armen. Seite an Seite hatten sie geschlafen. Nun war sie wach – und er immer noch da. Eigenartigerweise empfand sie bei diesem Gedanken Befriedigung. So etwas wie – Erfüllung.
    »Hey«, sagte sie leise.
    »Selber hey«, antwortete er vom Fenster aus.
    Sie hörte, wie er übers Parkett zu ihr ans Bett trat.
    »Was machst du?«, fragte sie, als er sich neben sie setzte.
    »Nachdenken.« Er seufzte und sie nahm wahr, dass Missmut und Zorn in seiner Stimme mitschwangen. Sein Haus, begriff sie. Er dachte an sein Haus. »Ich muss mich langsam nach einer Wohnung in der Stadt oder in der Umgebung umsehen. Nachher ruf ich mal bei meiner Versicherung an.«
    Sie strich ihm über seinen verspannten Rücken, setzte sich auf und begann, seine verkrampften Schultermuskeln zu bearbeiten. Stöhnend legte er den Kopf auf die Brust. »Es hätte schlimmer kommen können«, sagte sie leise. »Ich bin bloß froh, dass du nicht dort warst, als das Feuer ausgebrochen ist.«
    Schon bei dem Gedanken daran drehte sich ihr der Magen um. Sie hatte ihn doch gerade erst gefunden … Und wenn er nun zu Hause gewesen wäre? Was, wenn sie ihn verloren hätte, nachdem er ihr endlich begegnet war? Nachdem sie sich gerade eingestanden hatte, was er ihr bedeutete? Die Vorstellung versetzte ihr einen Stich.
    »Hey.«
    Ezra zog sie nach vorn. Er starrte sie wieder an – das spürte sie. Errötend verbarg sie das Gesicht an seiner Brust und schlang die Arme um seine Taille. »Tut mir leid. Ich bin bloß … ich weiß auch nicht. Irgendwie hat es mich gerade überkommen. Du hättest ja auch dort schlafen können – und was dann? Dann wärst du im Haus gefangen gewesen!«
    »Hör auf.« Er fasste ihr unters Kinn, hob es an und gab ihr einen Kuss. »Solche Gedankenspielchen bringen dich um den Verstand. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich war weder im Haus noch war ich darin gefangen. Mir geht’s gut.« Er nahm ihre Hand und legte sie sich auf die Brust. »Siehst du? Mir geht’s gut.«
    »Ich weiß … es ist nur … « Zu ihrem eigenen Entsetzen merkte Lena, dass Tränen in ihren Augen brannten – sie war kurz davor, loszuheulen. »Oh, Mist. Was ist nur los mit mir?«
    »Das ist eine ganz normale Reaktion auf die letzten Wochen.« Er küsste sie erst auf das eine, dann auf das andere Augenlid und wischte eine Träne fort, die hervorquoll. Dann wiegte er sie tröstend in seinen Armen.
    Sie schmiegte sich eng an ihn, lauschte auf seinen Herzschlag und strich ihm über den Rücken, um sich zu vergewissern, dass es ihm gut ging. Er war hier. Genau hier … bei ihr.
    Genau da, wo ich ihn haben will , stellte sie fest.
    Genau da, wo sie ihn brauchte.
    Dieser Gedanke ging ihr auch noch durch den Kopf, als sie aufgehört hatte, zu weinen.
    »Ich komme mir total blöd vor«, murmelte sie und wischte sich mit dem Handrücken über die Wange.
    »Das brauchst du nicht.«
    Seufzend legte sie den Kopf an seine Schulter.
    Eine leichte Brise wehte durchs Fenster herein – sie war kühl, feucht und versprach noch mehr Regen. Der Herbst brach an, rasch und unerbittlich … Lena konnte es riechen.
    Sie merkte, wie ihre Gedanken wieder zu dem Wald hinter ihrem Haus abdrifteten.
    Und zu ihr.
    Zu der Frau.
    Zu jener Nacht … zu ihren Schreien.
    »Es ist noch nicht vorbei, oder?«, fragte Lena leise.
    Ezra streichelte ihr über den Rücken und bettete sein Kinn auf ihren Kopf. »Mein Bauchgefühl sagt mir Nein.«
    »Diese Frau, die sie bei Law gefunden haben … meinst du, das war sie?«
    »Ich weiß es nicht. So oder so ist es noch nicht vorbei.« Er schlang die Arme noch fester um ihre Taille und schmiegte sein Gesicht an ihren Hals. »Großer Gott, mir gefällt die Vorstellung nicht, dass du ganz
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