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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst
Autoren: George D Shuman
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waren, und immer mehr Mädchen kamen im Hafen von Sotschi zu ihnen in den Laderaum, alle mit einer Geschichte wie die ihre.
    Die Luft war von Anfang an schlecht, aber ein Leck in den Treibstofftanks löste Asthmaanfälle bei ihr aus. Wenn sie nicht gerade nach Luft rang, versuchte sie in dem rumpelnden Schiffsrumpf zu schlafen und zu träumen. Nach mehreren Tagen auf See war von den vielen Fragen, die sie sich stellte, nur noch eine einzige geblieben. Katya fragte sich, ob es im Himmel gelbe Schmetterlinge gab.
    Der Kapitän der Anna Marie bugsierte seinen Fischdampfer unter den hoch aufragenden Bug der Yelenushka und blickte zur Reling hinauf, wo Männer Leinen herunterwarfen und einen alten Rettungskorb bereitmachten. Mit seiner vierköpfigen Mannschaft wartete der Kapitän auf dem dunklen Meer vor der Küste Haitis darauf, die Frauen zu übernehmen.
    Sie wurden jeweils zu zweit heruntergelassen. Der Kapitän ließ sie in den leeren Kühlraum stecken. Es dauerte eine Stunde und fünfzehn Minuten, aber alle Frauen hatten überlebt. Die Männer von der Anna Marie lösten die Leinen und ließen den zwölf Meter langen Trawler von dem riesigen Frachter wegtreiben. Zehn Minuten später schaute der Kapitän auf seinen Radarschirm, ließ die Motoren an und hielt auf die Küste von Kolumbien zu.
    CIA-Hauptquartier Langley, Virginia
    »Helmut.«
    »Moment, Graham. Ich muss die Tür zumachen.« Graham drückte den Hörer ans Ohr und wartete. Seit seinem Wortwechsel mit dem Direktor vor zwei Stunden hatte er nichts getan als ratlos auf seinen Schreibtisch gestarrt. Es war eines dieser Gespräche, an die man sich hinterher schon nicht mehr genau erinnern konnte, von denen man aber wusste, dass es um Dinge von allergrößter Bedeutung ging. Vor allem, wenn man bedachte, dass man einer Verletzung der Souveränitätsrechte des Staates Haiti gefährlich nahe kam.
    »Ich fürchte mich fast zu fragen«, sagte Dantzler.
    »Ein Freund hat mich angerufen, bevor der Direktor zu mir kam. Meine Quelle sagt, dass Botschafterin Sanderson schon im Präsidentenpalast in Port-au-Prince ist.«
    »Und?«
    »Präsident Préval hat sie schon erwartet. Er hat ihr gesagt, er hätte schon mit Washington gesprochen und das FBI würde gleich morgen früh ein Forensik-Team nach Port-au-Prince schicken. Er hat zugesagt, dass er sie in Begleitung von Soldaten zu Bedards Ansitz gehen lässt.«
    »Einfach so«, erwiderte Dantzler misstrauisch.
    »Einfach so. Die Botschafterin hat kaum ein Wort gesagt.«
    »Und wer hat Préval überredet – war es Senator Met-calf?«
    »Also, laut meiner Quelle hat Präsident Préval der Botschafterin erzählt, dass er mit dem Weißen Haus gesprochen habe – aber das Beste kommt noch. Préval hat den ganzen Westen von Haiti abriegeln lassen. Er hat alle Polizeikommandanten auf ihre Posten beordert. Dann hat er die Flughäfen geschlossen. In den nächsten zwölf Stunden geht nichts aus Haiti hinaus oder ins Land hinein.«
    Dantzler wusste nicht, was er sagen sollte. »Was ist mit Oberst Deaken?«
    »Offiziell gilt er als vermisst. Der Präsidentenpalast hat Sicherheitsleute zu seinem Haus geschickt. Seine Haushälterin sagt, dass die Familie seit einer Woche nicht mehr zu Hause war, also ungefähr seit der Zeit, als die Leiche des Sprengingenieurs in Tiburon auf die Straße geworfen wurde und dein Büro sich an den Oberst gewandt hat.«
    »Großer Gott«, stöhnte Dantzler. »Warum sperrt Préval das Land ab und lässt aber das FBI hinein?«
    »Er lässt auch das FBI in den nächsten zwölf Stunden nicht hinein«, erläuterte Graham. »Die Sperre gilt für alle. Bis morgen Mittag kommt niemand nach Haiti hinein oder hinaus.«
    »Warum um Himmels willen ordnet Präsident Préval so etwas an?«
    »Warum weist der Armee-Ausschuss im Senat die CIA an, sich aus der Sache herauszuhalten? Ich möchte wetten, da steckt ein gewisser Admiral im Ruhestand dahinter.«
    Contestus, Haiti
    Sherry hörte die Rufe von Männern über dem Dröhnen von Generatoren, das von irgendwo aus den Katakomben des alten Kellers zu ihnen drang.
    »Was siehst du?«
    »Die Wände sind aus Stein und Lehm.«
    »Was noch?«
    »Säcke, Stoffsäcke, und Männer mit Waffen. Sie warten auf irgendwas.«
    »Was haben sie mit Pioches Frau und ihrer Tochter gemacht?«
    »Die sind neben uns«, brachte Carol mühsam hervor. Sherry wusste, was der Frau durch den Kopf ging – dass ihre Tochter hier gewesen war.
    »Wie weit weg sind die Männer?«, fragte Sherry, um
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