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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst
Autoren: George D Shuman
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spöttisch hinzu.
    Carol blickte angewidert zu ihm auf, und die Muskeln in ihren Beinen spannten sich an. Sie sah aus, als würde sie sich jeden Moment auf ihn stürzen, doch Bedard packte sie am Hals, drückte zu und beobachtete, wie ihr Gesicht blau anlief. »Du stirbst noch früh genug, aber zuerst sollst du sehen, wie leicht es ist, einen Menschen zu brechen. Bei deiner Tochter war es ganz leicht«, höhnte er. »Du hättest sehen sollen, wie sie mitgemacht hat. Sie hat nicht einmal gebettelt.«
    Er stieß sie weg, sodass sie auf den Knien landete. Dann schritt er die Reihe ab, bis er zu Aleksandra kam. Er griff nach ihren Haaren und ließ sie über ihr zerschundenes Gesicht fallen. Über sie gebeugt, nahm er ihren Kopf in beide Hände und riss ihn herum, sodass ihr Gesicht den anderen zugewandt war. Dann fasste er sie an der Nase und am Kinn und riss ihren leeren Mund auf. »Schaut her. Das ist mein Werk.« Er lächelte. »Was sagt ihr dazu?«
    Die Witwe des toten Haitianers schrie auf, und Bedard schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht, sodass ihr Blut und Speichel in Carols Gesicht spritzte.
    Bedard ging von den knienden Frauen weg und blickte über die Schulter zurück.
    »Ziehen Sie sich aus, Miss Moore«, rief er. Sherrys Gesicht zeigte keine Regung. Sie bewegte sich nicht.
    Bedard wandte sich ihr zu. »Wenn du es nicht tust, ziehe ich dich selbst aus, oder vielleicht fange ich mit dem Kind an. Wäre es dir lieber, wenn ich mit ihr anfange?«
    Sherry hatte einen metallischen Geschmack im Mund; ein Gefühl der Panik stieg in ihr hoch, während das Adrenalin durch ihren Kreislauf strömte. Bis jetzt hatte sie keine Gelegenheit gehabt, sich zu wehren. Stets waren Waffen auf sie gerichtet gewesen, seit sie sie im Tempel des Hungans überfallen hatten.
    Sie atmete tief in den Bauch. Warte, sagte sie sich, nur keine Panik jetzt.
    Sherry war bestimmt nicht wehrlos, sie war im Kampfsport geübt, doch es wäre nicht ratsam gewesen, einfach loszuschlagen – nein, es musste sich erst eine gute Gelegenheit zum Handeln bieten. Sie musste den Drang unterdrücken, auf der Stelle anzugreifen, egal, wie ihre Chancen standen. Sie musste mehr darüber wissen, wer und was um sie herum war. Sie musste den richtigen Moment abwarten.
    Sherry streifte die Schuhe ab, öffnete den Gürtel und den Reißverschluss ihrer Shorts, zog sie über die Hüfte hinunter und ließ sie auf den Boden fallen. Sie hörte Männer in Kreolisch sprechen, drei insgesamt. Zwei waren weiter weg, beim Gang, der hinausführte, so schätzte sie jedenfalls. Der andere war näher, in Schlagdistanz.
    Die Männer genossen die Szene. Es war etwas, das sie schon oft erlebt und bei dem sie wahrscheinlich auch aktiv mitgemacht hatten.
    Am meisten beunruhigte sie Bedard. Sie spürte, wie er sie ansah. Sie spürte seine Begierde, seinen Hass.
    Sherry öffnete die Hemdknöpfe und streifte das Hemd über die Schultern. Sie atmete tief durch. Das alles wäre viel leichter gewesen, wenn das junge Mädchen nicht dabei gewesen wäre. Dann hätte sie vielleicht mehr Möglichkeiten gehabt. Oder vielleicht hätte sie es genauso gemacht wie alle Frauen hier, die einfach nur versuchten, diese Stunden, diesen Tag zu überleben.

29
    Karibik
    Der Kapitän der Anna Marie beugte sich vor und blickte in den Nachthimmel hinaus. Er sah ein Licht im Norden – es schien größer zu werden und schimmerte auf der feuchten Windschutzscheibe der Kabine.
    Er wühlte in irgendwelchen Lappen und Werkzeugen, bis er schließlich ein Fernglas fand, das er auf das Licht richtete.
    Einer seiner Männer kam zu ihm in die Kabine und schloss die Tür.
    »Was gibt's?«
    Der Kapitän schüttelte den Kopf.
    Das Licht vor dem Sternenhimmel wurde größer. Es war kein Himmelskörper, das wusste er, genauso wenig wie ein zweites Licht, das nun am Horizont auftauchte. Da draußen war ein anderes Schiff.
    In zwölf Jahren Schmuggeltätigkeit war die Anna Marie noch nie kontrolliert worden. Polizei und Militär konzentrierten sich vor allem auf die Schnellboote, die ihnen oft entwischten. Es kam durchaus vor, dass auch Fischdampfer ins Visier der Drogenpolizei gerieten, wenn ein Informant darauf hinwies, dass ein bestimmtes Schiff im Kokainhandel eingesetzt wurde – doch die Anna Marie schmuggelte kein Kokain, sondern Frauen. Und die Polizei hatte sich bisher nie für sie interessiert.
    Es kamen noch zwei Männer der Besatzung in die Kabine und holten sich ihre automatischen Gewehre. Die Lichter
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