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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst
Autoren: George D Shuman
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näherten sich einander, hell wie kleine Monde.
    Der Kapitän drehte das Steuerrad in einer reflexhaften, aber vergeblichen Reaktion. Dann hörten sie das Knattern eines Hubschraubers, der über das offene Meer auf sie zukam. Die Scheinwerfer des Hubschraubers gingen an, und gleichzeitig ließ ein Maschinengewehr einen Hagel von orangefarbenen Leuchtspurgeschossen auf das dunkle Wasser vor ihrem Bug niedergehen.
    Die Aufbauten des Kutters der Küstenwache waren nun im Fernglas des Kapitäns zu sehen. Er war groß, dachte er, gut fünfundzwanzig Meter lang, und bestimmt mit Kanone und Torpedos bewaffnet. Der Kapitän legte das Fernglas weg und rief seinen Leuten einen Befehl zu, als der Hubschrauber sich über der Kabine der Anna Marie herabsenkte.
    Die Männer legten ihre Waffen nieder, öffneten die Luken des Laderaums und hoben rasch die Hände, um sich zu ergeben, während der Kutter St. Louis längsseits kam. Über ihnen sah die Crew des Hubschraubers staunend herunter. Der offene Laderaum war voll mit Frauen, die in das grelle Licht hinaufblickten.

30
    Contestus, Haiti
    Ein paar Männer in schwarzen Fliegerkombis steckten die Köpfe über einem schwarz-grauen Satellitenbild zusammen, das die topografischen Merkmale einer Küste zeigte, die von lasergrünem Licht erhellt wurde. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf einen Bergkamm. Man sah einige kleine Nebengebäude rund um eine Kirche, und das Ganze war von einem Sicherheitszaun umgeben.
    »Wind fünf Knoten aus Süd-Südost.« Der Teamführer sah jedem von ihnen in die Augen. »Passt auf, dass ihr nicht vom Ziel abdriftet. Es kommt auf jeden Meter an, Gentlemen.«
    Die Männer nickten.
    Die unbeleuchtete KC-130 Hercules entließ in einer Höhe von 11.000 Metern fünf Fallschirmspringer in die kalte dünne Luft über Westhaiti. Die Männer fielen wie Schatten in die Nacht, ihre Sauerstoffmasken waren mit den Behältern an der Brust verbunden, ihre Heckler&Koch-Pistolen Kaliber.45 trugen sie in schwarzen Schulterhalftern und die 5,56mm-SCAR-Gewehre auf dem Rücken. Unglaubliche zehn Kilometer fielen sie wie Steine vom Himmel, bevor sich die viereckigen schwarzen Schirme öffneten. Die Männer waren praktisch unsichtbar, als sie über den Türmen der alten Kirche auftauchten und innerhalb des Sicherheitszaunes zu Boden gingen.
    Metcalf landete hinter den Nebengebäuden auf seinen Füßen. Es dauerte keine Minute, bis auch die anderen unten waren; alle bis auf einen streiften sie das Gurtzeug ab und meldeten mit einem Klicksignal über ihre Funkgeräte, dass alles in Ordnung war.
    Der Letzte von ihnen wurde vom Ziel abgetrieben – er war zwar noch innerhalb des Geländes, landete aber gefährlich nah am Zaun. Er war gerade dabei, sich aus einem Stacheldraht zu befreien, als ihn einer von Bedards Wächtern sah, der zufällig in der Nähe war, und auf ihn feuerte.
    Etwa dreißig Meter entfernt, innerhalb der Gemäuer, stand Sherry in BH und Slip da und lauschte dem Geräusch von Bedards Stiefeln auf dem Lehmboden. Er machte einen Schritt auf sie zu, und sie spannte die rechte Hand an; sie wusste, wenn es sein musste, konnte sie ihren Mittelfinger komplett versteifen. Ein Fingerstoß mit dieser »Speerhand« war tödlich für den Hals oder die Augen eines Feindes.
    »Ganz ausziehen!«, schrie er sie an, doch dann hörten sie den Gewehrschuss.
    »Bewacht sie!«, rief Bedard und lief hinaus.
    Der Teamführer der Fallschirmspringer hörte den Schuss ebenso. Es war ein unheilvolles Geräusch, das erklärte, warum von einem seiner Männer kein Funksignal gekommen war. Er zeigte in die Richtung des Schusses und nickte, worauf zwei Leute seines Teams zum Tor des alten Steinbruchs sprinteten. Er selbst zog ein rechteckiges Kästchen aus seinem Rucksack, etwa von der Größe eines Brotlaibs, und griff an den Schalter, mit dem ein punktförmiges rotes Licht aktiviert wurde. Er verbarg das Kästchen im Gestrüpp und nahm sein Gewehr von der Schulter, dann gab er seinen Männern ein Zeichen, und sie huschten zwischen den Nebengebäuden auf die alten Gemäuer zu.
    »Bringt ihn her«, rief Bedard wütend.
    Sherry, die immer noch in Unterwäsche dastand, hörte Männer unter dem Gewicht eines menschlichen Körpers keuchen. Im nächsten Augenblick ließen sie ihn vor ihre Füße fallen. Sie hörte den Mann stöhnen; er lebte.
    »Ich glaube, Sie wissen etwas, was sie uns nicht sagen wollen, Miss Moore.«
    Sie rührte sich nicht, und er schlug sie ins Gesicht. Sherry zeigte keine
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