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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman
Autoren: Tamara Wernli
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Fernsehen, in ihrem eigenen Umfeld hätte Maira das zuletzt vermutet. Noch immer war ihr unheimlich zumute, wenn sie an Sven und seinen hinterhältigen, ausgeklügelten Plan dachte, der nicht nur Yarons Ehe, sondern auch sein Leben in Deutschland für immer zerstören sollte. Wer sich so etwas zum Ziel setzte und in dieser Präzision austüftelte, der musste psychisch schwer angeschlagen sein. Wie er diesen Hass auf Yaron und seine Gefühle zu ihr hinter der perfekten Fassade des besten Freundes jahrelang vor ihr verbergen konnte, war ihr immer noch unbegreiflich. Im Nachhinein machte es ihr mehr zu schaffen, als sie sich eingestehen wollte.
    Seit ihrer Begegnung im Hotelzimmer hatte sie Sven nicht mehr gesehen. Er hatte zwar in den ersten Tagen nach dem Eklat immer wieder versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen, hatte Nachrichten auf ihrer Combox oder dem AB hinterlassen, Blumensträuße vor ihre Haustür gelegt, sich Dutzende Male entschuldigt und sie zu einem Gespräch aufgefordert, in dem er ihr alles erklären wollte. Bei seinen Mitteilungen hatte er auch die Frau erwähnt, mit der ihn Yaron im Bett vorgefunden hatte, und beteuert, dass die Hotelangestellte ihm nichts bedeutete und es nur ein dummer Ausrutscher gewesen war. Zuerst hatte sie seine Nachrichten noch abgehört, weil sie dachte, sie würden ihr helfen zu verstehen, wie es so weit kommen konnte. Durch seine Bekenntnisse stellte sie allerdings bestürzt fest, dass sich sein zwiespältiges Wesen nicht nur auf sie bezog, sondern dass Sven ein gestörtes Verhältnis zu Menschen im Allgemeinen hatte. Wie konnte jemand mit einem derart verdrehten Geist als Arzt in einem Spital arbeiten, ohne dass man seine Krankheit bemerkte?
    Sven hatte sie nie abgepasst oder ihr vor der Wohnung aufgelauert, wahrscheinlich konnte er ihr nach alldem nicht mehr unter die Augen treten, und darüber war sie heilfroh. Je länger sie ihn ignorierte, ihm weder antwortete noch sonst ein Zeichen von sich gab, desto mehr zog er sich zurück, bis er sie schließlich ganz in Ruhe ließ. Kürzlich hatte ihr eine gemeinsame Bekannte sogar von seinem Wegzug aus Zollikon erzählt. Ob er nun in der Stadt Zürich wohnte oder die Region ganz verlassen hatte, wusste sie nicht. Sie war sich darüber im Klaren, dass sie Sven nie mehr sehen wollte.
    Sven war nicht die einzige Enttäuschung gewesen. Die meisten der moralischen Werte, an die sie in ihrem bisherigen Leben geglaubt hatte und denen sie gefolgt war, hatten sich innerhalb weniger Wochen in Luft aufgelöst. Von daher war die Episode mit ihrem ehemaligen besten Freund nur ein trauriges Puzzleteil mehr in ihrem löchrigen Leben.
     
    Und Yaron? Seit er in seine alte Heimat zurückgekehrt war, hatte er sich um sie bemüht und ihr in langen Mails von den letzten Jahren erzählt. Seine Worte waren sehr ehrlich gewesen, selbst wenn er annehmen musste, dass sie das eine oder andere Kapitel schmerzen würde. Er hatte sie mehrmals zu einem Besuch nach Tel Aviv eingeladen, ohne Erfolg. Mittlerweile fand sie zumindest, dass eigentlich nichts gegen eine Freundschaft mit ihm sprach. Vielleicht war eine gemeinsame Aufarbeitung der Vergangenheit tatsächlich möglich. Es gäbe so viel, was sie ihm zu erzählen hätte! Ein lang gezogenes Klingeln riss sie aus ihren Gedanken. Sie eilte zur Tür.
    »Endlich!«, begrüßte sie Eve freudig.
    »Huch, Maira! Du erwürgst mich ja fast!« Ihre Freundin ließ die stürmische Umarmung lachend über sich ergehen.
    »Ich bin froh, dass du kommst, ich grüble wieder einmal über … du weißt schon. Hab’s aber im Griff.«
    Eveline zwinkerte Maira zu. »Keine Ahnung, wen du meinst.« Sie hielt eine Tüte hoch und stolzierte damit majestätisch in Richtung Wohnzimmer. Der köstliche Duft von gebratenem Reis und Curryhühnchen ließ Maira das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    »Um auf dem Balkon zu essen, ist es heute leider etwas zu kalt, wir müssen mit deiner alten Couch Vorlieb nehmen.« Maira folgte ihrer Freundin in den Salon. Eveline stellte die Tüte auf den Couchtisch und zog etwas Kleines aus ihrer Hosentasche.
    »Neeeeeeeeeeeeein, so cool!« entfuhr es Maira, als sie ein Fläschchen ›Pink Flamingo‹ in der Hand ihrer Freundin erkannte. »Danke!« Sie drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Ich hab alle Hebel in Bewegung gesetzt und den gestern von meiner Bekannten gekriegt«, lächelte sie. »Sorry, dass es so lange gedauert hat.«
    »Macht nichts, dafür freue ich mich jetzt umso mehr.« Da sie den
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