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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman
Autoren: Tamara Wernli
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lange nichts.
    Als er aufsah, konnte er ihr nicht einmal in die Augen sehen. »Ja, dann war es irgendwie zu spät.« Seine Stimme war nunmehr ein Flüstern. »Es tut mir unendlich leid.« Sein Gesicht war von der Wahrheit gezeichnet. Tränen standen in seinen Augen. Maira wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Darauf war sie nicht gefasst gewesen.
    Bevor sie etwas sagen konnte, nahm er wieder ihre Hand. Sie ließ es geschehen.
    »Schau, Maira. Ich bin schuldig. Ich habe unseren heiligen Pakt gebrochen. Vieles hätte ich anders machen können, aber ich hab’s vermasselt. Meine Frau sitzt da unten und wartet auf mich, weil sie mich liebt. Und ich? Ich möchte am liebsten ewig mit dir in dieser kleinen, schummrigen Bar bleiben.« Seine Hände strahlten alt vertraute Wärme aus, gleichzeitig hatte die Berührung für Maira etwas Unwirkliches.
    »Ich habe realisiert – in den letzten Wochen mehr denn je –, dass ich dich nie aus meinem Kopf bekommen konnte. All die Jahre nicht. Ich habe Deborah, und vor allem mir selbst, etwas vorgemacht. Es war nicht fair ihr gegenüber, aber ich kann es mehr nicht ändern. Was ich für dich empfunden habe, immer noch empfinde, habe ich nie für Deborah gefühlt, obwohl es auch Liebe war. Keine Frau hat mich je so berührt wie du. Ich werde so etwas auch nie mehr erleben, das wissen wir beide. Was wir hatten, gibt es nur einmal im Leben. Once in a lifetime, weißt du noch?«
    Die vier Worte ließen sie erschauern und einen Augenblick lang – nur eine Sekunde – regte sich in ihrem Herzen etwas, das jedoch gleich wieder erlosch.
    »Lass uns Freunde sein, Maira. Ich verstehe, dass du alles erst verarbeiten musst. Aber lass uns den Kontakt nicht abbrechen. Gib uns eine Chance und wir werden sehen, wie es weitergeht.«
    In den vielen Spiegeln, die ringsum an den Wänden hingen, schwebten wie auf einem Karussell alle möglichen Menschen und waren in Gespräche vertieft. Sie selbst saß im Wagen einer Wildwasserbahn, die nach einer unendlich langen Fahrt gerade zum Stillstand gekommen war.
    Er war und würde immer ein ganz spezieller Mensch für sie bleiben.
    Aber Gefühle? Eine zweite Chance? Seit dem Betreten der Bar hatte sie darauf gewartet, von einem immensen Glücksgefühl überflutet zu werden. Sie war darauf eingestellt gewesen, vom Scheitel bis zu den Fußsohlen, vergebens. Da war nichts. Obwohl sie in den hintersten Winkeln ihres Herzen nach irgendeiner Empfindung, einer Regung, sollte sie noch so klein sein, suchte und sich diese herbeisehnte, außer der nagenden Enttäuschung konnte sie nichts finden. Wieso sollten sie Freunde werden? Nach all den Geschehnissen konnte Maira sich dies kaum vorstellen, so wenig, wie sie sich eine neue, zweite Zukunft mit Yaron ausmalen konnte.
    Er tat ihr einfach nur leid. Wie es aussah, stand er vor den Scherben seiner Ehe und hatte nach seiner Frau und seiner Heimat nun auch sie, Maira, endgültig verloren, obwohl er alles nur aus Liebe getan hatte. Das Leben war manchmal brutal.
    »Weiß du, Yaron, ich bin dir weder böse, noch verurteile ich dich für das, was damals geschehen ist. Du hattest deine Gründe und ich verstehe sie teilweise. Es liegen einfach zehn Jahre dazwischen. Zehn Jahre, in denen man sich weiterentwickelt, vielleicht nicht in die gleiche Richtung. Man schließt diesen Lebensabschnitt ab, geht vorwärts, lässt die vielen Schmerzen, das Elend hinter sich. Was damals schön und toll war, ist es vielleicht heute nicht mehr. Was dir damals an mir gefallen hat, tut es möglicherweise heute nicht mehr. Wir sind nicht mehr die, die wir früher waren.« Yaron wollte etwas einwenden, doch sie bedeutete ihm zu schweigen. »Lass mich ausreden. Du möchtest, dass wir Freunde sind? Uns eine neue Chance geben? Es ist alles noch viel zu nahe. Ich bin im Moment mit meinen Gefühlen und meiner Zukunft zu beschäftigt, als dass ich dir eine Freundin sein könnte oder wollte. Das klingt hart, aber ich möchte dich nicht in meinem Leben haben. Es ist so schon kompliziert genug.« Sein Gesicht, seine Haltung, sein ganzer Körper, alles schien zu zerfallen. Es schmerzte sie unendlich, dennoch durfte sie ihm die Wahrheit nicht vorenthalten.
    »Ich kann dir keine bessere Antwort geben.« Maira fühlte, dass die Zeit gekommen war, Abschied zu nehmen. Gott, wie hatte sie sich nach diesem Mann gesehnt! Sie war in ihrem Kokon aus Liebe eingehüllt geblieben, hatte die erblassenden Erinnerungen mit eingeschlossen, damit sie niemals in Vergessenheit
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