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Blind Date mit Folgen - Roman

Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman
Autoren: Tamara Wernli
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Englisch miteinander gesprochen habt. Außerdem hast du dir in all den Jahren Fremdsprache einen komplett anderen Tonfall angeeignet. Du bist älter geworden, hast andere Gewohnheiten, machst andere Bewegungen. Das zählt für sie genauso. Und vor allem: Sie dachte, du wärst tot!« Deborah sah, wie es in ihm arbeitete. Sie würde alles dafür geben, seine Gedanken lesen zu können. Er musste eine Gefühlsachterbahn durchmachen. Wegen einer anderen. Sie hatte hier wirklich nichts mehr verloren.
    »Vielleicht hast du recht«, meinte er langsam, seine Augen auf das Glas vor sich gerichtet. »Ich habe mich sehr verändert.« Allerdings. Ich kenne dich kaum mehr.
    »Maira lebt in Zürich?«, wollte er plötzlich wissen.
    »Weißt du was?« Deborah ergriff ihre Jacke und stand auf. »Frag sie doch selber. Dann bringst du es hinter dich. Oder hinter uns.«
     

47
    Maira trat aus dem Fahrstuhl und rannte den Korridor entlang. Vor Zimmer 512 blieb sie stehen. Die Tür war nur angelehnt. Sie horchte, es war alles still. Sie trat ein. Die Vorhänge waren teilweise zugezogen und der Raum halb abgedunkelt.
    Im Schlummerlicht erblickte sie als Erstes Sven, der mit nacktem Oberkörper auf der Bettkante saß und zu Boden starrte. Dann entdeckte sie rote Striemen auf seiner Haut, die sich vom Hals bis zum Bauch hinunterzogen und bluteten. Es sah aus, als ob er sich die Verletzungen selbst mit den Fingernägeln zugefügt hatte. Die Haare fielen ihm ins Gesicht. So verstört hatte sie ihn nie zuvor erlebt. Als sie näher trat, schaute er teilnahmslos auf.
    »Was machst du denn hier?« Seine geröteten Augen hatten einen seltsamen Glanz und trotz der schlechten Beleuchtung erkannte sie, dass seine Pupillen riesig waren.
    »Ich hab die Mails gelesen, Sven. Von SECRETS an Yaron.«
    Er blinzelte sie verwundert an. »Mails?«
    »Die Mails, in denen du dich als SECRETS ausgibst.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Ah, die Mails.« Er wippte auf der Bettkante vor und zurück, dann plötzlich, vom einen Moment auf den anderen, schrie er sie an. »Warum hast du das getan? Warum willst du dich mit Yaron treffen? Wo ist er?« Sie schreckte zurück und er lachte laut auf. »Weißt du, was daran so komisch ist?« Er griff nach dem Handy neben sich auf dem Bett und hielt es ihr entgegen. Sein Lachen endete abrupt.
    »Er ist hier. Da nimm, nimm! Du willst wissen, wo dein verdammter Israeli ist? Da, die Nummer ist gespeichert unter Israeli!« Sein Blick war voller Hass. Der alte Sven war verschwunden. Wen hatte sie da vor sich?
    Maira starrte auf das Handy, war aber außerstande, sich zu rühren. Sie konnte nicht begreifen, dass ihr bester Freund, den sie fast ihr ganzes Leben lang kannte, gar nicht der war, für den sie ihn all die Jahre gehalten hatte. Sie fühlte sich nackt und hilflos. Er war ihr so vertraut gewesen, sie hatte ihm jede Kleinigkeit von sich erzählt, er wusste alles von ihr. Sven sprang auf und bevor sie reagieren konnte, packte er sie an den Schultern und schüttelte sie unsanft. Ihr wurde schwindlig.
    »Du bist von dem Typen verdorben!«, herrschte er sie an. Sie versuchte sich aus dem harten Griff zu befreien, er schüttelte sie nur umso heftiger.
    »Sven«, stieß sie hervor. »Sven, bitte hör auf!« Sie nahm den Irrsinn in seinem Blick wahr und bekam es mit der Angst zu tun. Wenn sie ihn nicht stoppte, würde ihr gleich schwarz vor den Augen werden.
    »Warum tust du mir das an?« Er drängte sie an die Wand und ihr Rücken schlug heftig dagegen. »He, warum?« Sie wollte antworten, brachte aber keinen Ton heraus. Ihr Kopf begann zu rasen und ihr Rücken schmerzte. Sven ließ nicht locker. Es war entsetzlich heiß. Seine Augen funkelten ganz dunkel, so sehr waren die Pupillen geweitet. Sven war krank.
    »Ich hab alles für dich getan! Alles! Jahrelang hab ich dir gezeigt, dass ich dich liebe.« Liebe? Was …?
    Jetzt dämmerte es ihr allmählich und die Frage nach dem Warum hatte sich nun von selbst beantwortet. Wie konnte sie das nur all die Zeit übersehen? Warum war sie so blind gewesen?
    »Ich war immer da für dich! Und du? Was tust du? Du bist undankbar! Warum begreifst du nicht, dass du mich brauchst?«
    Und wie hatte er den Zorn so lange unterdrücken und diesen Wahnsinn vor ihr verbergen können?
    In diesem Moment ließ Sven von ihr ab und sie rieb sich die schmerzenden Schultern.
    »Maira«, sagte er leise und sein Gesicht war dem ihren so nah, dass sie seinen schlechten Atem roch. »Ich bin der Einzige, der dich
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