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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz
Autoren: Jane Feather
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Nahrung oder Heizmaterial und noch nicht einmal für eine Unterkunft dagewesen war. Damals hatten Judith und ihr Bruder gelernt, sich allein durchzubringen.
    Heute abend hatten sie geübt, wie sie es hin und wieder taten, aber irgendwie war Judith dabei ein Fehler unterlaufen, und der Marquis hatte sie ertappt.
    Marcus Devlin, Marquis von Carrington.
    Bernard Melville, dritter Earl von Gracemere.
    Ihre Kriegslist bei dem einen müßte ihren Plänen mit dem anderen förderlich sein. Sebastian hatte recht, was die Gefahr gemischter Motive betraf. Sie mußte sich jetzt voll darauf konzentrieren, den Marquis zu umgarnen, um sich sein Schweigen zu sichern. Und jede persönliche Befriedigung, die sie aus seiner Unterwerfung ziehen würde, wäre ein rein privates und nebensächliches Vergnügen. Nichts und niemand durfte den großen Plan gefährden... die treibende Kraft hinter dem Leben, das Judith und Sebastian gegenwärtig führten.

2. Kapitel
    »Mein lieber Bernard, wie soll ich es nur zwei volle Monate lang ohne dich aushalten?« Agnes Barret seufzte und streckte ein nacktes Bein aus, begutachtete zufrieden lächelnd den wohlgeformten Schwung der Wade, die schlanke Fessel. Sie kniff sich ein paarmal mit Daumen und Zeigefinger in die Hüfte; das Fleisch war so fest wie das eines jungen Mädchens.
    »Dein Ehemann hat ein Anrecht auf Flitterwochen, meine Liebe.« Der Earl von Gracemere beobachtete seine Geliebte mit wissendem Lächeln, in das sich Begehren mischte. Agnes' Eitelkeit war eine ihrer wenigen Schwächen - ihre einzige, wenn man es genau nahm, und sie hatte ohne Zweifel Anspruch darauf. Mit dreiundvierzig ist sie schöner, als sie es mit zwanzig war, dachte er. Ihr Haar war noch so glänzend kastanienbraun wie eh und je, ihre goldbraunen Augen so leuchtend, ihre Haut so glatt und makellos, ihre Figur so schlank und elegant. Tatsächlich gab es keine Frau, die es mit ihr aufnehmen konnte, und Bernard Melville hatte viele Frauen gekannt. Aber immer hatte es Agnes für ihn gegeben. Sie war untrennbar mit seinem Leben verbunden, so wie er mit ihrem verbunden war.
    »Ach, Thomas!« Bei der Erwähnung des lästigen Bräutigams machte Agnes nur eine wegwerfende Handbewegung. »Er leidet schon wieder unter einem Gichtanfall, hältst du das für möglich? Er kann es nicht ertragen, wenn sich jemand auch nur auf zwei Meter seinem linken Fuß nähert, was die üblichen Aktivitäten in den Flitterwochen ziemlich einschränken dürfte.« Sie griff nach dem Glas Wein auf
    ihrem Nachttisch und trank einen Schluck, während sie dem Earl über den Glasrand hinweg einen Blick zuwarf.
    »Ist das etwa ein Grund zur Beschwerde?« wollte Bernard wissen. »Ich hatte eher den Eindruck, daß du den ehelichen Schlafzimmerpflichten mit einem ältlichen Gatten mit Schrecken entgegensiehst.«
    »Nun, so ist es ja auch, aber man muß doch irgend etwas zu tun haben, wenn man zwei Monate in ländlicher Einöde verbringen muß«, gab Agnes scharf zurück. »Ich nehme doch an, du wirst irgendwo in Yorkshire Trost für dein leeres Bett finden ... ein Dorfmädchen oder eine Melkerin oder etwas in der Art.«
    »Eifersüchtig, Agnes?« Er lächelte und griff nach seinem Glas. Er trat ans Fenster und blickte auf die träge fließende Themse hinaus. Ein von Pferden gezogener Lastkahn bewegte sich am südlichen Flußufer entlang. Eine von Londons vielen Kirchen ließ ihre Glocken durch die heiße Juniluft erschallen.
    »Kaum. Ich betrachte Bauernmägde nicht als Rivalinnen.«
    »Meine Liebe, du hast nirgendwo deinesgleichen, also kannst du unmöglich eine Rivalin fürchten.« Er nahm einen Schluck Wein und behielt ihn im Mund, als er seine Lippen ihren näherte. Ihr Mund öffnete sich unter seinem, und der Wein rann über seine Zunge und füllte das Innere ihres Mundes mit warmer Süße. Seine Hände glitten in einer trägen Liebkosung zu ihren Brüsten, und Agnes ließ sich mit einem gemurmelten Seufzer auf das Bett zurücksinken.
    Die Sonne war bereits untergegangen und hatte den Fluß unterhalb ihres Fensters in ein stumpfes, bleigraues Band verwandelt, bevor sie erneut zu sprechen begannen.
    »Ich weiß nicht, wie bald ich Thomas um eine Summe bitten kann, die ausreicht, um deine Gläubiger zu beschwichtigen.« Agnes verlagerte ihr Gewicht, und die Bettfedern quietschten. »Es ist ein bißchen peinlich, von seinem Bräutigam eine bedeutende Summe zu fordern, kaum daß man den Altar verlassen hat.«
    »Deshalb fahre ich ja nach Yorkshire«,
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