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Bleib für immer!: Roman (German Edition)

Bleib für immer!: Roman (German Edition)

Titel: Bleib für immer!: Roman (German Edition)
Autoren: Jane Costello
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anfangen soll, steuere ich das Grüppchen neben mir an. »Äh, hallo«, stottere ich. »Ähm, dürfte ich euch alle bitten, für die Fotos in den Garten zu gehen? Danke. Vielen Dank.«
    Ich stapfe von Gruppe zu Gruppe und sage mein Sprüchlein auf.
    Fünf Grüppchen später wird mir klar, dass mich diese ach-so-höfliche Technik keinen Schritt weiterbringt. Ich bekäme mehr Reaktion, wenn ich die Hochzeitstorte anspräche. Also gehe ich dazu über, den Leuten zusätzlich auf die Schulter zu tippen.
    »Ähm, ja, also, hallo«, sage ich. »Tut mir echt leid, euch zu unterbrechen, aber könntet ihr vielleicht jetzt mal in den Garten gehen? Der Fotograf wäre dann so weit.«
    Nichts. Ich hüstele – in dem Bemühen, gleichzeitig höflich und bestimmt zu wirken. Mit anderen Worten, die Leute dazu zu bringen, dass sie tun, was man ihnen verflucht noch mal sagt.
    »Es werden jetzt Fotos gemacht.« Inzwischen hat mein Tonfall eine deutliche Strenge angenommen. »Könntet ihr dann mal in den Garten gehen … bitte? «
    Langsam geht mir das auf die Nerven. Entweder bin ich unsichtbar, oder die Leute geben dem Schampus und den Blinis mit geräuchertem Lachs den Vorzug vor einer zugigen halben Stunde auf der Terrasse, während der sie unablässig »Schokoladenkekse« sagen müssen.
    Hmmmm. Gut, ich wusste ja, das würde eine Herausforderung. Ich muss also autoritär werden.
    Bitte schön – kein Problem.
    Ich widerstehe der Versuchung, mich auf einen Stuhl zu stellen, gebe aber trotzdem alles.
    »MEINE DAMEN UND HERREN«, brülle ich. »BITTE BEGEBEN SIE SICH IN DEN GARTEN, DA GLEICH DIE FOTOS GEMACHT WERDEN.«
    Der gesamte Raum verstummt, und alle drehen sich zu mir um, als wäre ich eine Stripperin, die als Hauptattraktion bei einem Treffen des örtlichen Frauenvereins gebucht wurde. Offenbar war ich doch lauter, als ich dachte.
    Plötzlich wird mir bewusst, dass ich dem armen Kerl unmittelbar neben mir womöglich das Trommelfell perforiert habe. Er schrickt deutlich sichtbar vor mir zurück, und bis jetzt eben hatte ich nicht gewusst, wie das aussieht. Dann dreht er sich langsam um, in der eindeutigen Absicht, die Quelle dieses Höllenlärms auszumachen. Ich stelle fest, dass ich nicht weglaufen kann.
    Sobald ich sein Gesicht erkenne, rutscht mir das Herz in die Hose. Wenigstens kann mir niemand vorwerfen, ich wüsste nicht, wie man Eindruck hinterlässt.

9
     
    E S GIBT NUR EINEN WEG, um diese Situation zu retten. Und das ist, etwas Lustiges zu sagen. Damit Action Man denkt: Okay, diese Frau hat sich zwar schon zweimal benommen, als wäre sie soeben aus der örtlichen Irrenanstalt entflohen, aber du meine Güte, ist sie nicht einfach der witzigste, amüsanteste Mensch, den ich jemals getroffen habe? Das wäre zumindest ein Anfang, um dieses Fiasko etwas abzumildern.
    Ich zermartere mir das Hirn nach meinem besten, zwerchfellerschütterndsten Spruch, um die Atmosphäre aufzuheitern und ihn im Idealfall dazu zu veranlassen, mich ohne weitere Verzögerung mit nach Hause zu nehmen.
    »Äh, ah! Äh, also …«, stammle ich. »Tut mir total leid.«
    Rutsch rüber, Monty Python .
    Er lächelt. »Nicht so schlimm«, meint er. »Aber du hast ein beeindruckendes Lungenvolumen, so viel ist sicher. Wobei du das bitte nicht in den falschen Hals kriegen solltest.«
    Ich entspanne mich – ganz leicht – und starte einen neuen Versuch. »Das sagst du doch sicher zu jeder«, bemühe ich mich, meine Peinlichkeit zu überspielen. So geschämt habe ich mich nicht mehr, seit … also seit ich ihm vor einer Stunde auf der Treppe begegnet bin, um genau zu sein.
    »Nicht unbedingt«, sagt er lachend. »Obwohl ich einräumen muss, dass nicht alle Frauen deine Methode wählen.«
    Mein Gesicht wird noch heißer. »Also gut, ich gebe es zu«, gestehe ich. »Es ist mir peinlich.« Ich weiß nicht, warum ich ihm das erzähle, wo doch meine Wangen längst nach Sonnenbrand dritten Grades aussehen.
    »Das muss es nicht.« Er deutet mit dem Kopf zur Terrassentür. »Immerhin hat es funktioniert.«
    »Gott sei Dank, wenigstens das«, seufze ich.
    »Gehört so was heutzutage zu den Pflichten einer Brautjungfer?«, fragt er. »Ich dachte immer, man müsste nur herumstehen und hübsch aussehen.«
    »Hübsch aussehen ist tatsächlich meine Hauptaufgabe heute«, stimme ich zu. »Das und den Gästen die Trommelfelle zerreißen.«
    »Tja«, meint er, »beides machst du ganz ausgezeichnet.«
    Ich versuche, mir ein Grinsen zu verkneifen. »Danke«, sage ich
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