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Bleib für immer!: Roman (German Edition)

Bleib für immer!: Roman (German Edition)

Titel: Bleib für immer!: Roman (German Edition)
Autoren: Jane Costello
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jedermann oben aus meinem Kleid heraus. Besser gesagt, gut sichtbar für ihn, Action Man. Was noch viel schlimmer ist als nur für jedermann .
    »Das fasse ich nicht«, murmle ich und zerre wütend die zwei Filets aus meinem Ausschnitt. In Ermangelung eines Grills stopfe ich sie in den Mülleimer.
    »Sieh es einfach als Fingerzeig Gottes, dass du nicht grundlos flachbrüstig auf die Welt kamst«, erklärt Grace mir freundlich.
    »Schön, dass du das amüsant findest.«
    »Entschuldige.« Grace muss sich mühsam ein Kichern verbeißen. »Aber du musst zugeben, dass es ziemlich amüsant ist.«
    In der anderen Ecke des Zimmers entdecke ich Charlotte, Graces zweite erwachsene Brautjungfer, die den größten Teil des Vormittags damit zugebracht hat, die Blumengestecke in Ordnung zu bringen. Selbst sie muss sich ein Lächeln verkneifen. Was bedeutet, dass mein Anblick wirklich schlimm sein muss, denn Charlotte ist wahrscheinlich der netteste Mensch im bekannten Universum.
    »Mach dir keine Sorgen, Evie«, tröstet sie mich. »Das hat bestimmt niemand gemerkt. Sie haben vielleicht gedacht, das gehört zum Kleid.«
    Ich widerstehe der Versuchung, Charlotte zu erzählen, dass sie dem Einzigen, der sie tatsächlich gesehen hat, nicht deutlicher hätten auffallen können, wenn sie herausgesprungen wären und ihn auf beide Wangen geohrfeigt hätten.
    »Du hast recht«, sage ich. »Danke, Charlotte.«
    Ich verspüre einen Stich von schlechtem Gewissen, weil ich mir nicht die Zeit genommen habe, ihr heute beim Zurechtmachen zu helfen. Nicht, dass Charlotte nicht hübsch wäre, ganz im Gegenteil. Sie hat eine Haut, für die ich töten würde – glatt und rein wie die eines Babys, mit zauberhaften rosigen Wangen. Und ihre Augen sind so groß und sanft wie die von Bambi. Ich weiß noch, dass sie mich bei unserer ersten Begegnung vor vielen Jahren an eine Milchmagd aus dem achtzehnten Jahrhundert erinnerte: herrlich weich und rund und gesund.
    Doch während Charlotte natürliche Vorzüge hat, kann man wohl behaupten, dass sie nicht viel daraus macht. Um es gänzlich unverblümt auszudrücken: Es gibt Kandidaten bei der Crufts-Hundeschau, die sich mehr Mühe mit ihren Haaren gegeben haben als sie heute. Und obwohl Charlotte nicht Charlotte wäre ohne ihre üppigen Rundungen, zieht sie sich nie vorteilhaft an. Ihr Brautjungfernkleid sitzt so eng, dass man befürchtet, es könnte ihr die Blutzufuhr abschnüren.
    »Gleich geht’s los«, sage ich, halte Charlottes Hand und drücke sie.
    »Ja«, entgegnet sie mit völlig verängstigter Miene.
    Grace drückt mir einen Strauß in die Hand.
    »Also dann, ihr beiden«, erklärt sie, »wir können hier nicht den ganzen Tag rumstehen und über Evies Dekolleté debattieren. Wir müssen vor den Altar – und zwar schnell.«

5
     
    E S IST SCHWER, sich vom Zauber eines Tages wie heute nicht überwältigen zu lassen.
    Selbst jemand mit einem so starken Hang zum Zynismus wie ich kann in solchen Momenten nicht anders, als über alles Unzynische zu sinnieren. Zum Beispiel darüber, wie fantastisch es sein muss, jemanden so sehr zu lieben, dass man mit ihm zusammen alt und inkontinent werden will.
    Denn es ist nicht nur der Bronzepuder, der Grace heute ein solches Leuchten verleiht. Es liegt an Patrick, dem Mann, den sie im Begriff ist zu heiraten. Und an der Tatsache, dass für sie zweifelsfrei feststeht, dass er der Richtige für sie ist, für immer.
    »Was ist los?«, flüstert Charlotte mir zu, während wir vor der Tür auf den Beginn der Zeremonie warten.
    »Nichts«, antworte ich. »Warum?«
    »Du hast nur geseufzt, deshalb.«
    »Hab ich das?«, flüstere ich etwas überrascht zurück.
    Sie lächelt. »Keine Sorge, Evie. Eines Tages wirst du jemand ganz Besonderen kennenlernen.«
    Da bist du optimistischer als ich, Charlotte.
    Während ich Grace auf dem Weg durch die Bankreihen zu den Klängen von Louis Armstrongs »What a Wonderful World« folge, entdecke ich Gareth unter den Gästen, und meine Gedanken wandern zurück zu unserem letzten Treffen. Er schniefte in seine Serviette, als ich ihm erklärte, unsere Beziehung sei vorbei.
    Also setze ich ein entschuldigendes Lächeln auf, aber er wendet sich betont ab und studiert seinen Programmzettel. Kurz beiße ich mir auf die Lippen. Was ist eigentlich mit mir los? So schlimm war Gareth gar nicht. Keiner von ihnen war so schlimm.
    Ich schiele nach links und ein weiterer Ex, Joe der Fernsehproduzent, fängt meinen Blick auf und zwinkert. Okay, er
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